"120.000 Pferde traben durch diese Gasturbine"
LINZ. Vor 25 Jahren ging das Fernheizkraftwerk Linz-Süd in Betrieb – heute versorgt es 100.000 Haushalte mit Strom.
Das Grundprinzip der Gasturbine habe sich über die Jahre nicht verändert. Technisch werde heute im Fernheizkraftwerk (FHKW) Linz-Süd hauptsächlich an den Details gefeilt, um die bei der Stromerzeugung entstehende Abwärme noch besser nutzen zu können und das Gasturbinen-System noch energieeffizienter zu machen. "Die große Neuerung vor 25 Jahren waren die Flexibilität", sagt Florian Rathner, Bereichsleiter für Energieerzeugung bei der Linz AG, "und die Planbarkeit. Wir können seitdem viel bedarfsorientierter arbeiten."
Kraft-Wärme-Kopplung
Heute gibt es drei Gasturbinen im Fernheizkraftwerk Linz-Süd, die letzte wurde 1996 installiert. "Strom und Wärme werden nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsprinzip erzeugt. Das bedeutet, dass die Strom- mit der Wärmeerzeugung gekoppelt wird, um so eine höhere Brennstoffausnutzung zu erreichen", erklärt Kraftwerksmitarbeiter Gerhard Stödtner bei einer Führung durch das Kraftwerk. Der Vorteil dieser Methode im Gegensatz zur getrennten Erzeugung seien eine wesentliche Einsparung von Primärenergie und eine erhebliche Reduktion von CO2-Emissionen.
"In den Brennkammern der drei Gasturbinen befinden sich jeweils zehn sogenannte Flammrohre, die das Kernstück der Turbine bilden", sagt Wolfgang Dopf, Vorstandsdirektor der Linz AG, Bereich Energie. "Diese erzeugen 120 Megawatt. Anders ausgedrückt heißt das, 120.000 Pferde traben durch eine Turbine." Die entstehende Abwärme werde durch nachgeschaltete Abhitzekessel und Dampfturbinen genutzt. "Die Errichtung des Fernheizkraftwerks Linz-Süd im Jahr 1993 gilt als Meilenstein. Damals war der Bau eines Kraftwerks kein Hit, heute hängen 80 Prozent der Linzer Haushalte an unserem Fernwärmenetz", ergänzt Erich Haider, Generaldirektor der Linz AG.
Der ständig steigende Bedarf, der Wettbewerb am Energiemarkt und die Einhaltung neuer Klimaschutzziele stellten die Betreiber kontinuierlich vor Herausforderungen. Nicht zuletzt wurden deshalb im Jahr 2016 mehrere veraltete Komponenten ausgetauscht oder erneuert, wobei 9,8 Millionen Euro investiert wurden.
Das Kraftwerk in Zahlen
- 100 000 Haushalte werden vom FHKW Linz mit Strom versorgt. 40.000 Wohnungen nutzen die Versorgung mit Wärme. Das seien mehr als 50 Prozent der ans Netz angeschlossenen Wohnungen.
- 200 000 Tonnen Kohlendioxid wurden durchschnittlich pro Jahr in der Strom- und Fernwärme-Erzeugung eingespart. Fünf Millionen Tonnen seien es auf die letzten 25 Jahre gerechnet gewesen.
- 85 Prozent der Energie des Brennstoffs Erdgas können durch die Kraft-Wärme-Kopplung ausgenutzt werden. Pro Jahr werden durchschnittlich 110 Millionen Kubikmeter Erdgas für die Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt.
Die Geschichte des Werks
Linz. Im Jahr 1993 wurde das Fernheizkraftwerk Linz-Süd aufgrund der energiewirtschaftlichen und ökologischen Veränderungen, dargelegt in einer Studie, und wegen des steigenden Fernwärmebedarfs gebaut. Es funktioniert mit GuD (Gas und Dampf)-Technologie, das Erdgas als Brennstoff nutzt. Das Kraft-Wärme-Kopplungsprinzip liegt dem Ganzen zugrunde. Im Laufe der Jahre gab es immer wieder technische Erweiterungen. 1993 gab es zuerst zwei Gas- und eine Dampfturbine, bevor 1996 eine weitere Gasturbine installiert wurde. Der nächste Sprung erfolgte im Jahr 2000, als ein Abhitzekessel und eine zweite Dampfturbine hinzugefügt wurden. Zuletzt ließ die Linz AG im Jahr 2016 veraltete Komponenten des Kraftwerks erneuern.
