Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Ökonomen blicken in die Glaskugel: Die Euro-Zone im Jahr 2022

Von Sigrid Brandstätter und Susanne Dickstein, 03. Jänner 2012, 00:04 Uhr
Schuldenkrise trübt die Bilanz des Euro
Bild: Reuters

LINZ. Allen Kassandrarufen zur aktuellen Schuldenkrise zum Trotz: Die von den OÖNachrichten befragten Ökonomen sind überzeugt, dass die Währungsunion in zehn Jahren noch bestehen und der Euro unser Zahlungsmittel sein wird.

Fritz Breuss, Wirtschaftsforscher
Die Krise hat die Schwächen offengelegt. Wir haben zwar eine zentrale Geldpolitik, aber keine zentrale Wirtschafts- und Fiskalpolitik. Wenn es gelingt, die 2011 initiierte Fiskalunion zu schaffen, mit stärkerer Kontrolle nationaler Haushalte, wären wir für künftige Krisen besser gewappnet.

Thomas Wieser, Sektionschef Finanzministerium
In zehn Jahren wird es die Währungsunion noch geben, sie wird mehr als 17 Mitglieder haben. Die wirtschaftspolitische Koordination wird stärker und besser sein. Auch die Lohnbildung wird länderübergreifend stärker koordiniert, das braucht allerdings Zeit.

Josef Falkinger, Ökonomieprofessor an der Uni Zürich
Die Währungsunion wird intakt sein.
Die Europäische Zentralbank muss ihre Verantwortung als Kreditgeberin wahrnehmen. Es braucht eine entschiedene europäische Politik mit einer Regulierung der Finanzindustrie, Budgetsanierung und geordneten Insolvenzverfahren.

Peter Brezinschek, Raiffeisen-Chefanalyst
Der Euro wird auch 2022 unsere Währung sein. Schweden und andere Länder könnten dabei sein. Wir werden mit höheren Renditeunterschieden zwischen den Staaten leben müssen. Die EZB wird Inflation verhindern, wenngleich sie höher sein wird, weil Dienstleistungen einen höheren Stellenwert im Warenkorb erhalten.

Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt Bank Austria
Ich denke, das Chaos der vergangenen Monate hat gezeigt, dass wir eine bessere Koordinierung der Wirtschaftspolitik brauchen, die deutlich über die beschlossenen Budgetregeln hinausgeht. Dazu zählen auf mittlere Sicht ein gemeinsames Budget und am Ende gemeinsame Anleihen.

Bernhard Felderer, Wirtschaftsforscher
Möglicherweise werden ein oder zwei Länder die Währungsunion verlassen. Auseinanderfallen wird sie aber nicht. Wenn es gelingt, dass jedes Land Schulden abbaut und dies mit Staatsverträgen abgesichert wird, ist es eine neue Form der Finanzpolitik, die den Euro sichert und das über zehn Jahre hinaus.

Christian Helmenstein, Chefökonom Industriellenvereinigung
Die Zukunft bringt mehr wirtschaftliche Integration. Die Europäische Währungsunion wird daher eher wachsen als schrumpfen – und der Euro wird einen Eckpfeiler des tripolaren Weltwährungssystems mit dem US-Dollar und dem chinesischen Renminbi bilden.

Friedrich Schneider, Ökonomie-Professor an der Uni Linz
In zehn Jahren werden auch Polen und baltische Staaten den Euro eingeführt haben. Die Währungsunion wird stabil und vital sein. Voraussetzung dafür ist, dass die europäischen Regierungen ihre Haushalte konsolidieren und damit fiskalischen Spielraum schaffen.

 

„Wir sind keine Propheten“, wehren die Ökonomen den Blick in die Zukunft zunächst ab. Nahezu im selben Atemzug sagen aber alle, dass die Währungsunion auch ihren 20. Geburtstag feiern wird.

Zwar mit womöglich anderen Teilnehmern: Starke Länder wie Schweden, Tschechien, Polen, die baltischen Staaten oder Kroatien könnten dabei sein – aber sicher nicht Großbritannien. Ob Griechenland und Portugal noch im Verbund sind, wird in Frage gestellt. Entscheidend sei auch, wie Italien seine Reformen umsetzen könne.

Als Voraussetzung für den Fortbestand der Währungsunion sehen die Ökonomen eine solidere Fiskalpolitik als in den vergangenen Jahren. Die EU-weite Koordinierung werde über die nun beschlossenen Budgetregeln hinausgehen und mehr Politikfelder berühren als bisher. Entscheidendes Element sei das Einhalten festgelegter Spielregeln. Bei Verletzung dieser Regeln müsse es Sanktionspotenzial geben.

Länder wie Griechenland oder Portugal werden ihre Lohnentwicklung stärker an die niedrige Produktivität anpassen müssen. Die EU werde andere Schwerpunkte setzen: Statt Radwegenetze aus Mitteln der Strukturfonds zu finanzieren, werden diese in wettbewerbsrelevante Projekte wie den Ausbau technischer Schulen fließen

Zum Ende der OÖNachrichten-Serie „Unser Geld – 10 Jahre Euro“ werfen wir auch einen letzten Blick zurück – mit Heinz Handler, der bei der Euro-Bargeld-Einführung 2002 Sektionschef im Wirtschaftsministerium war.

 

Heinz Handler im OÖN-Kurzinterview

Der ehemalige stellvertretende Wifo-Leiter Heinz Handler (70) war von 1993 bis 2003 Sektionschef im Wirtschaftsministerium.

