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Frau in ihrem Haus überfallen: "Eine sehr grausame Tat"

Von Thomas Streif, 28. Februar 2020, 00:04 Uhr
Verhandlung in Ried Bild: Streif

RIED. Nach einem bewaffneten Raubüberfall wurden zwei Männer in Ried zu langen Haftstrafen verurteilt.

Bewacht von drei Beamten der Justizwache Ried betreten die beiden Angeklagten den Schwurgerichtssaal. Die Besucherränge sind gut gefüllt, zahlreiche Angehörige der Beschuldigten sind gekommen. Am 31. Oktober 2019 überfielen die Männer in Andrichsfurt eine 71-jährige Pensionistin in deren Haus. Dort erbeutete das Duo Bargeld, Schmuck und Silberbarren im Wert von mehr als 20.000 Euro. Anschließend sperrten sie die Frau in der Toilette ein. Zwei Stunden später wurde sie von einem Nachbarn befreit, eine Nacht musste die Pensionistin im Krankenhaus verbringen.

14 der Silberbarren lösten die Angeklagten kurze Zeit später in Passau ein, die verbleibenden sechs wurden ihnen zum Verhängnis. Bei einer Polizeikontrolle im benachbarten Bayern fielen den Beamten die Silberbarren im Auto auf, kurze Zeit später klickten die Handschellen. "Ich bekenne mich schuldig", sagt der Erstangeklagte (30), der bereits acht einschlägige Vorstrafen auf dem Kerbholz hat. Auch der zweite Täter (25) gibt zu, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Bei der Begründung sind sich die beiden noch einig. Spielsucht, Schulden bei "den falschen Leuten" und der Konsum von Drogen, vor allem Crystal Meth.

Der 30-Jährige erzählt, dass er die Familie der überfallenen Pensionistin kennt, auch die Räumlichkeit ist ihm bekannt gewesen. "Das ist eine sehr nette Familie, dass im Haus so viel Bargeld und Silberbarren sind, habe ich aber auch nicht gewusst."

Der Haupttäter, der die Frau mit der Pistole bedrohte, sei er aber nicht gewesen. "Ich bin bei der Pensionistin geblieben und habe sie beruhigt", behauptet er. Für die beisitzende Richterin Claudia Hubauer klingt diese Version nicht einleuchtend. "Es erscheint nicht sehr lebensnahe, dass ausgerechnet Sie, obwohl Sie das Opfer persönlich kennen, bei der Frau bleiben."

Dass die Pensionistin schwer am Herz erkrankt ist und in der Vergangenheit bereits einen Herzinfarkt erlitt, wusste der 30-Jährige. "Deshalb habe ich mich ja um sie gekümmert", sagt er. "Was hätten Sie gemacht, wenn die Frau erneut einen Herzinfarkt erlitten hätte?", will Staatsanwalt Franz-Joseph Zimmer wissen. "Ich hätte die Rettung gerufen", antwortet der Beschuldigte.

Der 25-Jährige erzählt genau die gleiche Version, allerdings sei er in der Rolle des "Aufpassers", der die Frau nicht mit der Waffe bedrohte, gewesen. Dem vorsitzenden Richter Kiesl wird es langsam zu bunt: "Was Sie mir hier erzählen, klingt wie eine Sternsingeraktion."

"Pistole auf mich gerichtet"

Jetzt betritt die 71-jährige Frau in Begleitung einer Frau vom Opferschutz Weißer Ring den Saal. Richter Kiesl beruhigt die sichtlich nervöse und gesundheitlich angeschlagene Innviertlerin. "Schnaufen Sie einmal tief durch, ich weiß, dass das nicht leicht für Sie ist."

"Auf einmal sind zwei maskierte Männer vor mir gestanden, sie haben kein einziges Wort gesprochen, und einer hat eine Pistole auf mich gerichtet. Immer wieder habe ich gesagt, dass ich große Angst habe", schildert die Frau die wohl bangsten Momente ihres Lebens.

Schwere Folgen für das Opfer

"Ich schaue mir mittlerweile nur noch Tierfilme an. Wenn ich an das Durchrepetieren der Waffe und die vermummten Gesichter denke, ist an ein Einschlafen nicht zu denken." Sie habe lediglich die Augen der Täter gesehen. Bei einer Gegenüberstellung mit den Angeklagten kann die Frau nicht sagen, wer welche Rolle spielte.

"Diese Tat war eine Gemeinheit, die Frau so in Todesangst zu versetzen, ist grausam. Ich erwarte mir beim Urteil ein deutliches Signal", sagt der Staatsanwalt beim Schlussplädoyer.

Elf und vier Jahre Gefängnis

Elf Jahre Haft lautete das Urteil für den Erstangeklagten. Er ist mehrfach vorbestraft und saß bereits in Haft. Bei ihm betrug die Höchststrafe bis zu 20 Jahre. Der bisher unbescholtene Komplize fasste vier Jahre Gefängnis aus. "Sie haben beide eine Tat begangen, die ihresgleichen sucht. Eine herzinfarktgefährdete Frau zu bedrohen und dann noch ins Klo einsperren. Das ist grausam. Auch wenn sich jeder von ihnen als barmherziger Samariter gegeben hat, der sich um die Frau gekümmert haben will. Ich weiß es nicht, wer welche Rolle spielte. Fest steht, dass sie mit einer Waffe einen brutalen Raub verübt haben. Die Tat war geplant", sagt Richter Kiesl bei der Urteilsverkündung. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

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Autor
Thomas Streif
Redaktion Innviertel
Thomas Streif
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