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Falsche Information im Artikel:
120 MW = 120.000 kW • 1,36 PS/kW = 163.200 PS
Hab ich schon vor 10 Stunden gesagt! Abgeschrieben?
Werden da Pferde verbrannt oder Gas?
@haspe1
Stimmt, nur zum letzten Absatz:
Die nicht benötigete Wärme für Fernwärmeheizung wird ja dafür in der Dampftubine verstromt - also nicht ganz so schlimm.
Und als Ergänzung zum Artikel:
Der relativ gute Wirkungsgrad ergibt sich aus der Einheit Gasturbine, Fernwärme und DAMPFTURBINE.
Sollte explizit erwähnt werden.
Unten zu haspe1 16.10.2018 11:16 Uhr
@weinberg93: "Der relativ gute Wirkungsgrad ergibt sich aus der Einheit Gasturbine, Fernwärme und DAMPFTURBINE.
Sollte explizit erwähnt werden."
Da hast Du auch völlig recht, denn zu meiner Schande: Das war mir vorher auch nicht klar, dass die Dampfturbine hier den Extra-Vorteil liefert...
Es wird ja gern als Bild verwendet: Ein Pferd leiset ein PS.
Auf Dauer zwar sicher nicht, aber soll halt so sein.
Aber, liebe technikresistente Schreiber, man darf diese Bild verwenden, dann aber richtig.
Es müsste heißen: … rund 163.000 Pferde.
1 kW = 1,36 PS bzw. 1MW = 1360 PS
@weinberg93: Du hast vollkommen recht, aber da der Kenntnis-Stand in Bezug auf MINT-Themen beim Grossteil der Journalisten und auch beim Grossteil der Leser auf Sonderschul-Niveau liegt, werden derlei Fehler stets auftreten und auch nicht bemerkt.
Der Unterschied zwischen Leistung (W) und Energie oder Arbeit (Ws oder Joule) ist den meisten auch völlig schleierhaft, entsprechende Fehler treten auch immer auf.
Was aber im Artikel oben gar nicht erwähnt wird: Die Kraft-Wärme-Kopplung ist insgesamt gut, wenn man beides braucht, den Strom und das Heisswasser (Fernwärme).
Schlecht ist es aber, wenn man z.B. Strom billig (am Spotmarkt) bekommen könnte und das Gas teuer ist und man mit dem Blockheizkraftwerk "nur" deshalb (teuren) Strom erzeugen muss, weil man im Winter die Fernwärme für die Heiz-Kunden benötigt, dann produziert man nämlich den Strom sehr teuer, weil das Gas sehr teuer ist.
Ebenso schlecht wäre, wenn man nur den Strom braucht (im Sommer), aber die Fernwärme nicht.
Zustimmung. Andererseits könnte es dem Artikel nach auch ein Zitat des Vorstandsdirektors sein. Der Autor hat leider nicht gewußt, dass das so nicht stimmen kann.
@xerMandi: Kann sein, aber es ist leider die Regel, dass die Artikel-Schreiber nicht wissen, was alles nicht stimmt, weil sie selbst sehr wenig bis kein Wissen von so vielen grundlegenden Dingen haben, am allerwenigsten von naturwissenschaftlichen oder technischen. Es fehlt an der Allgemeinbildung.
Und genau jene Redakteure, die uns Lesern immer vorhalten, die Österreicher hätten leider viel zu wenig Finanzwissen, Wirtschaftswissen etc. kommen selbst nicht mal drauf, wenn die Steuersummen, die Prof. Schneider für die "kalte Progression" ausweist, um einen Faktor 6 zu hoch sind, weil sie selbst wenig rechnen und denken bzw. recherchieren können/wollen....