Max Zirngast wieder in Österreich: Großer Empfang am Wiener Flughafen
WIEN. Der von einem türkischen Gericht kürzlich freigesprochene Aktivist Max Zirngast ist nach Österreich heimgekehrt.
Ihm war die Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen worden. Der 30-jährige Steirer wurde am Donnerstagnachmittag auf dem Flughafen Wien von Familie, Freunden und Unterstützern begrüßt.
Video: So wurde Max Zirngast in der Heimat empfangen
Festnahme und Freispruch "absurd"
Zirngast zeigte sich erfreut, wieder in Österreich zu sein. Man dürfe aber auch nicht vergessen, dass es "Zigtausende solche Prozesse in der Türkei gibt", sagte Zirngast vor den anwesenden Journalisten. Sowohl seine Festnahme als auch sein Freispruch seien "absurd" gewesen. Dies zeige aber die "Willkür", mit der man "jegliche Opposition drangsalieren" wolle. Eine Urteilsbegründung erwartet er in den nächsten ein bis zwei Wochen. Sein Politikwissenschaftsstudium, das er bisher in Ankara absolviert hatte, möchte Zirngast nach eigener Aussage nun in einem anderen Land weiterführen.
Was war passiert?
Zirngast hatte seit 2015 in Ankara gelebt und als freier Journalist für linksgerichtete Blätter über die politische Situation in der Türkei geschrieben. Er äußerte sich dabei kritisch über das Regime von Präsident Recep Tayyip Erdogan, insbesondere dessen Kurdenpolitik. Im September 2018 wurde er festgenommen und anschließend gemeinsam mit den türkischen Aktivisten Hatice Göz, Mithatcan Türetken und Burcin Tekdemir angeklagt. Er wurde am Heiligen Abend 2018 zwar freigelassen, durfte aber das Land nicht verlassen.
Genau ein Jahr nach seiner Festnahme, am 11. September 2019, kam dann der überraschende Freispruch vor einem Gericht in Ankara für Zirngast und alle seine Mitangeklagten. Die Staatsanwaltschaft hatte "aus Mangel an Beweisen" in diesem Sinn plädiert. Der Aktivist und seine Unterstützer hatten zuvor eher erwartet, dass die türkische Justiz den Fall in die Länge ziehen würde. Eine Woche später wurde das Urteil rechtskräftig, damit durfte der Österreicher aus der Türkei ausreisen.
Ich kann es mir nicht verkneifen, wieder einige Zeilen zu Hrn. Zirngast zu schreiben. Vor dieser Aktion war der Name Zirngast völlig unbekannt, jetzt ist er zumindest für einige Zeit in aller Munde. Aber zu welchem Preis. Ich glaube jedenfalls, dass es auch ein Max Zirngast vorher gewusst bzw geahnt hatte, auf was er sich da einlässt, wenn er den türkischen Obersultan Erdogan in dessen Heimat kritisiert. Zu diesem Zeitpunkt hat dieser Erdogan schon tausende Kritiker inhaftieren lassen, warum sollte er bei einem Herrn Zirngast eine Ausnahme machen. Ob sich das rentiert, dass man auf diese Weise bekannt wird?