Das Salzkammergut könnte schon 2025 das ersehnte Frauenhaus bekommen
BAD ISCHL. Fast jede vierte Frau in Österreich hat zumindest schon einmal im Leben körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt, das belegen Zahlen von Statistik Austria. Meistens passiert diese Gewalt innerhalb einer Beziehung. Jedes Jahr wenden sich deshalb Hunderte Frauen hilfesuchend an die Frauenberatungsstelle Inneres Salzkammergut.
In den gefährlichsten Fällen überweisen die Beraterinnen die Opfer in ein Frauenhaus, wo sie und ihre Kinder Schutz und psychologische Betreuung erhalten. Doch das Salzkammergut ist neben dem Mühlviertel Oberösterreichs einzige Region ohne Frauenhaus, das nächstgelegene für schutzsuchende Frauen ist in Vöcklabruck. "Aber das heißt, dass die Frauen aus ihrem sozialen Gefüge gerissen werden", sagt Ines Schiller (SPÖ), Bürgermeisterin von Bad Ischl und Vorsitzende des Vereins Frauenhaus Salzkammergut. "Oft verlieren sie ihre Arbeit, und ihre Kinder müssen den Kindergarten oder die Schule wechseln. Deshalb lehnen viele Frauen das sichere Frauenhaus ab und setzen sich weiter der Gewalt ihres Partners aus."
Standortsuche war schwierig
Deshalb setzt sich der Verein seit Jahren für die Errichtung eines Frauenhauses im Salzkammergut ein. Unterstützung kommt dafür von der Landesregierung. Frauenreferentin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) will bis 2026 mit Unterstützung des Bundes 1,9 Millionen Euro in den Bau jeweils eines Frauenhauses im Mühlviertel und im Salzkammergut investieren.
Die Standortsuche erwies sich allerdings als schwierig. "Nicht nur manche Grundeigentümer stehen einem Frauenhaus skeptisch gegenüber", sagt Vereinsvorsitzende Schiller. "Auch bei Anrainern ist Überzeugungsarbeit notwendig. Viele Menschen verbinden Frauenhäuser mit Konflikten. Diesen Vorbehalten mussten wir mit Zahlen, Daten und Fakten begegnen." Und nicht zuletzt gibt es auch noch infrastrukturelle Vorbedingungen: Schulen, öffentliche Verkehrsmittel und Nahversorger sollten möglichst in der Nähe liegen.
Doch der Verein fand ein passendes Grundstück für das Frauenhaus. In welcher Gemeinde des Salzkammerguts es liegt, wird nicht verraten. Je weniger bekannt der Standort eines Frauenhauses ist, desto sicherer fühlen sich die Frauen dort.
Dieser Tage wurde der Vertrag zwischen dem Grundbesitzer und der gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft LAWOG unterzeichnet. Entstehen soll ein Haus, das bis zu sechs Frauen und ihren Kindern einen sicheren Ort bietet, an dem sie nicht nur Schutz vor häuslicher Gewalt, sondern auch Betreuung und Beratung finden. Auch für Therapeuten und Psychologen sind Räumlichkeiten vorgesehen.
"Wenn alles optimal verläuft, kann noch heuer der Spatenstich stattfinden", freut sich Schiller. "Das Frauenhaus könnte dann nächstes Jahr den Betrieb aufnehmen." In Anspielung auf die jüngsten Frauenmorde in Österreich fügt Schiller hinzu: "Gerade die letzten Wochen haben wieder gezeigt, wie dringend wir eine Einrichtung wie ein Frauenhaus brauchen."