Der unbändige Wille, einmal ein selbstbestimmtes Leben zu führen
GREIN. Peter Gstöttmaier beschreibt als beeinträchtigter Autor auf poetische Weise seine Lebenswelt.
Sein Leben verlief nie auf gewöhnlichen Bahnen. Der Waldhausener Peter Gstöttmaier hat aufgrund von Komplikationen bei seiner Geburt ein eingeschränktes Sprachvermögen und eine spastische linke Körperhälfte. Seine Pflichtschulzeit absolvierte er in der "Sonderschule" seines Heimatortes. Seit 36 Jahren ist er in der Außengruppe der Lebenshilfe in Grein in der Pflege von Grünanlagen tätig.
Obwohl er sich sprachlich nicht so ausdrücken kann wie andere, hat Gstöttmaier sein Steckenpferd in der Lyrik gefunden. Seine Texte beschäftigen sich mit dem, was ihn im Alltag beschäftigt. Und das ist vor allem der unbändige Wille, ein selbstständiges Leben zu führen. Ein Ziel, das er seit seinem Eintritt in die Lebenshilfe vor 38 Jahren hartnäckig verfolgte. Immer wieder. Auch wenn es dort und da einmal Rückschläge gab. Dieses Ziel hat er im November 2010 tatsächlich erreicht: Seither lebt er alleine und wird mobil betreut. Diese selbstständige Lebensführung ist ihm wichtig – obwohl sie ihn zeitweise sehr fordert und ihn mitunter viel Kraft kostet.
"Ohrenschmaus"-Preisträger
Was für einen großen Wert diese Selbstbestimmtheit für ihn darstellt, hat Gstöttmaier oft in seinen Texten thematisiert. So etwa in "Söbstständi" – eine Arbeit, die ihm seinen ersten Lyrik-Preis einbrachte. 2011 wurde ihm dafür der "Ohrenschmaus" in der Kategorie "Lebensberichte" überreicht. Sieben weitere Preise sollten folgen. "Mit seiner offenen, freundlichen Art fällt es Peter leicht, mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen. Und zu seiner Zufriedenheit braucht er natürlich auch seine eigenen vier Wände und seine Selbstbestimmung. Das betont er bei jeder Gelegenheit", beschreibt Gstöttmaiers Schwester Heidemarie Pölzguter. "Ich kenne keinen anderen Menschen, der seine Selbstbestimmtheit so genießt wie Peter. Und er will alle bekehren, die dazu noch eine andere Meinung haben."
Auftritt bei Donaufestwochen
Menschen wie Peter Gstöttmaier widmen die diesjährigen Donaufestwochen im Strudengau einen eigenen Programmpunkt. Am 8. August (20 Uhr) werden im Stadtkino Grein prämierte und aktuelle Texte von Menschen mit Lernbehinderung und Schreibtalent präsentiert. Gelesen von den Autoren selbst sowie vom Schauspieler Christian Hochgatterer. Neben Peter Gstöttmaier sind Ruth Oberhuber und David Sylvester Marek dabei. Alle drei sind "Ohrenschmaus"-Preisträger. Der Preis wird von einer Jury um den Literaten Felix Mitterer vergeben – und orientiert sich ausschließlich an inhaltlicher Qualität, wie Mitterer betont: "Kein Mitleidsbonus, keine Peinlichkeit, nur Literatur!"
Karten für diesen besonderen Literaturabend sind zum Preis von 23 Euro über das Festwochen-Büro (07268 / 26857) sowie im Internet erhältlich: (lebe)