Zwölf Jugendliche und der Schatz im Schularchiv
LINZ. Langzeitprojekt "Die Schule" im Akademischen Gymnasium Linz geht mit einer Ausstellung in die zweite Runde.
Geschichte lebt von den Geschichten derer, die erlebt haben. So kann Geschichte im wahrsten Sinn des Wortes lebendig bleiben, Bestand für nachfolgende Generationen haben. So bleibt sie auch interessant.
Im Projekt "Die Schule" wird bis 2019 am Akademischen Gymnasium Spittelwiese in Linz vorexerziert, wie spannend das Forschen in der "eigenen Schulgeschichte" sein kann und ist. Dies dient aber nicht dem Selbstzweck, sondern wird auch immer wieder öffentlich.
Der zweite sichtbare Schritt ist nun eine Ausstellung, die heute Abend eröffnet wird. Mitten im Stadtraum werden die Fenster der Schule im Erdgeschoß zum Schaufenster in die Vergangenheit. Inhaltlich stehen dabei Hans Siegmund Kafka, die Schule als Spiegel der Gesellschaft und die "Kunst des Aufzeigens" im Blickpunkt.
Das Langzeitprojekt, das von Peter Androsch und Bernhard Doppler initiiert wurde, versetzt zwölf Schülerinnen und Schüler in die Lage, in der langen Geschichte der Schule zu Menschen und ihren Lebensgeschichten vorzudringen. Sie greifbar, begreifbar zu machen.
Nachdem sich die Jugendlichen der 6. Klasse mit großer Begeisterung der Schule und dem 20. Jahrhundert gewidmet haben (die OÖN haben darüber ausführlich berichtet), folgt nun der nächste Schritt. Angesichts einer Schulgeschichte, die bis ins Jahr 1542 (!) zurückreicht, hätte das Archiv als "historischer Spielplatz" durchaus viel Spielraum geboten, um in andere Jahrhunderte einzutauchen. Aber: "Wir wollten den Schülern keine Vorgaben machen", so der Musiker, Komponist und Absolvent des Linzer Traditionsgymnasiums. Die Devise habe gelautet: "Grabt, wo ihr graben wollt." Die Jungen nahmen dankbar an und wollten in der Zeit des Nationalsozialismus weitergraben.
Ergebnis dieser Forschungen ist die Ausstellung "Die Schule", die im Vorbeigehen am Schulgebäude in der Spittelwiese und in der Herrenstraße die Fenster nutzt, um zu informieren. Gestaltet von Natalie Pichler und ausgestattet mit Text- und Bildmaterial wird dabei etwa die Geschichte von Hans Siegmund Kafka erzählt. 1921 in Linz geboren, von 1931 bis 1934 Schüler im Akademischen Gymnasium, emigrierte er 1940 in die USA, wo er als Psychoanalytiker John S. Kafka berühmt wurde. Seiner Heimatstadt blieb er verbunden. Im Sommer wird Androsch den 95-Jährigen wieder in Amerika besuchen.
Ausstellung Eröffnung am 22. Juni, 19.30 Uhr, bis 15. September, Akademisches Gymnasium Linz
Über die Kunst des Aufzeigens in der Schule
Eine Bilderserie zeigt in der Ausstellung: Wer aufzeigt, schickt gleich auch noch eine Botschaft mit.
23 Fenster der bis 15. September zu sehenden Ausstellung im Akademischen Gymnasium sind einer besonderen Kunst gewidmet, die Schüler der unterschiedlichsten Generationen, die hier schon die Schulbank gedrückt haben, wohl nicht als eine Kunstform bezeichnet hätten: das Aufzeigen.
Das Handzeichen als deklarierter Wille, "dranzukommen", war Wissenschaftern eine intensive Auseinandersetzung wert. "Die hat uns fasziniert", sagt Androsch im OÖN-Gespräch und meint damit das gesamte Team des Projektes "Die Schule". Muss die "offizielle Bewerbung um sein Rederecht" einer speziellen Form folgen? Oder anders gesagt: Wie zeigt man richtig auf? Lässt sich aus der Armhaltung beim Aufzeigen ablesen, ob derjenige nun ein dringendes Bedürfnis damit verbindet oder nur eine lästige Pflicht hinter sich bringen will?
Um zu veranschaulichen, wie unterschiedlich man aufzeigen kann, haben die Jugendlichen Fotos gemacht. Alle von hinten aufgenommen, zeigen sie sehr deutlich, dass das Aufzeigen schon durchaus als Zeichen gedeutet werden kann. "Es gibt eine breite Palette des Aufzeigens", sagt Androsch, der darin sogar ein "Ballett der Hände" erkennen will. Ein paar Beispiele aus der Ausstellung verdeutlichen, was damit gemeint sein könnte.
Wie zeigt man auf? Zurückhaltend...
... klar und deutlich, oder ...
...gelangweilt?
Das Projekt "Die Schule"
Als der Musiker und Komponist Peter Androsch, selbst Absolvent des Akademischen Gymnasiums an der Spittelwiese in Linz, 2012 von Direktorin Erika Hödl gebeten wird, eine Maturarede zu halten, taucht er ein in das Archiv der Schule und erkennt dessen Wert. Die Idee, sowohl die Geschichte als auch die persönlichen Geschichten von Linz’ ältester Bildungsstätte, ihren Schülern und Lehrern zu erzählen, entsteht.
Das Projekt „Die Schule“, an dem die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse mit ihrer Professorin Bernadette Chauss sowie Ideengeber Peter Androsch und Literaturwissenschafter Bernhard Doppler gemeinsam arbeiten, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Geschichte lebendig werden zu lassen – in Form von Texten, einer Ausstellung, einer eigenen Homepage und eines Theaterstücks, das aufgeführt werden soll. Das Projekt läuft bis 2019.
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