"Utopie, die sich Stück für Stück zerstückelt"
Elfriede Jelineks erstes Stück hat am Samstag im Landestheater Premiere – mit einigen Eingriffen.
Mit "Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte" schrieb Elfriede Jelinek 1979 ihr erstes Theaterstück – und gleichzeitig Henrik Ibsens Stück "Nora Oder ein Puppenheim" fort. Darin überlegte Jelinek, was passierte, als Nora Mann und Kinder verließ, um sich selbst zu finden. Sie landet in einer Fabrik und verliebt sich in den Wirtschaftsmagnaten Weygang. Dank ihrer Schönheit wird ihre Liebe erwidert. Doch schon bald wird sie erneut verraten.
Für ihre Linzer Inszenierung (ab Samstag in den Kammerspielen) versucht die Regisseurin Charlotte Sprenger (29) das Stück erneut fortzuschreiben. "Noras Befreiung ist eine Utopie, die sich Stück für Stück zerstückelt", sagt sie. Mit einigen Eingriffen will sie untersuchen, ob Jelineks Befund zur Emanzipation der Frau noch gültig ist – und macht aus Weygang eine Frau: "Dadurch verstärkt sich die Utopie der Selbstverwirklichung." Viele Frauen hätten die Hoffnung, dass Frauen, erst an der Macht, mit der Welt besser umgehen: "Doch dann entscheidet sich auch die Frau für das Kapital und gegen die Liebe."
Premiere: "Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte" von Elfriede Jelinek am 22. Februar, 19.30 Uhr, Landestheater. Auch am 27. 2.; 5., 12., 17. und 27. 3. Karten: Tel. 0732 / 76 11-400