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"Schlächter" Putin - Macron distanziert sich von Bidens Wortwahl

Von nachrichten.at/apa, 26. März 2022, 19:08 Uhr
US-Präsident Joe Biden ist aktuell zu Gast in Polen. Bild: BRENDAN SMIALOWSKI (AFP)

WARSCHAU. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat sich am Sonntag von der Wortwahl von US-Präsident Joe Biden über den russischen Machthabern Wladimir Putin distanziert.

Biden hatte Putin angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine einen "Schlächter" genannt. Er würde diesen Begriff nicht verwenden, sagte Macron am Sonntag. Es gelte, "eine Eskalation der Worte wie der Handlungen" im Ukraine-Krieg zu verhindern.

Biden hatte auch gesagt, Putin dürfe nicht an der Macht bleiben. Daraufhin hatte das Weiße Haus erklärt, Biden strebe keinen "Regimewechsel" in Moskau an. Der US-Präsident habe vielmehr sagen wollen, "dass es Putin nicht erlaubt werden kann, Macht über seine Nachbarn oder die Region auszuüben".

Macron sagte am Sonntag auch, er werde "morgen oder übermorgen" mit Putin sprechen, um eine Evakuierungsaktion für die Menschen in der von russischen Truppen eingekesselten Hafenstadt Mariupol organisieren zu können. Dies müsse nun sehr schnell erfolgen.

Kreml zeigt sich empört

Biden mache mit "erschreckender Regelmäßigkeit" Äußerungen und Fehler, die schlimmer seien als Verbrechen, meinte der prominente russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow in Reaktion. Es habe Zeiten gegeben, da habe das Wort eines US-Präsidenten Gewicht gehabt, das sei nun vorbei, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im russischen Föderationsrat.

Der Kreml hatte schon am Samstagabend klargestellt, dass nicht die USA über die Führung in Russland entschieden. "Das entscheidet nicht Biden, der Präsident Russlands wird vom russischen Volk gewählt", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nach einer Rede Bidens im Innenhof des Warschauer Königsschlosses.

Der russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin warf dem US-Präsidenten "undiplomatische Äußerungen" und "Hysterie" vor. "Biden ist schwach, krank und unglücklich", kommentierte Wolodin bei Telegram. "Die US-Bürger sollten sich schämen für ihren Präsidenten. Womöglich ist er krank. Es wäre richtig, wenn Biden sich medizinisch untersuchen lassen würde." Putin hingegen verdiene wegen seiner "Zurückhaltung" Achtung. Russland hatte wegen der massiven Spannungen mit den USA zuletzt auch vor einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gewarnt.

US-Außenminister Antony Blinken betonte am Sonntag: "Wie Sie wissen, und wie Sie uns wiederholt sagen hören, haben wir keine Strategie für einen Regimewechsel in Russland oder sonst irgendwo. Ich denke, der Präsident, das Weiße Haus, hat gestern Abend darauf hingewiesen, dass Präsident Putin ganz einfach nicht ermächtigt werden kann, Krieg zu führen oder sich an Aggressionen gegen die Ukraine oder irgendjemanden zu beteiligen", sagte Blinken zu Reportern bei einem Besuch in Israel in Jerusalem.

Deutliche Warnung an Putin

In seiner Rede warnte der US-Präsident den Kreml-Chef auch eindringlich davor, die NATO-Staaten anzugreifen. "Denken Sie nicht mal daran, gegen einen Zentimeter NATO-Gebiet vorzugehen", sagte er. Die USA und ihre NATO-Partner hätten eine "heilige Verpflichtung", das Bündnisgebiet mit der geballten Macht aller Mitglieder zu verteidigen.

Biden appellierte an die Menschen in Russland, sich von dem Krieg zu distanzieren. "Ihr, das russische Volk, seid nicht unser Feind." Doch die russischen Angriffe auf Zivilisten in der Ukraine, die Millionen Menschen in die Flucht getrieben hätten, entsprächen nicht einer großen Nation. "Das entspricht nicht dem, was Ihr seid, das ist nicht die Zukunft, die Ihr für eure Familie verdient", sagte Biden. "Dieser Krieg ist eurer nicht würdig." Er erinnerte daran, dass bereits 200.000 Russen ihr Heimatland verlassen hätten. Als "eine Lüge" und "einfach nur zynisch und außerdem obszön" bewertete Biden die Darstellung des Kreml, wonach Russland in der Ukraine eine "Denazifizierung" vornehme.

