Eine Sternstunde mit Juan Diego Flórez
Der Tenor begeisterte zum Auftakt der OÖN-Konzertreihe "Klassik am Dom" in Linz.
Juan Diego Flórez ist einer der wenigen wirklichen Tenorstars unserer Zeit, die nicht bloß das große Geschäft sehen, sondern die tatsächlich Musik machen und sich kompromisslos in den Dienst der Komponisten stellen. Das war auch am Samstag beim Auftakt der "Klassik am Dom"-Serie zu erleben: Juan Diego Flórez hat auf dem Domplatz ein fulminantes Arien-Recital gegeben und sich dabei nicht hinter "Friends" wie bei so manch anderen Größen des Opernbusiness versteckt, sondern den Abend alleine mit beachtlichen zwölf Arien bestritten und sein Publikum restlos begeistert.
Das Herz am rechten Fleck
Dabei bleibt Flórez dem Repertoire treu, für das er weltweit gefragt ist, das aber gleichzeitig auch wie für seine Stimme geschrieben zu sein scheint und ihm keine Mühe bereitet. Weder im Erreichen zielsicher angesteuerter Spitzentöne, noch im Spannen schier unendlicher Phrasen. Natürlich sind Erstere für viele das besonders Aufregende an tenoraler Gesangskunst, jedoch zeigt eine intelligente und fein erfühlte Phrasierungskunst das wahre musikalische Können. Das kann aber nur jemand derart überzeugend zeigen, wenn die technische Seite ebenso unerschütterlich ist und die Konzentration voll auf das Gestalten des Textes und der Musik gelenkt ist. Man hat bei ihm das Gefühl, dass er nicht bloß eine Arie zum x-ten Mal routiniert abspult, sondern dass er jedes Mal in die Rolle schlüpft und selbst für den kurzen Moment einer Arie die drinsteckenden Gefühle auszulösen versteht. Das gelingt beim eben erst für sich entdeckten Mozart-Repertoire – "Dies Bildnis ist bezaubernd schön" und "Si spande al sole in faccia" (Il re pastore) –, bei Arien aus Jules Massenets "Werther" und "Manon" und vor allem beim klassischen Belcanto-Format, für das Juan Diego Flórez die ideale Stimme und auch das ideale Gefühl hat.
Bildergalerie: Fulminante Gala-Nacht mit Juan Diego Flórez
Galerie ansehenSo begeisterte er mit "A te, o cara" aus Bellinis Puritani und mit der Arie des Tebaldo aus "I Capuleti e i Montecchi" sowie mit der großen Szene des Edgardo aus Donizettis "Lucia". Dort sind musikalisch auch Verdis "I Lombardi alla prima crociata" angesiedelt, woraus Flórez die Szene des Oronte aus dem zweiten Akt "La mia letizia infondere" akkurat interpretierte. Und auch als "Traviata"-Alfredo hat er das musikalische Herz am rechten Fleck. Moderatorin Barbara Rett hat nicht unrecht, es als puren Luxus zu bezeichnen, diese Ausnahmestimme in derart vielfältigen Arien und sogar mit der Gitarre mit Consuelo Velázquez’ "Besame mucho" als Encore erleben zu dürfen. Das finale "Granada" von Agustín Lara war der entsprechend fulminante Schlusspunkt. Das Symphonieorchester der Volksoper Wien hat auf Augenhöhe musiziert, wobei Florian Krumpöcks impulsives und gleichzeitig sehr feinfühlend durchdachtes Dirigat und sein Gespür für die feinen Rubati (Tempoverzögerungen) der italienischen Oper viel zum Gelingen des Abends beigetragen haben. Ein höchst erfolgreicher Auftakt der "Klassik am Dom"-Reihe, die nächste Woche Martin Grubinger fortsetzt.
Klassik am Dom: Arien-Recital Juan Diego Flórez, 23.6.
OÖN Bewertung:
Klassik am Dom
5. Juli: Percussion-Star Martin Grubinger huldigt bei seinem dritten Heimspiel mit seinem Percussive Planet Ensemble dem Komponisten Leonard Bernstein.
Beginn: 20.45 Uhr
9. August: Sopranistin Annette Dasch gibt „Die lustige Witwe“ in der gleichnamigen Operette von Franz Lehár an der Seite von Oliver Pocher und Daniel Schmutzhard mit dem Symphonieorchester der Volksoper Wien in der Leitung von Andreas Schüller.
Beginn: 20 Uhr.
10. August: Eurovision-Song-Contest-Dritter Cesár Sampson präsentiert Symphonic Soul Legends unter anderem von Amy Winehouse, Peter Gabriel, Michael Jackson.
Beginn: 20 Uhr
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