Ex-Todeskandidaten leben richtig auf
STEYR. Die ersten Patienten der "Allianz für Kinder" haben Jobs und gründen Familien.
In der Abflughalle des Flughafens von Pristina umarmte der 22-jährige Anes den Steyrer Arzt Michael Schodermayr und klopfte ihm auf die Schulter. Der junge Kosovare ist das blühende Leben, hat einen guten Job bei einem Pharmabetrieb und eine liebe Freundin, die er bald heiraten will.
Würde der Steyrer Mediziner nicht schon seit 26 Jahren mit seinem Arztkoffer in die Armenhäuser Europas fahren, läge Anes schon längst am Friedhof in einem Kindergrab. Vor 20 Jahren horchte Schodermayr als Begründer der Hilfsorganisation "Allianz für Kinder" die Brust des Buben aus dem Kosovo ab und musste einen lebensbedrohlichen Herzfehler diagnostizieren. Anes wurde in ein Flugzeug verfrachtet und in einem österreichischen Spital operiert. Die Großfamilie nutzte das zweite Leben des Kindes, ermöglichten ihm eine Berufsausbildung. Jetzt ist Anes einer der jungen Hoffnungsträger des von Krisen geschüttelten Kleinstaates.
Schodermayr flog jetzt wieder für ein Wochenende in den Kosovo und hielt für die "Allianz" Ordination. 60 Mädchen und Buben wurden untersucht, der vierjährige Vebihe und die 13-jährige Leonita wurden wegen ihres kritischen Gesundheitszustandes sofort ausgemustert und in ein Spital in Österreich transferiert. "Der Kosovo ist nur eine Flugstunde entfernt", sagt Schodermayr, "gar nicht weit weg von uns entscheidet Geld, ob Menschen an Krankheiten sterben."
Der Lebensweg von Anes ist für Schodermayr nun "die Ernte". Die "Allianz für Kinder" hat mittlerweile gesunde Erwachsene hervorgebracht, deren Leben am seidenen Faden hing und die sozial denken. Schodermayr: "Ihr Schicksal hat sie geprägt."