Ärztemangel: Land „dreht“ Spital Kopfprämien an Mitarbeiter ab
BRAUNAU. Dämpfer für das Krankenhaus Braunau: Das Land Oberösterreich befürchtet offenbar, dass das ungewöhnliche „Turnusärzte-Werbeprogramm“ des Braunauer Spitals Schule machen könnte und übernimmt keine Kosten. Im Klartext heißt das, dass das Kopfprämien-Modell so gut wie tot ist.
Wie berichtet, hatte man sich in Braunau das Modell einfallen lassen, weil es immer schwieriger wird, an Turnusärzte zu kommen. Der Plan sah vor, Mitarbeitern, die Turnusärzte vermitteln, Prämien zu bezahlen.
Das „Kopfgeld“ erreichte für den Fall, dass der Turnusarzt bis zum Ende seiner Ausbildung im Haus bleibt, bis zu 1000 Euro. Das war immer noch bei Weitem billiger, als Headhunting-Agenturen zu beauftragen.
In Braunau wird man vermutlich enttäuscht sein. Gerade in Randlagen ist es ja umso wichtiger, mit innovativen Ideen Nachteile auszugleichen. Dem Vernehmen nach sollen die Krankenhausmitarbeiter schon über das Ende der Aktion informiert worden sein.
Im betroffenen Spital war gestern leider niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Es gibt aber das Gerücht, dass sich das Ordenskrankenhaus Alternativen einfallen lassen will. Dem Vernehmen nach soll beabsichtigt sein, den Kontakt zu den Universitäten zu intensivieren. Besonders im Fokus soll die Universität Graz sein.
Weiters soll es Bestrebungen geben, Braunau zu einer Art Lehr-Krankenhaus zu machen. Da in Braunau eine patientennahe Ausbildung mit individuellem Tutorensystem angeboten wird, dürften die Chancen gar nicht so schlecht stehen.
Das bisherige Braunauer Prämiensystem war zwar für österreichische Verhältnisse ziemlich neu und in den Augen mancher sogar revolutionär, in Deutschland werden im Ringen um die begehrten Turnusärzte jedoch ganz andere Geschütze aufgefahren. Bei Berufsinformationsmessen wird sogar damit geworben, die Kosten für Heimflüge zu übernehmen.
Braunau ist außerdem nicht das einzige Krankenhaus, in dem mit „Zuckerl“ gearbeitet wird. Das Schärdinger Spital soll Turnusärzte mit „Arbeitserleichterungen“ in die Barockstadt locken. Der Turnusarzt könne sich so deutlich besser auf die „echte Medizin“ konzentrieren. Und in Ried soll ebenfalls ein „Anreizsystem“ angedacht werden.
Silvester Hutgrabner, Oberösterreichs stellvertretender Landes-Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, ist selbst überzeugt davon, dass es ohne (finanzielle) „Lockmittel“ nicht funktionieren wird.