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Das Erzählte plötzlich in einem anderen Licht sehen

Von Christian Schacherreiter, 22. Jänner 2013, 00:04 Uhr
Kirstin Breitenfellner legt den Fokus auf Frauen-Alltag Bild: ulita.net

Die Wienerin Kirstin Breitenfellner über Frauen-Alltag

Kirstin Breitenfellner: Dieser Name gehört nicht zu den prominenten Autorennamen der österreichischen Gegenwartsliteratur. Schade, denn schon mit ihren ersten beiden Romanen „Der Liebhaberreflex“ und „Falsche Fragen“ lieferte die gebürtige Wienerin (geboren 1966) einen beachtenswerten Beitrag zum Gender-Diskurs. Jenseits aller feministischen und antifeministischen Ideologien nimmt Breitenfellner Alltagserfahrungen ihrer Frauengeneration ernst, verschont uns mit blindwütiger Anklage, spart Verunsicherungen und Ungereimtheiten nicht aus.

Kirstin Breitenfellners neuer Roman „Die Überwindung des Möglichen“ ist eines jener Bücher, das den Nachweis erbringt, dass man einen Roman erst dann beurteilen soll, wenn man die letzte Seite gelesen hat. Lange Zeit hat man nämlich den (falschen) Eindruck, als gelänge es der Autorin nicht so recht, ihre beiden Haupthandlungsstränge miteinander zu verknüpfen.

Kontraste im Frauen-Leben

Die Kontraste zwischen dem Leben von Tinka und Paula sind zwar anschaulich geschildert, aber was beweist das? Lebensentwürfe unterscheiden sich voneinander. Nun ja, diese Erkenntnis ist nicht neu. Solange kontrastiv eingesetzte Figuren im Roman nicht zueinander in Beziehung gesetzt werden, fehlen jene Spannung und jener Mehrwert an Einsicht, die wir uns von guten realistischen Romanen erwarten.

Tinka führt ein in gewisser Hinsicht zeittypisches, urbanes Frauenleben. Ungebunden, beruflich nicht besonders zielstrebig und ohne konkrete Zukunftspläne. Ein mäßig bezahlter Job in einem Antiquitätengeschäft genügt ihr. Mit ihrem etwas exzentrischen Chef kann sie umgehen. Die Sinnstiftung erfolgt hauptsächlich über ihre Freizeitleidenschaft, das Fotografieren. Gelegentlich berühren Männer ihren Lebensweg, aber fix wird (vorläufig) nix.

Paula hingegen hat eine folgenschwere, ernste Entscheidung getroffen. Sie hat ein Kind bekommen. Dem Alltagsleben einer jungen Frau mit einem fünfzehn Monate alten Kleinkind sind große Teile des Romans gewidmet. Oft ist Paula mit dem Kind allein, weil der Kindesvater unterwegs ist.

Der Fokus, den Kirstin Breitenfellner auf die täglichen Erfahrungen, ambivalenten Gefühle, Beschwerlichkeiten und Glücksmomente einer Mutter richtet, verbindet „Die Überwindung des Möglichen“ mit jener Poetik des weiblichen Alltagslebens, die durch den Namen Marlene Streeruwitz prominent besetzt ist.

Zwischen Streeruwitz’ artifiziellem Sprachduktus und Breitenfellners eher schlichtem Erzählstil bestehen allerdings erhebliche Unterschiede. In den letzten Sequenzen löst Kirstin Breitenfellner die Personenkonstellation durch einen originellen Einfall in überraschender Weise auf – und plötzlich sieht man das bisher Erzählte in anderem Licht! Beinahe fällt einen nun die Lust an, vor dem Hintergrund der neuen Situation den ganzen Roman noch einmal zu lesen.

Kirstin Breitenfellner: „Die Überwindung des Möglichen“. Roman. Edition Voss bei Horlemann. 241 Seiten, 20,60 Euro

OÖN Bewertung:

 

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