Causa Erl: Gustav Kuhn stellt Funktion ruhend
ERL. Gustav Kuhn, der künstlerische Leiter der Tiroler Festspiele Erl, wird sich nach den von fünf Künstlerinnen erhobenen Vorwürfen vorerst zurückziehen. Für den in Feuilletons vielfach als "Erlkönig" titulierten Dirigenten und Intendanten, der die Festspiele 1997 aus der Taufe gehoben hatte, könnte somit sein Schaffen in Erl nach 20 Jahren ein jähes Ende nehmen.
Er wolle damit weiteren Schaden von den Festspielen abwenden, teilten die Verantwortlichen der Festspiele Erl in Tirol der APA mit. Erl. Kuhn weise die von fünf Künstlerinnen in einem offenen Brief geäußerten Vorwürfe weiterhin zurück, hieß es nach einer Sitzung des Stiftungsvorstandes in Wien. Der Vorstand habe die Entscheidung Kuhns begrüßt, hieß es.
Mit der interimistischen Leitung werde sein bisheriger Stellvertreter Andreas Leisner betraut. Die Vorwürfe würden jedenfalls ernst genommen, und jedem einzelnen davon werde entsprechend nachzugehen sein, wurde versichert.
Kuhn-Ära beendet?
Eigentlich wäre sein Engagement bis 2020 gelaufen. Und für die Zeit danach sollte der 72-Jährige, wie Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner bei der Eröffnung betont hatte, dem Festival im Tiroler Unterland als Dirigent erhalten bleiben - sollte, denn wird aus dem vorläufigen Rückzug ein endgültiger, dann wäre wohl das Dirigat der "Götterdämmerung" als Abschluss der heurigen Saison sein letztes in Erl gewesen. Was nicht nur symbolträchtig wäre, sondern für Kuhn ein unrühmliches Ende einer künstlerisch beachtlichen Schaffensperiode bedeuten würde. Und sollten die Vorwürfe der Frauen zu einer Verurteilung Kuhns führen, dann wäre wohl auch der Imageschaden für die Festspiele insgesamt veritabel.
Der gebürtige Steirer, der in Salzburg aufwuchs und unter anderem bei Herbert von Karajan studiert hat, gründete die Festspiele im Jahr 1997, nachdem er bereits zuvor eine beachtliche Karriere als Dirigent hingelegt hatte. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1998 ging es mit dem Opern- und Musikfestival steil bergauf. Die für seine werktreuen, von Regieexzessen verschonten Inszenierungen bekannten Festspiele wurden nicht nur bei Wagner-Jüngern binnen kurzer Zeit vom Geheimtipp zum Fixpunkt im Festivalkalender, sondern erfreuten sich auch beim Tiroler Publikum größter Beliebtheit.
Im Jahr 2012 - bis dahin hatte Kuhn die zehn großen Wagner-Opern in eigener Regie im Erler Passionsspielhaus dirigiert - stand nicht nur die Eröffnung des neuen Festspielhauses am Programm, sondern die Festspiele wurden um eine Wintersaison erweitert. Eine erfolgreiche Saison folgte der nächsten. Und der "Erlkönig" wurde seinem Ruf gerecht.
Bis im Februar dieses Jahres erstmals dunkle Wolken über dem Festival und Kuhn dräuten. Der Blogger Markus Wilhelm veröffentlichte massive Vorwürfe gegen den 72-Jährigen, die von rüdem Verhalten bis zu sexuellen Übergriffen reichten. Kuhn wies dies stets zurück, bezeichnete sie in Interviews als "unhaltbare Anschuldigungen" und verwehrte sich gegen Vorverurteilungen. Festspielpräsident Haselsteiner machte seinem "Maestro" die Mauer und sprach von einer "Schweinerei erster Ordnung".
Die Bombe platzte dann in Form eines offenen Briefes der fünf Künstlerinnen, zu einem Zeitpunkt, als es schien, dass sich die Aufregung um die "Causa Erl" bereits gelegt habe: just während der laufenden Festspiele, nachdem Halselsteiner Kuhn noch bei der Eröffnung attestiert hatte, "ganz der Alte zu sein". Folgerichtig scheint also nun, dass sich der 72-Jährige bis zur Klärung der Vorwürfe aus dem Rampenlicht zurückzieht. Ob der "Erlkönig" seine Krone ganz verliert, werden die Ermittlungen zeigen.
Zur Person: Gustav Kuhn wurde am 28. August 1945 in Turrach in der Steiermark geboren. Er wuchs in Salzburg auf und studierte Dirigieren bei Hans Swarowsky, Bruno Maderna und Herbert von Karajan. Gleichzeitig promovierte er in den Fächern Philosophie, Psychologie und Psychopathologie. Bereits mit 24 Jahren gewann er den ersten Preis beim internationalen Dirigierwettbewerb des ORF. Von 1970 bis 1977 war Kuhn als Chordirektor und Dirigent am Opernhaus in Istanbul tätig, danach war er 1. Kapellmeister am Opernhaus Dortmund. Es folgten zunächst Gastdirigate unter anderem in Rom, Florenz, Venedig und Zürich. An der Wiener Staatsoper debütierte er 1977 mit "Elektra" von Richard Strauss, 1978 bei den Salzburger Festspielen, denen er bis 1997 treu blieb.
Seit 1987 ist Kuhn zudem künstlerischer Leiter des internationalen Gesangswettbewerbs "Neue Stimmen" der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh. 1992 gründete er die Accademia di Montegral, die seit 2000 ihren Sitz im Convento dell'Angelo, Lucca (Toskana), gefunden hat, 1997 die Festspiele in Erl.
Da werden jetzt die damals unterbliebenen Aufschreie aufgetaut wie weiland bei Münchhausen der eingefrorene Posthornton.
Ein düsterer Kerl.
Kohn, Weinstein, in der Reihe mit anderen Filmemachern.
Die typische österreichische Lösung:
Der langjährige Stellvertreter Kuhns, Andreas Leisner, der jahrzehntelang alles gewusst und gedeckt hat, führt die Festspiele jetzt weiter, bis der Unschuldsvermutete wieder zurückkehrt.
Es wird sich die Wahrheit - hoffentlch - herausstellen. Und 5 sind viele. Was mir allerdings bei solche Fällen schon missfällt. das ist der sehr lange zeitliche Abstand - hier rund 20 Jahre, bis man die Anschuldigungen vorgebracht hat.
zwanzig jahre danach - und du tust dich immer noch schwer?
erst seit gut einem jahr ist eine derartige offenbarung überhaupt erst möglich.
davor gabs überhaupt nur abstreiten und standgehalten auf allen ebenen.
stangehalten in den Männerriegen, siehe skiverband
ich tue mir schwer zu glauben dass 5 Damen lügen nachdem ich die Aussagen im Fernsehen einiger gehört habe .
es erinnert am ME TOO !
Sehe ich auch so.
es erinnert am ME TOO !
es IST metoo,
und es wurde i.W. erst durch metoo möglich.
Hitzebeständiger Oberlehrermodus.
Gott sei Dank, von selbst wärst du nicht draufgekommen.