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Die langen Finger des Staates

Von OÖN, 14. Februar 2014, 00:04 Uhr
Die langen Finger des Staates
Kinderfreundeheim auf der Ennsleite im Jahr 1934. Bild: Stadtarchiv

Nach den Februarkämpfen raubte das Dollfuß-Regime rotes Parteivermögen. Konfisziert wurden Heime, Büchereien, selbst Notenarchive der Musikvereine.

Mit eigener Hände Arbeit hatten die Menschen auf der Steyrer Ennsleite das Kinderfreundeheim erbaut. Nach der Niederwerfung des Aufstandes gegen das faschistische Dollfuß-Regime wurden keine Heimstunden mehr abgehalten. Nicht nur, weil die Sozialdemokratie verboten wurde und in den Untergrund gedrängt wurde: Seit dem Frühjahr 1934 wurden in dem Gebäude plötzlich an Sonntagen katholische Messen gelesen.

Auf den Groschen genau haben die Behörden alle Besitztümer der Arbeiterschaft in Tabellen aufgelistet und unter staatliche Kuratel gestellt. Das Kinderfreundeheim wurde dem "Herrn Stadtrat Stefan Ramoult, Bahnhofstraße 24 zur treuhändischen Verwaltung übergeben", vermerkt die Pfarrchronik der späteren Pfarre St. Josef. Der Gefolgsmann des Ständestaates vermachte das Kinderfreundeheim dann für 500 Schilling Ablöse an die Stadtpfarre, die den Saal zur Behelfskirche zweckentfremdete.

Gottes Segen lag nicht auf dem Neuerwerb: Viele Eltern aus der Arbeiterschaft hätten es "ihren Kindern direkt verboten, in das Kinderheim zur Messe zu gehen", beklagt die Pfarrchronik.

Das Unrecht an den Sozialdemokraten, das die Kirche ausgenützt hatte, wurde gesühnt. Dem Seniorpfarrer der nunmehrigen St.Josefs-Pfarre auf der Ennsleite, Ernst Pimingstorfer, war es ein Herzensanliegen, dass die Schuld getilgt wird. Die Kirche restituierte der SP das geraubte Vermögen und 1984 bat die Pfarrgemeinde bei einem Versöhnungsgottesdienst in der neuen Kirche des Stadtteiles die Sozialdemokratie offiziell um Vergebung. "Damals waren mehr rote Politiker in der Kirche als schwarze", erinnert sich Pimingstorfer, "für das Verhältnis der Kirche zur Sozialdemokratie war diese Messe ein ganz wichtiges Ereignis". Gegen den Versöhnungsgottesdienst hätte es von konservativen Kreisen auch Widerstand gegeben, sagt Pimingstorfer, "aber für uns war das eine Verpflichtung und eine Frage der Gerechtigkeit".

Das Dollfuß-Regime spürte neben Gebäuden und kargen Ersparnissen nach jedweden Habseligkeiten der roten Ortsparteigruppen: Aus den Arbeiterbüchereien wurden alle Regale leergeräumt und alle Bücher beschlagnahmt. Den Behörden oblag es dann, genau zu überprüfen, welche Druckwerke in Pfarrbüchereien und sonstigen Entlehnstellen dem Volk zugemutet werden können und vor welchen Schriften die Bürger bewahrt werden müssten. Der "Bundesstaatliche Volksbildungsreferent für O.Ö. Hararchstraße 22" in Linz war sich laut seinem Bericht vom 9. April 1935 noch immer nicht schlüssig, ob er etwa das Buch "Schandfleck" aus der Losensteiner SP-Bücherei auf den Index setzen müsse: "Wenn von Anzengruber, dann geeignet". Unter "auszuscheidene Broschüren" reihte der Kontrolleur Kinderstücke wie "Kasperl am 1. Mai" oder "der rote Kasperl" ein.

Ebenfalls konfisziert wurde das Vermögen der Sozialistischen Arbeiterjugend, das dann am 23. Februar dem Reichsbund der katholischen deutschen Jugend Österreichs zur Übernahme angeboten wurde. Der Treuhänder erhofft sich vom neuen Eigentümer eine Umerziehung, dass dieser "unter christlicher und vaterländischer Leitung die Jugend neuerlich zu sammeln und im vaterländischen Sinn zu erziehen" bestrebt sein möge. Die Enteignung sozialdemokratischen Vermögens ging soweit, dass man den Arbeitermusikvereinen auch das Notenarchiv abnahm. Beim Steyrer Mandolinenorchester "Arion" hatten die Behörden Pech: ein mehrstimmiger Satz der "Internationalen" überlebte die Razzien.

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