OÖN: Sie waren bei der Euro-Einführung 2002 an vorderster Front dabei. Wie beurteilen Sie sie im Nachhinein?
Handler: Den europäischen Binnenmarkt mit einer gemeinsamen Währung auszustatten, war ein Riesenschritt in die gewünschte Richtung. Leider passierte ein Denkfehler: Dass zuerst die Währungsunion installiert wurde und damit der Druck zur Entwicklung einer politischen Union groß genug sein sollte. Frankreich wollte das und hat sich durchgesetzt. Nicht die Deutschen, die es umgekehrt wollten: Zuerst real vereinen, dann monetär.
OÖN: Dem Euro haftet der Makel des Teuro an. Wie sehen Sie das?
Handler: Die Inflationsrate war seit der Euro-Einführung vergleichsweise niedrig. Die Ausschläge nach oben, die zu einer hohen, gefühlten Inflation führen, kommen von den Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Das sind aber exogene Einflüsse. Im Wirtschaftsministerium haben wir bei der Euro-Einführung ein Monitoring installiert und beobachtet, dass vor allem in konsumnahen Branchen die Euro-Einführung genutzt wurde, um die Preise um bis zu 30 Prozent erhöhen. Wir haben mit den Unternehmen Vier-Augen-Gespräche geführt und ihnen klargemacht, dass das so nicht geht. (az)

 

 

mehr aus Wirtschaft

Strabag: "Österreich ist ein Sorgenkind"

VKB : Gewinn verdoppelt, Zahl der Genossenschafter halbiert

KV-Verhandlungen Speditionen: Gewerkschaftsmitglieder lehnten Angebot ab

Weniger Minuten, mehr Daten: So telefonieren und surfen die Österreicher

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

7  Kommentare
7  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Ameise (45.683 Kommentare)
am 03.01.2012 13:13

um in ihren Karrierebestrebungen nicht beschnitten zu werden.Gegen diese Jungs ist ja Münchhausen ein Wahrheitsfanatiker.Nun,der eine oder andere Wähler wirds glauben,und das ist ja letztlich der Sinn und Zweck der Übung...

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 03.01.2012 09:10

Wir sitzen in der Küche, dem einzig beheizten Raum im Haus. Nachbarn sind auch da. Sie haben schon lang nicht mehr geheizt. Wir spielen Karten, fürs Fernsehen gibts längst keinen Strom mehr. Radio drehen wir nur für die Nachrichten auf. Zur Arbeit u. zum Arzt gehts im Sommer mit dem Fahrrad, im Winter dauert der Fußmarsch eine Stunde. Die damalige Regierung hat vor einem Jahrzehnt den Fehler gemacht, den Pleite-€ beizubehalten. Mit Rettungsschirmen u. €-Bonds haben wir die Schulden der mediterranen Freunde übernommen. Die sitzen in der Sonne u. freuen sich, wie dumm wir waren. Wir klirren hier vor Kälte. Ein griech. Investor hat vor einiger Zeit die Fabrik im Ort gekauft, wo jetzt eine meiner Töchter, die ein Doktoratsstudium absolviert hat, als Putzfrau arbeiten darf. Die andere hilft zeitw. am Anwesen des portug. Großgrundbesitzers aus. Ich muss weg, um vor Einbruch der Dunkelheit beim Bauern Fallobst zu sammeln. Am Abend läuft im einzigen Kino der Umgebung der Film "Mehr Europa"!

lädt ...
melden
Ameise (45.683 Kommentare)
am 03.01.2012 13:14

Gut geschrieben...

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 03.01.2012 20:10

Ich muß allerdings gestehen, nicht selbst der Verfasser dieser Geschichte zu sein. Meine bescheidene Leistung bestand lediglich in der Verkürzung von 1264 auf 997 Zeichen, unter Vermeidung inhaltlicher Einbußen. Das Original stammt von Herrn Mag. Armin Fitzka aus Salzburg und wurde in der heutigen Ausgabe einer populären Tageszeitung abgedruckt. Ich glaube, mit der Weiterverbreitung auch im Interesse des Verfassers zu handeln.

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 03.01.2012 20:30

Naja ganz hab ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben das wir den Pleite€ aufgeben und irgendwann doch noch rechtzeitig zu unseren alten und im Gegensatz zum € funktionierenden Währungen zurückkehren. Bis dahin werden wir noch viele "Erfolgsprognosen" über den Euro ertragen müssen.

lädt ...
melden
gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 03.01.2012 06:41

Das stimmt vom Schweizer: "Die Europäische Zentralbank muss ihre Verantwortung als Kreditgeberin wahrnehmen. Es braucht eine entschiedene europäische Politik mit einer Regulierung der Finanzindustrie, Budgetsanierung und geordneten Insolvenzverfahren."

Da soll man aber gleich dazu sagen WIE:
1. Regulierung der Finanzindustrie durch Aufteilen der Banken in Geschäfts- und Investitionsbanken! Staatshaftung nur für Geschäftsbanken!
2. Staaten beziehen Kredite nur direkt bei der Nationalbank zu niedrigen Zinsen und nicht mehr über den "Kapitalmarkt" zu Irrsinnszinsen.

Staatsdefizite können nur bei steigender Wachstum und/oder Inflation abgebaut werden, das soll einmal dazu gesagt werden.

Aber mit einer gesetzlichen Schuldenbremse wirds das nicht spielen, wenn man nicht prinzipiell eine Bankenhilfe ausschließt und diese wird nötig werden, wenn Basel 3 mit 9 % Eigenmittel fällig wird.

ALLE Länder des "freien Marktes" sind zu überschuldet um diese Schulden ohne Haircut zu überleben!

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 03.01.2012 01:32

kein noch so g´scheiter weiß, was in einem monat passieren wird ...
und dann diese kindervorstellung?!

sind wir schon alle orrf???

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen