Wenn künstliche Intelligenz in der Kleingartensiedlung halluziniert
Heute wird das FMR Linz eröffnet. Das Festival will mit 20 Kunstprojekten die Digitalisierung des Alltags reflektieren
Stephanie Bergwinkl und Simon Hehl haben ein kleines Casino im Vereinshaus der Kleingartensiedlung Linz-Ost aufgebaut. Im Hintergrund ein großer Bildschirm, der ihr Casino in die Kunstuni Linz überträgt. So können die Besucher im Hafenviertel mit Menschen in der Uni kommunizieren, die Roulettekugel bestimmt, wie lange. Damit übertragen die zwei Studierenden die App Chatroulette in die analoge Welt. "Hier können Menschen miteinander in Kontakt treten, die sich sonst nie kennengelernt hätten", sagt Hehl.
Diese interaktive Installation ist eine von 20 Kunstprojekten, die ab heute beim FMR Linz zu sehen sind. Das Festival will mit künstlerischen Mitteln die fortschreitende Digitalisierung des Alltags reflektieren. "Wir gehen bewusst in den öffentlichen Raum, weil hier die Brüche zwischen digitaler und analoger Welt besser sichtbar werden", sagt Thomas Philipp, einer von sieben Festivalgestaltern. In seiner dritten Ausgabe wurde daher als Ort der Kleingartenverein Linz-Ost gewählt, gelegen an der Prinz-Eugen-Straße im südlichen Hafenviertel zwischen Heizkraftwerk und Industriebauten.
Anton Linus Jehle und Dennis de Bel schicken in ihrem Projekt Teilnehmer per App mit Scootern auf eine Linz-Safari und hinterfragen so die Welt der Leihroller kritisch, etwa mit einem Besuch beim Kraftwerk (Ist der Strom wirklich so grün?) oder bei Scooterstandplätzen (Wer stellt die Roller eigentlich jede Nacht auf?). Vor der Einfahrt zum Kleingarten-Vereinshaus haben die Schweizer Medienkünstler Monica Studer und Christoph van den Berg ihren Container aufgebaut. Dort erzählen sie wilde Geschichten eines Algorithmus, der im Amazonas verloren gegangen und nun wieder entdeckt worden sein soll. Drei Kisten zeugen davon – bei einer dürfen Besucher per VR-Brille der künstlichen Intelligenz beim Halluzinieren zusehen.
Das FMR-Festival läuft bis Sonntag, neben den Ausstellungen an mehreren Schauplätzen rund um den Kleingartenverein gibt es auch Konzerte und Diskussionen. Organisiert wird FMR Linz von den Kulturinitiativen servus.at, qujOchÖ, Salzamt, Kunstuni und der Sturm-und-Drang-Galerie. Als Budget stehen 170.000 Euro zur Verfügung.
Das Festival: Das Linz FMR ist ein Festival für Kunst in digitalen Kontexten und öffentlichen Räumen. Es will die fortschreitende Digitalisierung des Alltagslebens künstlerisch reflektieren. Das biennale Festival findet zum dritten Mal statt und wird heute um 18 Uhr im Vereinshaus des Kleingartenvereins Linz-Ost, Prinz-Eugen-Straße 40, eröffnet. Es läuft bis 11. Juni. Infos gibt es auf fmr-linz.at.
der link funktioniert nicht: fmr-linz.at