Designer trotzen dem Corona-Blues
In Italien werden die Kollektionen für den kommenden Sommer präsentiert.
In Mailand werden noch bis Montag die modischen Trends für den Sommer 2021 gezeigt. Viele Designerinnen und Designer hoffen auf einen Neustart der Branche. Während des Lockdowns habe man gelitten, nun soll Buntes und Klassisches wieder Lust auf Mode machen.
"Am Anfang war es wie eine Schockstarre", sagt Margit Angerlehner, Designerin und WKOÖ-Vizepräsidentin. Dazu kommt hier- zulande die Absage der Bälle. Es gibt kaum Gelegenheiten, festliche Kleidung zu tragen. "Dennoch bekommen die Menschen wieder Lust auf schöne und individuelle Mode. Meine Kundinnen lassen sich eben keine Ballrobe, stattdessen einen edlen Wintermantel oder ein Kleid für eine kleine Privatfeier machen", sagt Angerlehner. Man möchte sich etwas gönnen und damit auch der Seele Gutes tun. "Nächstes Jahr kann man die eleganten Stücke dann sicher wieder ausführen."
Mehr digitale Shows
Die Show muss weitergehen. Angerlehner hält die internationalen Modeschauen auch im Corona-Jahr für sinnvoll. "Jetzt auszusetzen wäre fatal", sagt die Fachfrau. In Mailand gibt es heuer mehr digitale Shows als Live-Veranstaltungen. Die italienische Marke Max Mara zeigte am Donnerstag vor Publikum mit Coronaschutz-Masken weiße Kombinationen mit sehr weiten, geraden Hosen für Damen. Bei Fendi dürfen auch Männer ganz in Knallrot herumlaufen – in kurzen Hosen mit Kniestrümpfen. Es gibt Kostüme und Spitzenkleider. Das Designer-Duo Dolce & Gabbana dagegen zeigte einen wilden Mustermix. Die bunte Patchwork-Kollektion, die Mittwochabend präsentiert wurde, soll an die Stimmung Siziliens und die 90er-Jahre erinnern.
Doch auch der Ruf nach Veränderung ist deutlich zu hören. Stardesigner Giorgio Armani hat zu Beginn der Mailänder Woche die Modewelt zu Besinnung aufgerufen. Es sei an der Zeit, "das Überflüssige wegzulassen" und das mörderische Tempo der Branche zu zügeln, sagte der Altmeister der italienischen Mode.
Über die Jahre habe er gelernt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. "Weniger ist besser", laute sein Mantra. "Die größte Gefahr ist, alles so zu machen, als wäre nichts passiert. Weiterhin im Überfluss zu produzieren und die harte Lehre dieser schrecklichen Monate zu vergessen", warnte der 85-Jährige. (ried)