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Ein Haus mit einer langen Geschichte vor Hitlers Geburt

Von Monika Raschhofer, 21. Juli 2016, 00:04 Uhr
Ein Haus mit einer langen Geschichte vor Hitlers Geburt
Dass zwei Häuser zusammengelegt wurden, ist an der Rückseite deutlich erkennbar. Bild: mora

BRAUNAU. Vor rund 500 Jahren wurden die Häuser in der Vorstadt gebaut, weil die zugezogenen Handwerker Platz brauchten. Rund 800 Quadratmeter beträgt die Nutzfläche des Gebäudes, das sich über drei Stockwerke erstreckt.

Die gesamte Altstadt Braunaus ist denkmalgeschützt – auch die Häuser der dritten Bauphase, die um 1520 außerhalb der Stadtmauer errichtet und im frühen 19. Jahrhundert im Biedermeier-Stil renoviert wurden. Eines davon ist das Haus, in dem Adolf Hitler geboren wurde. Die Architekturgeschichte der Vorstadt-Häuser ist eingehend dokumentiert, das Ensemble steht seit 1993 unter Denkmalschutz.

 

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Dass im aktuellen Gesetzesentwurf zur Enteignung des Geburtshauses ein Hintertürl geöffnet wird, missfällt Wilfried Lipp, Präsident von Icomos Austria, der Österreich-Organisation des Internationalen Rats für Denkmalpflege: "Eine Formulierung lässt die Interpretation zu, dass das bestehende Erhaltungsgebot des Denkmalschutzes ausgehebelt werden kann." Die von Innenminister Wolfgang Sobotka ins Gespräch gebrachte "Liquidation des Gebäudes" bezeichnet Lipp als "fatale Fehlleistung."

Der Gesetzesentwurf zur Enteignung wurde – wie in den OÖNachrichten berichtet – im Ministerrat beschlossen. Lipp und der Braunauer Stadtverein mit dem Vorsitzenden Ingo Engel, Architekt und ehemaliger Baudirektor in Braunau, fordern eine Abänderung des Entwurfs, damit der Denkmalschutz gewahrt bleibt und ein Abriss unmöglich wird. Engel fordert zudem eine stärkere Einbindung lokaler Experten in die Kommission, die sich mit der künftigen Nutzung der Liegenschaft beschäftigt.

Viel Platz, deutliche Merkmale

"Das Haus ist in keinem schlechten Zustand", weiß Engel. Die Lebenshilfe hat es bis 2011 genutzt und ist letztlich ausgezogen, weil immer mehr körperlich beeinträchtige Menschen in den Werkstätten arbeiteten, das Haus aber nicht adäquat umgebaut werden konnte. Alle Wandverbauten und Raumteiler mussten entfernt werden.

Etwa 800 Quadratmeter groß ist die Wohnfläche des Hauses, aufgeteilt auf drei Stockwerke, mit einem engen Stiegenhaus und schönen Arkaden an der Rückseite. Ein etwa hundert Quadratmeter großer Raum im Erdgeschoß diente der Lebenshilfe als Verkaufs- und Aufenthaltsraum. Die Elektro- und Heizungsinstallationen beschreibt Heini Huemer, Leiter der Lebenshilfe-Tagesheimstätte Braunau, als renovierungsbedürftig.

Die Salzburger Vorstadt ist baugeschichtlich gut erforscht. Im 14. Jahrhundert wurde bereits dort gebaut, weil viele Handwerker in die wirtschaftlich blühende Stadt zogen. Nach der Zerstörung während der Erbfolgekriege wurde Anfang des 16. Jahrhunderts wieder gebaut – in Stein statt Holz. In der Braunauer Bauordnung von 1516 ging es vor allem um Sicherheit und Wehrhaftigkeit.

Schmal an der Straßenseite, ausgedehnt nach hinten, großer Raum im Erdgeschoß, Stiegenhaus in der Mitte – diese Merkmale stammen aus der Bauzeit. Zusammenlegung zweier Häuser, vorgeblendete Fassade – diese Trends aus dem 19. Jahrhundert sind bis heute auch im Haus Salzburger Vorstadt 15 ablesbar. Die Besitzverhältnisse sind bis ins Jahr 1674 zurück dokumentiert, darunter auch die Nutzung als Kulturstätte während der Nazi-Zeit.

 

Thema der Woche

Im Ministerrat wurde – wie in den OÖNachrichten berichtet – die Enteignung des Hitler-Geburtshauses beschlossen. Denkmalschutz der zum Teil gotischen Altstadt Braunaus und typische (Innen-)Architektur der Vorstadthäuser sind die größeren Zusammenhänge.

Buchtipps & Film-Tipp

1. Hans Habe: "Ich stelle mich. Meine Lebensgeschichte“ Autobiografie eines Journalisten (bürgerlicher Name Janos Békessy 1911-1977), der herausfand, dass Hitler eigentlich Schicklgruber heißen hätte müssen. Das Buch erschien 1954.

2. “Im Schatten von Hitlers Heimat“, Reiseführer durch die braune Topografie von Oberösterreich. Unterstützt vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, haben Susanne Rolinek, Gerald Lehner und Christian Strasser einen Reiseführer zusammengestellt, in dem sie Orte beschreiben, die in der Nazizeit eine besondere Rolle gespielt haben bzw. deren Rolle bislang unbekannt war. Im Innviertel sind Stationen: Aurolzmünster, Ried, Braunau, Kobernaußerwald, Mattighofen, Gundertshausen, Gilgenberg, St. Pantaleon, St. Radegund, Münzkirchen. (Czernin Verlag)

3. Filmprojekt: Der deutsche Regisseur Douglas Wolfsperger plant einen abendfüllenden Film, in der er der Frage nachgeht, wie die Braunauer Bevölkerung mit der Tatsache umgeht, dass Hitler hier geboren wurde. Erste Aufnahmen haben Wolfsperger und sein Team bereits diese Woche gemacht. Der Regisseur hat auch schon mit Schauspielerin Christiane Hörbiger gearbeitet.

 

 

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