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Bluesman, der nicht seine Seele verkaufte

Von Hannes Fehringer, 02. Juli 2020, 00:04 Uhr
Bluesman, der nicht seine Seele verkaufte Friedrich Hochrieser (1956–2020) Von Hannes Fehringer
Meister des Fingerpicking-Blues wie anno dazumal: "Blues Frizz" Bild: privat

Blues Frizz hat nicht wie Robert Johnson an einer Kreuzung dem Teufel seine Seele verkauft, weil er im Wallfahrtsort Maria Neustift geboren ist und weil es dort auch keine Kreuzungen, sondern nur noch Kreisverkehre gibt.

Mit einer Anspielung auf den Urvater des Blues sagte Eugen Slapak vom Steyrer "Red Rooster" in einem Nachruf auf Facebook Lebewohl zu einem Musiker, der vielen ein grundehrliches Lebensgefühl als Zugabe seiner Konzerte gegeben hat. Friedrich Hochrieser, wie "Blues Frizz" mit bürgerlichem Namen hieß, ist am Samstag mit 64 Jahren einem Krebsleiden erlegen.

Hochrieser stammte aus einer musikalischen Familie in Maria Neustift. Als Bub hörte er daheim, wie sein Vater auf der Gitarre spielte und die Mutter die Zither schlug. Als Teenager horchte Fritz im Radio Eric Clapton und Rory Gallagher aufmerksam zu, weil er bald zu den Wurzeln des Blues in den USA wollte, als in den 30er Jahren die Nadeln der Grammophone auf den 78er-Platten kratzten.

Hochrieser war ein Tüftler, fleißig, ein Streber im guten Sinn. "Musik war sein Leben", sagt seine Tochter Sophie Reiter. "Er hat sich das Fingerpicking selber in einer Perfektion beigebracht, dass er weltweit einer der ganz wenigen Gitarristen geworden ist, die genau diesen Country Blues der damaligen Zeit spielen können", sagt Schlagzeuger Edgar Mottas, langjähriger Wegbegleiter des "Blues Frizz".

Hochrieser, der insgesamt vier CD-Alben veröffentlichte und dafür auch vom Wiener Altmeister des Blues Alois Koch (Al Cook) und Blueslady Dana Gillespie dickes Lob erhielt, hätte man mit Fug und Recht zum "Bluesprofessor" ernennen können. Der Mann aus dem ländlichen Oberösterreich hatte zu Hause eine Bluesbibliothek angelegt und kannte sich in dem Genre wie kein Zweiter aus. Was auch Rainer Wöffler, Blueskoryphäe, Spartenautor (Bluescafé) im deutschen "Guitar Magazin" und "Acoustic Guitar Magazin", an seinem Bühnenpartner aus Österreich schätzte. Hochrieser hatte nicht nur als Interpret zwei gute Hände für Instrumente. Auf seinem letzten Album "Right Mind" (2019) spielt er auf einer alten Key-Mandoline, die sein Vater aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimbrachte und die er selbst in seiner Werkstätte restaurierte. Für diese letzte CD hat sich Hochrieser nochmals gegen die Krankheit aufgebäumt, hat die Ärzte, die ihm mitteilen mussten, dass er nie mehr wie früher Gitarre spielen können werde, Lügen gestraft. Nicht nur, weil der geradlinige und unbestechliche Musiker mit niemandem einen faulen Pakt geschlossen hat, wird er im Himmel, wo die Guten wohnen, keine Harfe ausfassen, sondern eine Pre-War-National-Resonator-Gitarre mit Bottleneck, Picks und Gravur "Rearl Blues Frizz" ausgehändigt bekommen.

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Hannes Fehringer
Lokalredakteur Steyr
Hannes Fehringer
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1  Kommentar
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katerkarlo01 (22 Kommentare)
am 02.07.2020 11:45

Er ist eingegangen in den Gadda-Da-Vida, den er so unnachahmlich besungen hat.

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