"Soldaten dürfen das beste Material fordern"
HÖRSCHING. Das Heer ist einem beängstigenden Zustand. Das sagt der 61-jährige Paul Kellermayr, scheidender Präsident der Unteroffiziersgesellschaft, im OÖN-Interview.
Der Vizeleutnant beim Kommando der 4. Panzergrenadierbrigade in Hörsching gab vor wenigen Tagen gesundheitsbedingt das Amt des Präsidenten der Österreichischen Unteroffiziersgesellschaft (ÖUOG) ab.
OÖN: Wie beurteilen Sie die Lage des Bundesheeres?
Paul Kellermayr: Wenn ich sie vor allem aus der Sicht der in Oberösterreich stationierten Verbände betrachte, dann sind die beinahe am Ende. Das zeigt sich etwa bei meinem Verband, der Panzertruppe. Bekommt unsere Flotte nicht rasch das benötigte Upgrade, dann war es das.
Verstehen Sie, dass Österreich im internationalen Vergleich extrem wenig für seine Verteidigung ausgibt?
Die Aussage der Regierung, wir wollen sparen und Schulden abbauen, ist legitim. Sie darf aber nicht sagen: Sicherheit zählt viel, damit Hoffnungen wecken, und dann kommt nichts. Klar ist, je länger wir zuwarten, umso teurer wird es, die Armee auf einen akzeptablen Level zu bringen. Und die Politik muss schon bedenken: Die Soldaten setzen notfalls ihr Leben ein, da dürfen sie das beste Material fordern.
Das eine ist das Material, das andere sind die personellen Ressourcen. Wie sieht es mit dem Soldaten-Nachwuchs aus? Ist der ausreichend?
Hier greift ein Rädchen ins andere. Wir benötigen dringend junges Personal, schließlich gehen in den nächsten Jahren viele Kadersoldaten in den Ruhestand. Und dann sind wir wieder dort: Ein modernes Unternehmen muss den Menschen etwas bieten. Es muss signalisieren, dass es gut, modern, effizient und zukunftsfit ist. Zu einem Verlierer will keiner. Siehe etwa die Fliegerkräfte. Da gehen viele gute Leute weg, weil sie woanders ein geregelter Arbeitsbetrieb lockt. Wenn aber das Personal fehlt, dann bürdet man jenen, die bleiben, noch mehr Arbeit auf.
Was erwarten Sie von der Politik für die (nahe) Zukunft?
Ich fordere, dass sie endlich ihr gegebenes Versprechen einlöst. Es muss doch längst klar sein: Das Bundesheer wird dort eingesetzt, wo andere nicht mehr können. Wir sind das letzte Auffangnetz, die letzte strategische Reserve der Republik. Also, entweder man ist der Überzeugung, diese Reserve ist nötig, dann gibt es die Mittel dafür, oder eben nicht. Muss denn erst wieder etwas passieren, bis man das erkennt? Ich ärgere mich regelmäßig über die Sonntagsreden, in denen das Bundesheer als wichtig gelobt wird. Das mögen einige tatsächlich ernst meinen. Aber dann sollen sie bitte auch den nötigen Lobbyismus betreiben, um dem Heer das zu geben, was es zum Überleben benötigt.
Zum 100er offenbart der Linzer Mariendom seine Schätze
Anleitung für Bombenbau und Terrorpläne: 22 Monate Haft für 17-Jährigen aus Grünburg
Mehrere Feiern gedenken der Befreiung der KZ Mauthausen und Gusen
Schwer verletzt: 19-Jähriger stürzte in Utzenaich durch Dach
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.