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Die 1938 gegründete Siedlung ist wie ein Dorf in der Stadt

Von Erhard Gstöttner, 04. März 2014, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Der Linzer Spallerhof
Bild: Volker Weihbold

SPALLERHOF. Die Arbeiterwohnanlagen auf dem Spallerhof bieten überraschend gute Lebensqualität. Der Spallerhof war ein klassisches Wohnviertel vieler Voest-Bediensteter.

Ich bin am Rand des Spallerhofs aufgewachsen, besuchte von 1962 bis 1966 die Volksschule in dem riesigen Schulgebäude in der Tungassingerstraße, erhielt 1964 die Erstkommunion in der Kirche St. Peter. Seit vielen Jahren wohne ich nördlich der Donau, in Urfahr. Komme ich nun auf den Spallerhof, wundere ich mich, wie beschaulich dieses Viertel geblieben ist.

Als Kind kam mir der Spallerhof wie ein Paradies vor. Ideale Spielplätze waren die Innenhöfe der Wohnanlagen, die ab 1938 und im Zweiten Weltkrieg entstanden. Wunderbar war die verwilderte Zone entlang des Hausleitnerwegs, abenteuerlich-gruselig die Bunker in dieser Gegend. Was dem Schüler wie ein großer Abenteuerspielplatz erschien, ist untrennbar mit dem düstersten Kapitel der Geschichte verbunden, dem Nationalsozialismus.

Bis Ende der Dreißigerjahre war der Spallerhof Standort eines Bauernhofs und eines Altersheims, damals "Versorgungshaus" genannt. 63,5 Hektar groß ist das Gebiet, das nun von der Wiener Straße im Osten, der Muldenstraße im Norden, der A7 im Westen und dem Hausleitnerweg im Süden begrenzt wird.

So fing es 1938 an

Als im Mai 1938 der Spatenstich für die Hermann-Göring-Werke (heute: voestalpine) in St. Peter/Zizlau erfolgte, begann auch die Geschichte des Wohnviertels Spallerhof. Für die Menschen, die St. Peter binnen weniger Tage verlassen mussten, und für die künftigen Arbeiter der Göring-Werke wurden Wohnungen gebaut, auf dem Spallerhof, auf dem angrenzenden Bindermichl, in Urfahr.

Zu diesem Zweck wurde die Wohnungsaktiengesellschaft WAG gegründet. Nach Plänen des aus Schlesien stammenden Architekten Herbert Rimpl entstanden die Häuser auf dem Spallerhof im Heimatstil der "Stuttgarter Schule". Für die meisten Menschen, die damals hier einzogen, waren diese Quartiere eine Verbesserung, hatten sie doch Toilette und Bad in der Wohnung. 1944 wurde der Bau kriegsbedingt eingestellt. Bis 1949 stellte die WAG die Häuser fertig.

Als Kinder nannten wir die Häuser so, wie wir es von den Erwachsenen gehört hatten: "Hitler-Bauten". So sagen auch heute noch viele Linzer ohne böse Absicht.

Ein eigentliches Zentrum hat der Spallerhof nicht. Ein zentraler Punkt war seinerzeit der Bereich an der Kreuzung der Spallerhof- mit der Glimpfingerstraße. Dort findet jetzt freitagnachmittags der Spallerhof-Bauernmarkt statt. Einst war dort die Lebensmittelzentrale in Form eines Konsum-Geschäfts und des Fleischwarenladens Hauser, einer Filiale der nicht mehr existenten Großfleischerei Hauser. Legendär waren die Flesserl und Salzstangerl der leider auch schon längst für immer geschlossenen Bäckerei Schatzl an der Spallerhofstraße.

Wieder ein Greißler

Nach wie vor in Betrieb ist die Trafik in der Glimpfingerstraße, die schon seit Jahrzehnten dort ist. Zum Lebensmitteleinkauf muss man heute weiter westwärts Richtung Weinheberstraße. Dort ist der ehemalige Konsum-Supermarkt, der freilich schon längst ein Billa ist. In der Tungassingerstraße gibt es seit vorigem Herbst die Greißlerei Luckeneder, deren Besitzer die Waren den Kunden auch nach Hause zustellt.

Der Spallerhof, das war jahrzehntelang das Wohnviertel der Voestler. Dass diese (jedenfalls seinerzeit) gut verdienten, merkte ich als Schulkind. Denn die Kinder der Voestler hatten stets das neueste Spielzeug. Heute wohnen in den sogenannten Hitler-Bauten vor allem ältere Menschen. Jüngere wohnen in der Weinheberstraße und vor allem ostwärts in den zahlreichen Neubauten oberhalb des Hausleitnerwegs.

