Reform-Werke: Nach 109 Jahren erster Chef, der nicht aus Familie kommt
WELS. Reform-Werke aus Wels mit kleinem Generationswechsel.
Es ist für das Unternehmen keine Revolution, und doch ist es ein Schritt in eine neue Ära: Beim traditionsreichen Welser Maschinenbauer Reform – der Spezialfahrzeuge für Landwirte und Kommunen erzeugt – kommt es zu einem Chefwechsel: Reinhard Riepl (55) folgt Clemens Malina-Altzinger (65). Malina ist auch Vizepräsident der Wirtschaftskammer Oberösterreich und war Lohnverhandler aufseiten der Metall-Industrie.
Erstmals führt ein Familienfremder den Betrieb mit 370 Mitarbeitern in Wels und 500 inklusive der beiden Tochterfirmen in Deutschland und der Schweiz. Reform ist in Besitz der Familien Malina-Altzinger. Clemens hat die Reform-Werke mehr als 25 Jahre geführt. Vorerst zieht sich der Gesellschafter in die Holding zurück, auch dort wird es zu einer Übergabe kommen.
Mit Reinhard Riepl übernimmt ein Manager, der seit fast 20 Jahren im Unternehmen ist und seit Langem für die Finanzen verantwortlich war. Die Übergabe an ein familienfremdes Management ist lange geplant. Die Kinder Malina-Altzingers sind mit 25 und 16 noch zu jung, um ins Unternehmen einzusteigen.
"Ich werde Gutes bewahren, Schlechtes wegschneiden und Neues dazufügen", sagt Riepl mit dem Hinweis, dass sich das Unternehmen in der langen Geschichte mehrmals neu erfunden habe. Aus einer Fabrik, die alles für die Landwirte baute, erfolgte die Konzentration auf Spezialfahrzeuge. Später wurde eine längst geschlossene Gießerei gegründet. Mit dem ersten Muli 1968 ging der Weg Richtung Bergland-Wirtschaft. Seit 1995 werden Kommunalfahrzeuge verkauft. Heute sei, so Riepl, die Herausforderung, sich im weltweiten Kommunalgeschäft mit Spezialfahrzeugen zu etablieren. In der Bergland-Bewirtschaftung sei kein Wachstum zu erwarten. Mit Malina-Altzinger ist nach einer langen Vorbereitung eine "klare und schnelle Trennung" der Verantwortung geplant. Die Firmengruppe macht 95 Millionen Euro Umsatz, das Werk in Wels davon 70 Millionen.
Neue Strukturen nötig
Maria Schlagnitweit, Partnerin bei Leitner + Leitner, unterstützt als Steuerberaterin viele Familienunternehmen. Sie sagt, die größte Veränderung, die mit einem Wechsel auf ein familienexternes Management verbunden ist, ist die Notwendigkeit, neue Kommunikationsstrukturen zu den Gesellschaftern aufzubauen. "Je mehr das vorbereitet wurde, desto glatter verläuft der Übergang", sagt Schlagnitweit. Auch innerhalb der Firma sei es nötig, die Kommunikation strukturierter zu gestalten. "Informelle, mit dem Eigentümer getroffene Entscheidungen werden nicht hinterfragt. Bei einem Manager könnte das anders sein." (sib)