"Italiener wollten mich vom Fleck weg engagieren"
BRAUNAU. Fußball: Die 16-jährige Torhüterin Andrea Gurtner absolvierte Probetraining bei den Damen von Udinese Calcio.
Andrea Gurtner gehört zweifellos zu den besten Nachwuchsspielerinnen Österreichs. Das große Talent der 16-jährigen Braunauerin ist nicht unbemerkt geblieben. Erst kürzlich absolvierte die Schülerin des Sport-Leistungs-Zentrum St. Pölten ein Probetraining in Italien. Diese Tür hat ihr Philipp Hartner, der heimische Nachwuchsspieler sondiert und beobachtet, geöffnet. Der frühere Tormann ist mit dem italienischen Profifußball gut vernetzt und hat seine Kontakte für die Torfrau des österreichischen U17-Nationalteams spielen lassen.
In der Warteschleife
"Er hat mich dem SC Tavagnacco vorgestellt und mir ein Probetraining vermittelt. Das ist die Damenmannschaft von Udinese Calcio. Die Frauen liegen derzeit auf dem dritten Tabellenplatz der ersten Liga. Umso mehr freut es mich, dass ich bei meinem Besuch überzeugen konnte. Die Italiener wollten mich vom Fleck weg engagieren und mit einem Profivertrag an sich binden. Das ist aufgrund der Statuten des Österreichischen Fußballverbandes aber noch nicht möglich", erklärt Andrea Gurtner. Erst ab dem vollendeten 17. Lebensjahr kann das Innviertler Talent ins Ausland wechseln.
Von dieser Regelung lässt sich die Braunauerin nicht bremsen – im Gegenteil. Sie will mit starken Leistungen bei ihrem Klub Kleinmünchen, aktuell Vierter der Frauen Bundesliga, und Einsätzen im Nationalteam im Gespräch bleiben. Die junge Braunauerin will diese "Wartezeit" jedenfalls bestmöglich nutzen. "Viele italienische Profimannschaften sind auf der Jagd nach österreichischen Talenten. Der Weg ist zwar hart und steinig, aber durchaus machbar", ist der 57-jährige Philipp Hartner überzeugt. Im Notizbuch des Mode-Großhändlers stehen neben Andrea Gurtner noch einige weitere Namen (auch aus der Rieder Gegend), denen er eine Karriere im Ausland zutraut.
WM-Titel für Gurtner
Gurtner, die bereits seit ihrem vierten Lebensjahr dem runden Leder hinterher läuft, hat trotz ihren jungen Alters bereits einen Weltmeistertitel in der Tasche. Mit dem Mädchenteam des BORG/BHAS St. Pölten hat sie bei der Schul-WM, die in Tschechien durchgeführt wurde, geglänzt. Die Schützlinge des Trainerduos Wolfgang Luisser/Christoph Panholzer eilten bei diesem Wettkampf von Sieg zu Sieg, warfen Mannschaften wie Dänemark, China, Indien, Griechenland und Brasilien aus dem Bewerb und holten sich am Ende sogar den WM-Titel. "Mein absoluter Höhepunkt war aber der 1:0-Sieg über Deutschland. Mit diesem Prestigeerfolg sind wir außerdem ins Endspiel eingezogen. Dort haben wir uns dann souverän gegen Frankreich durchgesetzt. Nach dem 5:0-Sieg durften wir die WM-Medaille in Empfang nehmen. Natürlich hat diese Medaille bei mir einen Ehrenplatz bekommen", sagt die 16-Jährige.
Begeistert ist die ehrgeizige Torfrau auch von ihrer Ausbildung im Sport-Leistungs-Zentrum St. Pölten (SLZ). "Meine schulische Ausbildung und das Fußballtraining sind perfekt aufeinander abgestimmt. In beiden Bereichen stehen uns echte Könner zur Seite. Viele andere Nationen beneiden uns um diese Institution", weiß die Innviertlerin. Sie hofft darauf, nach abgeschlossener Ausbildung, ihre Leidenschaft und Begeisterung für Fußball in Italien ausleben zu können. "Der Weg dahin wird mit Sicherheit kein Honiglecken, denn die Anforderung ist hoch. Aber ich habe ganz fest vor, dass ich mich durchbeißen werde", ist die 16-jährige Braunauerin überzeugt.
Offensichtlich ein Talent!