"Inherent Vice": Dauerbekiffter Detektiv auf Spurensuche in L.A.
Die Verfilmung von Thomas Pynchons Detektivroman fügt sich trotz brillantem Hauptdarsteller nie zu einem stimmigen Ganzen.
Die Ausgangslage vielversprechend zu nennen, wäre eine schamlose Untertreibung. Mit "Inherent Vice" hat Qualitätsregisseur Paul Thomas Anderson ("Magnolia", "There Will Be Blood") einen der besten Romane von Literatur-Exzentriker Thomas Pynchon verfilmt – und das bis in die kleinste Rolle hochkarätig besetzt. Das Ergebnis enttäuscht trotzdem. Weder wird Andersons siebte Regiearbeit Pynchons superber Vorlage gerecht, noch funktioniert es losgelöst als eigenständiges Werk.
Dabei liefert Joaquin Phoenix mit seiner Darstellung des bekifften Privatdetektivs "Doc" Sportello, der von seiner Ex-Freundin beauftragt wird, einen Immobilien-Tycoon zu finden, eine der besten Leistungen seiner Karriere ab. Grandios die Mischung aus kindlicher Neugierde, Ungläubigkeit und drogeninduzierter Verwirrtheit, die sich in Phoenix’ backenbärtigem Gesicht widerspiegelt, wenn er im Laufe der Ermittlungen auf koksende Zahnärzte, arische Biker und saxophonspielende Doppelagenten trifft.
Das Panoptikum, das "Inherent Vice" entwirft, ist bunt, grell und verfügt über einige skurril-amüsante Momente, fügt sich aber an keiner Stelle zu einem stimmigen Ganzen. Während es Pynchon dank seines Sprachwitzes und messerscharfer Beobachtungsgabe gelingt, Sportellos "Tour de force" durch das Los Angeles des Jahres 1970 zu einem beißenden Abgesang auf die Hippie-Kultur zu verdichten, bleibt die Filmvariante oberflächlich und stellenweise arg langatmig. Eine verpasste Chance.
"Inherent Vice": (USA 2014, 148 Minuten), Regie: P.T. Anderson
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