In seiner kämpferischen Rede machte Biden klar, dass die Welt ein "langer Kampf" der Demokratien gegen die Autokratien erwarte. Es gehe um eine "große Schlacht zwischen Demokratie und Autokratie, zwischen Freiheit und Unterdrückung, zwischen einer regelbasierten Ordnung und einer, die von brutaler Gewalt bestimmt wird. Wir müssen dabei klar sehen: Diese Schlacht wird nicht in Tagen geschlagen werden oder in Monaten. Wir müssen uns für einen langen Kampf stählen", sagte der inmitten des Zweiten Weltkriegs geborene US-Präsident.

Unter Verweis auf historische Erfahrungen zeigte sich Biden überzeugt, dass sich der Freiheitswille der Menschen letztlich durchsetzen werde. Er erinnerte diesbezüglich an den Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs, wobei er konkret auch das Paneuropäische Picknick an der Grenze zwischen Österreich und Ungarn im Sommer 1989 erwähnte. Sowohl zu Beginn als auch am Ende seiner Rede zitierte der gläubige Katholik die historischen Worte aus der ersten Predigt von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1978, "Fürchtet euch nicht!" Dem polnischen Geistlichen wurden danach große Verdienste im Kampf gegen die kommunistischen Diktaturen Mittel- und Osteuropas zugeschrieben.

Biden: NATO habe niemals Niedergang Russlands zum Ziel gehabt

Biden betonte in seiner Rede, dass die NATO ein reines Verteidigungsbündnis sei und niemals den Niedergang Russlands zum Ziel gehabt habe. Der Ukraine versicherte er neuerlich seine Unterstützung. "Wir halten zu Euch", sagte er. Nur "rasche und disziplinierende" Kosten werden Russland zur Änderung seines Kurses bringen. Zugleich zeigte sich Biden überzeugt, dass sich die Ukraine letztlich durchsetzen werde. "Die Ukraine wird niemals ein Sieg für Russland sein, denn freie Menschen haben sich geweigert, in einer Welt von Hoffnungslosigkeit und Dunkelheit zu leben", so Biden. Die Ukrainer hätten gezeigt, dass die Kraft von vielen größer sei als die eines einzigen Diktators. "Gebt die Hoffnung nicht auf, werdet nicht müde, lasst euch nicht entmutigen und fürchtet euch nicht".

Biden war am Freitagnachmittag in Polen angekommen und hatte zunächst die Grenzstadt Rszeszow besucht, wo er US-Soldaten und Helfer traf. Am Samstag kam er in Warschau mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda, aber auch mit dem ukrainischen Außenminister Kuleba und Verteidigungsminister Resnikow zusammen. Biden traf die ukrainischen Minister im Beisein von US-Außenminister Antony Blinken und Pentagonchef Lloyd Austin. Außerdem traf der US-Präsident ukrainische Flüchtlinge.

Zurückhaltend äußerte er sich dabei über jüngste Annahmen, Russland könnte einen Monat nach Kriegsbeginn einen Strategiewechsel vollzogen haben. Er sei sich dessen nicht sicher, sagte Biden. Die Regierung in Moskau hatte zuletzt erklärt, sich nun auf eine "Befreiung" der ostukrainischen Region Donbass zu konzentrieren. Das war von westlichen Beobachtern als Kurswechsel gedeutet worden. Seit dem Einmarsch vor gut vier Wochen hatte die russische Armee zwar im Süden und Osten der Ukraine Geländegewinne erzielt. Im Norden hingegen stockt der Vormarsch auf die Hauptstadt Kiew. Westliche Militäranalysten sagten, eine Neupositionierung könne es dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ermöglichen, einen gesichtswahrenden Sieg auszurufen.

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