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"Manchmal sitzen wir nur daneben und hören zu"

Von Roman Kloibhofer, 30. Oktober 2018, 17:45 Uhr
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Bild: rokl

RIED. Die Mitarbeiter des Mobilen Hospiz des Roten Kreuzes Ried geben Lebens-, Sterbens- und Trauerbegleitung.

"Wir geben Lebens-, Sterbens- und Trauerbegleitung", sagen Isolde Stelzer, Marietta Reichhard und Oswald Plaimer. Die drei ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Mobilen Hospiz des Roten Kreuzes Ried sind seit mehr als 20 Jahren in der Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen tätig.

"Die Inanspruchnahme unseres Angebotes nimmt stark zu, wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte", sagt Oswald Plaimer. Der Mediziner aus Utzenaich ist Gründungsmitglied der damaligen Hospizbewegung, die 2005 in das Rote Kreuz integriert worden ist. 37 ehrenamtliche Mitglieder kümmern sich im Bezirk Ried um die Begleitung sterbender Menschen und ihrer Angehöriger. Auch für die Angehörigen stellen die Besuche eine wertvolle Entlastung dar.

Mitfühlen, aber nicht mitleiden

78 Klienten haben imVorjahr ihre Hilfe in der Hospizbegleitung und 37 in der Trauerbegleitung in Anspruch genommen. Den richtigen Zugang zu den Menschen zu finden, sei eine Herausforderung, sagen die drei Innviertler. "Wichtig ist, dass man einfach nur da ist", sagt Oswald Plaimer, und Isolde Stelzer erklärt: "Wir hören viel zu. Oft wollen die Menschen einfach nur reden, etwa über Dinge, mit denen die Menschen ihre Angehörigen nicht zusätzlich belasten wollen.

In bedrückenden Fragen redet es sich mit einem Fremden leichter." Marietta Reichhard nennt diese Ängste – etwa vor dem Sterben – "spirituelle Schmerzen". Auch die Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit der Besuche sei äußerst wichtig, wie Oswald Plaimer sagt: "Die Menschen wissen und freuen sich, dass heute jemand kommt...".

Der Umgang mit dem Tabuthema Tod ändere sich mit dem Lebensalter, sagt Marietta Reichhard. "Unsere Aufgabe ist es, auf die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen einzugehen. Da müssen wir uns schon selbst zurücknehmen", sagt sie. "Manchmal reicht es schon, nur die Hand des Menschen zu halten", so Isolde Stelzer. Oswald Plaimer: "Wir sollen uns in den Klienten hineinversetzen, uns aber gleichzeitig nicht vereinnahmen lassen." Mitfühlen, aber nicht mitleiden – das sei das Gebot, wie Isolde Stelzer sagt.

"Gut gefestigt sein"

Wer oft mit dem Sterben und Tod konfrontiert wird, bei dem relativiere sich Vieles, sagt Marietta Reichhard über ihren Umgang mit dem Thema Tod und Trauer: "Man lernt viel, man nutzt die Zeit bewusster und setzt sich auch mit dem eigenen Tod auseinander." "Und man ist dankbar", ergänzt Isolde Stelzer. In Gruppengesprächen wird auch innerhalb des Teams regelmäßig psychosoziale Arbeit gemacht und die einzelnen Fälle aufgearbeitet. Man nehme die Arbeit auch in Bezug auf die eigene Person sehr ernst. "In unserer Tätigkeit sollte man gut gefestigt im Leben stehen", sagen die ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Einzigartiger Tod

Oswald Plaimer beschäftigt sich in seinen Besuchen bei Klienten viel mit der Seele und sagt: "Der Besuch des Friedhofs ist ganz wichtig, aber es sollten kurze Besuche sein." Erinnern sei wichtig, ja entscheidend, aber Trauernde sollten sich nicht ausschließlich an die Vergangenheit klammern. "Diese Themen muss man in Gesprächen aber sehr behutsam angehen", sagt Plaimer.

Auch Religiosität könne hilfreich sein, sei aber keine Voraussetzung für die begleitenden Gespräche, sagen die drei Mitarbeiter des Mobilen Hospizes. Wenngleich Isolde Stelzer sagt: "Am Schluss taucht bei jedem Menschen die Frage auf, was jetzt kommt. Da kann religiöser Beistand eine Hilfe sein."

Routine kehre in dieser Arbeit niemals ein, sagen alle drei, dazu seien die einzelnen Fälle zu vielfältig. Jeder Mensch gehe anders mit dieser extremen Situation am Ende des Lebens um, oder, wie Isolde Stelzer sagt: "Jeder Tod ist einzigartig."

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2  Kommentare
2  Kommentare
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nordlicht (1.479 Kommentare)
am 31.10.2018 07:30

Es sind bewundernswerte Menschen, die diese ehrenvolle und schwierige Tätigkeit der Begleitung Sterbender erfüllen. In unserer von Jugendwahn und Spaßkultur geprägten Zeit werden Tod und Leiden oft verdrängt, versteckt, ausgegrenzt und einfach nicht in Würde ausgelebt „bis zum Tode“. Daher ist den Sterbebegleitern sehr zu danken. Ich wüsste gerne, wie vielen Menschen sie schon Ut und Trost geschenkt haben im letzten Abschnitt den Lebens. Mein allergrößter Respekt für Sie, liebe Trauerbegleiter.

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marleenmelinarowena (14 Kommentare)
am 30.10.2018 22:00

Zitat Isolde Stelzer: "jeder Tod ist einzigartig"... JA so ist es, ich würde eher formulieren " jeder Sterbeprozess ist einzigartig" nach meiner langjährigen Erfahrung ist die Angst davor der größte Begleiter und das nicht loslassen können...

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