Eier-Hochsaison: So arbeitet der Osterhase
TUMELTSHAM. Im Innviertler Familienbetrieb Poringer werden vor Ostern täglich 300.000 Eier gefärbt.
Der süßliche Geruch frisch gekochter Eier durchzieht die Fabrikshalle. Die Fließbänder der Koch- und Färbestraßen fahren unter Volldampf. "Es ist die stressigste Zeit im Jahr bei uns", sagt die Geschäftsführerin des Innviertler Eierhändlers Johann Poringer GmbH & Co KG, Alexandra Furthner-Poringer. "Wir liefern derzeit täglich 300.000 gefärbte Eier aus."
Ihr Großvater gründete vor mehr als 60 Jahren das Unternehmen, in das sie nach ihrem Wirtschaftsstudium vor zehn Jahren eingestiegen ist. Heute macht es mit 130 Millionen Eiern 18 Millionen Euro Jahresumsatz. Überall in der Halle herrscht eifrige Betriebsamkeit, Eierkartons stehen hoch aufgeschlichtet auf Paletten, Staplerfahrer transportieren sie von A nach B.
Eierfärben im Schichtbetrieb
Die derzeit rund 60 Beschäftigten, die momentan im Zwei-Schicht-Betrieb ihre Aufgaben erfüllen, sind konzentriert bei der Sache. Nach der Anlieferung der weißen und braunen Rohware von 75 Landwirten vorwiegend aus Ober- und Niederösterreich werden die Eier automatisch von ihren Kartons gehoben und in die Kochstraße geschickt. Durch den schonenden Kochvorgang bleibt der Dotter wachsweich.
Das Osterei wird komplett durcherhitzt und bleibt somit über einen Zeitraum von bis zu sechs Wochen bekömmlich. Auch lässt sich die Schale dadurch leicht vom Ei lösen. Zur Osterzeit schaffen es die heimischen Hennen nicht, so viele Eier wie benötigt in Größe M zu legen. Da muss sogar Poringer aus dem benachbarten EU-Ausland importieren – "aber keine Käfig-Eier", sagt die Chefin entschieden.
Nur knapp ein Prozent sind bei Poringer Bio-Eier, der Rest stammt aus Boden- und Freilandhaltung. Nach dem Kochen werden die Eier im Akkordtempo von einem Färberoboter in Ostereier verwandelt. Sechs Eier werden gleichzeitig auf einer Schiene fixiert, die braunen Eier werden mit Weiß vorgrundiert und danach in sechs verschiedenen Farben von Blau bis Orange gesprayt.
Danach kommt Johanna Meingassner zum Einsatz. Sie sortiert kaputte Eier aus. Bis zu zehn Prozent der Eier sind Bruch. "Ich arbeite seit 23 Jahren für das Unternehmen, dieses Jahr von Jänner bis zum Karfreitag", sagt sie.
Im Rest des Jahres ist Poringer fast ausschließlich Eierhändler. Das österliche Premium-Produkt im Hause sind die "Graffiti-Eier eggsklusiv", die mit bunten Kreisel- oder Spiralmustern oder gar Osterhasen verziert werden. Gabi Strauss und Slavica Sladoje stehen für zwei Stunden an dieser Station.
Danach wechseln die Arbeiterinnen in der Halle allgemein die Aufgabe. "Das ist meine Lieblingsstation, weil das die schönsten Eier sind und wir zu zweit sind und plaudern können", lacht Strauss und legt vorsichtig vier Eier in die runde Plastikbox, die ihre Kollegin mit zwei weiteren Eiern befüllt und verschließt. Drüben sieht gerade Johann Fischer beim Färbeband nach dem Rechten. "Jede Stunde muss ich hier nachjustieren, damit die Farbe passt", sagt der Maschinenführer, der seit 22 Jahren hier arbeitet. "Ich bin froh, wenn Ostern vorbei ist", murmelt er seufzend und fischt blitzschnell ein zerbrochenes Ei aus der laufenden Maschine.
Die Verantwortung und der Stress werden mit den Osterglocken schlagartig kleiner werden, ist er sich sicher. Dann wird er wieder im Lager für die An- und Auslieferung der Eier verantwortlich sein.
Fakten zum Osterei
1,5 Milliarden Eier legen Österreichs Hennen im Jahr, 70 Millionen davon werden zu Ostern konsumiert.
83 Prozent der in Österreich benötigten Eier werden im Inland erzeugt.
6 Millionen Legehennen gibt es in Österreich. Davon leben vier Millionen in Bodenhaltung, 1,2 Millionen im Freiland. 600.000 sind Bio-Hennen. Käfighaltung ist seit 2009 verboten.
234 Eier verspeist ein Durchschnittsösterreicher pro Jahr.