Franz Zeiger, Pfarrer, im Kurzinterview

Der gebürtige Steyrer Franz Zeiger (52) ist seit dem Jahr 2000 Pfarrer von St. Peter auf dem Spallerhof in Linz. Er ist sehr volksverbunden und weitum bekannt durch Aktionen wie „Tiertafel“, wo er Futter für die Tiere bedürftiger Menschen auftreibt.

Was ist das Positive des Spallerhofs?

Der Spallerhof ist eine sehr angenehme Wohngegend mit viel Grün. Das Viertel hat ja fast einen dörflichen Charakter. Hier kennen sich die Leute noch untereinander.

Gibt es auch Nachteile?

Eigentlich dürfte man durch das Viertel mit dem Auto nicht durchfahren, da es für Durchzugsverkehr gesperrt ist. So manche Autofahrer nutzen das aber als Abkürzung. Seitdem die Polizei kontrolliert, ist es aber besser geworden. Ein Problem ist auch, dass die große Wiese beim Kindergarten gegenüber der Kirche verbaut werden soll. Diese Wiese dient als Spielplatz und ist auch Erholungsfläche für Erwachsene.

Was ist Ihr besonderer Wunsch für den Spallerhof?

Mein besonderer Wunsch ist, dass die Lebensqualität mit dem vielen Grün erhalten bleibt, damit sich die Menschen hier auch in Zukunft wohl fühlen können. Beim öffentlichen Verkehr hapert es aber ein wenig. Für die vielen älteren Menschen, die hier leben, wäre eine Verbesserung eine Wohltat.

Wohnen am Spallerhof: Die OÖN haben gefragt, was die Menschen hier lieben und was sie ändern möchten.

"Ich wohne gerne hier. Wir haben viele Grünflächen und es ist sehr ruhig. Außerdem ist alles gut zu erreichen. Ein größeres Angebot für Kinder wäre schön.“
Karin Koubek und Tochter Maja, in Karenz

"Ich wohne seit drei Jahren am Spallerhof. Es ist schön, weil es viele Grünflächen gibt. Der Wasserwald ist gleich in der Nähe. Nur der viele Verkehr stört.“
Andreas Bögl, Kommunikationstechniker

"Man ist zwar in der Stadt, aber nicht direkt. Der Spallerhof ist ein Ruhezentrum und gut für Spaziergänge. Hier hat sich viel Positives getan.“ 
Waltraud Mandl, Pensionistin

 

 

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3  Kommentare
3  Kommentare
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( Kommentare)
am 05.03.2014 15:02

Ein sehr schönes Element in diesen Wohnanlagen (es gibt auch solche Bauten in Urfahr) sind die weitläufigen gemeinsamen Gartenanlagen. In unserer erst 20 Jahre alten Wohnanlage in der Michael-Hainisch-Str., gibt es auch solche Gemeinschaftsgärten. Leider eskaliert hier gerade ein Streit (eine Vorladung zu einem Gerichtstermin hängt bereits den Stiegenhäusern), der den Wert der Wohnungen nachhaltig schmälern wird.

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alexius001 (2.214 Kommentare)
am 04.03.2014 16:28

und da sagt noch einer 1938 war alles schlecht

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analysis (3.549 Kommentare)
am 04.03.2014 13:26

Welcher neuzeitlicher Glaspalast mit angeblich "nachhaltiger" Energieffizienz wird wohl in 80 Jahren noch nutzbar sein und sich so gelungen als menschliches Wohnviertel präsentieren ? Der Linzer Gestaltungs-"Planungs"-Beirat muss sich fragen lassen, was er z.B.: im Bahnhofsviertel anrichtet, wo das letzte ansehliche Gebäude die alte Bahndirektion ist, welche bei angenehmen Raumklima ohne Klimaanlage wesentlich effizienter ist als der sogenannte "Energie-Tower".
Die Betriebskosten für Heizung u. Warmwasser in den Altgebäude am Spallerhof liegen wesentlich unter denen von neuzeitlichen "Niedrigstenergie-Wohnblöcken", bei denen die in Bälde erforderlichen Sanierungskosten noch unberücksichtigt sind.
Aber Papier ist geduldig und anstatt die tatsächlichen Aufwendungen für Solarschachteln zu evaluieren, gibt Hofnarr Rudi lieber Pressekonferenzen, wo er mit vom ESV "berechneten" Einsparungen und "green Jobs" herumwirft.

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