Heißsporn oder Taktikfuchs: Das WM-Duell geht in die nächste Runde

"Auf dem Motorrad haben wir, was der Formel 1 fehlt: mehr unterschiedliche Sieger, mehr Überholvorgänge, mehr Action. Es wird mehr Show geboten, das begeistert die Fans", sagte heuer vor dem Start der WM-Saison Marc Marquez. Das es so spannend ist, liegt auch an ihm.

Drei Rennen vor dem Ende hat er ganze elf Punkte Vorsprung auf seinen Verfolger Andrea Dovizioso. Früh aufstehen lohnt sich also morgen, Sonntag. Auf Phillip Island (7 Uhr MESZ, Servus TV überträgt ab 3.50 Uhr) spitzt sich der WM-Zweikampf zwischen dem Honda-Werksfahrer und dem Ducati-Piloten weiter zu. Und das Duo schenkte sich heuer bereits des öfteren nichts, die Kräfteverhältnisse wechseln von Rennen zu Rennen.

Schon im Sommer beim Grand-Prix von Österreich matchten sich die beiden bis zur letzten Kurve, vergangenen Sonntag in Motegi bei strömendem Regen war Dovizioso mit einem Manöver in der letzten Runde wie schon in Spielberg der glückliche Sieger. Mit jeweils fünf Triumphen dieses Jahr sind die beiden das tonangebende Duo in der Weltmeisterschaft. "Wenn du mit Marc kämpfst, ist dein Herzschlag bei über 200. Du weißt, dass er alles geben wird und kein Risiko scheut", lobt Dovizioso, der als überlegter Taktiker gilt, seinen heißblütigen Kontrahenten.

Den Zweikampf findet auch Valentino Rossi (Yamaha), den viele für den Besten aller Zeiten halten, aufregend: "Es ist sehr wichtig für den Sport, dass die beiden großen Konkurrenten hart gegeneinander kämpfen und beide sehr stark sind im Moment."

Druck macht sich Dovizioso trotz der engen Gesamtwertung nicht. "Wir kämpfen um die WM, aber wissen, dass wenn wir sie gewinnen sollten, es etwas Unwirkliches wäre. Und sollten wir nicht gewinnen, hatten wir dennoch ein tolles Jahr."

KTM ist stark im Kommen

Dass auch ein KTM-Fahrer im Titelkampf mitmischt, ist (noch) Zukunftsmusik. Doch Stück für Stück nähert sich das Werksteam in der Königsklasse MotoGP der Spitze an. Das war auch im gestrigen Training auf Phillip Island einmal mehr zu sehen. "Im Februar beim Test konnten wir hier nur eine schnelle Runde fahren, nun ist das anders. Wir sind über eine Renndistanz konkurrenzfähig. Das zeigt die großen Fortschritte, die wir im Verlauf der letzten neun Monate gemacht haben", sagt Bradley Smith, der auch 2018 für die Innviertler Gas geben wird.

Sein Kollege Pol Espargaró schaffte es gestern zweimal in die Top-Ten. "Uns fehlen nur 0,5 Sekunden auf Platz eins. Das ist unglaublich und bisher keinem Hersteller gelungen. Wir müssen mit den Füßen am Boden bleiben und uns vor Augen halten, wo wir im Frühjahr gestartet sind und wo wir jetzt stehen", sagte der Spanier.

Und er macht sich auch für den Renn-Sonntag große Hoffnungen. "Schon bei den Wintertests im Februar war das eine Piste, auf der wir dichter an den Topfahrern dran waren als anderswo."

 

Grosse WM-Duelle

Die Motorrad-WM erlebte in ihrer langen Geschichte schon viele harte Duelle. Hier drei der größten bisher:

Rossi vs. Lorenzo
In der Saison 2015 lieferten sich Valentino Rossi und Jorge Lorenzo einen heißen Schlagabtausch. Das Klima war vergiftet, im Finale von Valencia musste Rossi vom letzten Startplatz aus ins Rennen gehen, schaffte eine tolle Aufholjagd, doch der Titel ging dennoch an seinen Widersacher.

Schwantz vs. Rainey
Erbittert kämpften die US-Amerikaner Kevin Schwantz und Wayne Rainey in den 90ern um die Vorherrschaft. „Es war sehr intensiv“, sagt Rainey (Weltmeister 1990, 1991, 1992). Schwantz (1993): „Wir haben uns gehasst.“

Agostini vs. Hailwood
Der legendäre italienische Rekord-Weltmeister lieferte sich in den 60ern beinharte Zweikämpfe mit dem Briten.