Eine „entartete“ Oper und ein israelisches Orchester
Franz Schrekers Oper „Die Schatzgräber“ ist ab 12. September dreimal in der Linzer Tabakfabrik beim Brucknerfest zu erleben.
Am Anfang waren eine Idee und Zweifel, ob sie sich verwirklichen ließe. Dann „war es fast wie ein Märchen. In Linz geht’s“, sagt Martin Sieghart, ehemaliger Chefdirigent des Bruckner Orchesters, über ein spezielles Opernprojekt beim heurigen Brucknerfest: Franz Schrekers „Die Schatzgräber“, 1920 in Frankfurt am Main uraufgeführt, ist dreimal (12., 14., 17. 9.) in der Tabakfabrik zu erleben.
Weniger bekannt als Korngolds „Die tote Stadt“ oder Zemlinskys „Florentinische Tragödie“, teilt sie deren Schicksal: Während der NS-Zeit für „entartet“ erklärt, verschwanden die Werke von den Bühnen, „nicht weil sie blasphemisch oder unzüchtig waren, sondern weil sie von Juden oder Halbjuden komponiert und von einer Partei als entartet und krank dargestellt wurden, ohne die Werke zu kennen“. Viele blieben bis heute vergessen, so auch „Die Schatzgräber“. Obwohl „Schreker zu seiner Zeit mindestens so viel gespielt wurde wie Richard Strauss, er war ein unglaublich populärer, brillanter Komponist“, der auch einige Jahre in Linz lebte.
Um der Idee einen längeren Atem zu verleihen, rief Sieghart mit Regisseur Philipp Harnoncourt (des Dirigenten Bruder) und Ausstatterin Susanne Thomasberger den Verein „EntArteOpera“ ins Leben. Und bat den Kirchschlager Komponisten Werner Steinmetz um eine Fassung für Kammerorchester, die „die Chance hat, von verschiedenen Ensembles gespielt zu werden“.
Eins fehlte noch, das Orchester: „Gerade während der Kriegsperiode hatte ich in Israel Aufnahmen mit dem Israeli Chamber Orchestra. Da hab’ ich miterlebt, was Todesangst ist“, erinnert er sich. Die Musiker sagten sofort zu. Szenisch werde es „eine ganz neue Auflösung“, mehr sei nicht verraten. Wozu sich die Tabakfabrik anbot, „ein gigantisches Bauwerk“. Die geeignete Halle fand Nikolaus Harnoncourts Akustiker: jene Räume, wo heuer die Porsche-Ausstellung war.
Begleitende Ausstellung
Eingebettet ist die Oper unter anderem in eine begleitende Ausstellung: „Das verdächtige Saxophon“ von Albrecht Dümling rekonstruiert und dokumentiert multimedial die Düsseldorfer Ausstellung „Entartete Musik. Eine Abrechnung“ von 1938. Sopranistin Hermine Haselböck, Pianist Clemens Zeilinger und Schauspieler Gerhard Brössner widmen sich kammermusikalisch „Verbotenen Klängen“. Zur Operettenreise zwischen Propaganda und Überleben laden Wolfgang Dosch, Ingrid Habermann und Studierende aus Wien.
Infos zum Projekt unter www.entarteopera.com
auch die New Yorker Nazis haben keine! Schreker-Oper gespielt... ein Skandal!!!