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Von Elfriede, Kevin, Karl und warum Sarah lange verpönt war  

17. Mai 2014, 00:04 Uhr
Von Elfriede, Kevin, Karl und warum Sarah lange verpönt war  
Karl Hohensinner (47) leitete den Forschungsbereich "Namenskunde" im Wissenschaftsfonds FWF. Bild: privat

Sprachwissenschaftler Karl Hohensinner über Prinzipien und Zyklen bei der Namensgebung.

Herr Hohensinner, wie heißen Ihre Kinder?
Karl Hohensinner: Ich habe keine Kinder (lacht), aber fünf Geschwister und die Namensgebung folgte ganz typischen Prinzipien in einer Familie in der damaligen Zeit.

Ich bin gespannt...
Ich wurde nach meinem Vater benannt, auch mein Großvater hat schon Karl geheißen. Das spiegelt das dynastische Denken wider. Ein Bruder von mir heißt Severin, nach der Hauptfigur im Lieblingsbuch meiner Mutter. Weiter geht es mit den Heiligen: Meine restlichen Geschwister heißen Florian, Agnes und Lukas.

Würden Sie einem Ihrer Kinder den Namen Karl geben?
Auf keinen Fall. Es ist sehr unpraktisch. Wir leben in einem großen Haus, kommt Post oder gibt es einen Anruf, man weiß nie, wer gemeint ist. Ich habe Glück, dass ich einen Titel vor meinem Namen habe, ansonsten müsste man ewig auf Junior und Senior zurückgreifen. Namen haben ja den Sinn, etwas zu unterscheiden.

Hat ein Name so etwas wie einen Lebenszyklus, in dem Sinne, dass er auftaucht, vielleicht modern wird und wieder verschwindet?
Ja, es gibt solche Zyklen. In meiner Heimatgemeinde beispielsweise wohnt ein Mann, dessen Sohn heißt Elias. Er hat einen Stammbaum gemacht und ist darauf gestoßen, dass es irgendwann in der Barockzeit schon einmal in der Familie einen Elias gab. Kommt ein Name in einer Familien-Generation wie Anna oder Barbara ganz häufig vor, wird er irgendwann wohl gemieden, weil es so viele gibt. Sind die Personen dann alle gestorben, ist der Name wieder frei, weil es keine Träger mehr gibt, und er kann wieder benützt werden.

Jeder Mensch ordnet einem Namen ganz automatisch bestimmte Merkmale zu. Was verbinden Sie, wenn Sie den Namen Elfriede hören?
Wie soll ich sagen: eine Hausfrau mit geringem Einkommen, über 60 Jahre, leicht dicklich. So stell ich mir eine Elfriede vor. Ich habe allerdings keine bestimmte vor Augen.

Und bei Kevin?
Etwas unterschichtig, die Mutter möchte modern sein, der Vater arbeitet in der Fabrik, das Kind spielt mit elektronischen Dingen, ist viel allein daheim.

Der Begriff des "Kevinismus" besagt, dass Eltern bildungsferner Schichten ihren Kindern eher exotische oder anglo-amerikanische Namen geben. Existieren Ihrer Ansicht so genannte Unterschichtsnamen?
Die gibt es, aber eigentlich ist es ein Greifen nach etwas Exotischem, nach etwas Hochtrabendem, etwas, das man als höher empfindet. Selbst ist man Mittelstand, fast hausbacken, das meine ich gar nicht negativ. Man ist ganz normal, möchte sich aber abheben. Ein Bekannter von mir ist Eisenbahner, seine Frau entstammt einer Bauersfamilie, ganz normale Leute. Ihre Töchter heißen Jennifer, Jacqueline, Madeleine. Das sind Namen, die keinesfalls auf den Bauernstand hinweisen. Viele Namen werden aus Film und Fernsehen, aus der Unterhaltung genommen. Das ist kein Phänomen der heutigen Zeit, sondern geht bis ins Spätmittelalter zurück, wo man sich aus Balladen bedient hat. Heute wird auch sehr stark nach dem Klang gegangen. Die Bedeutung der Namen ist mittlerweile ganz egal. Niemand wird heute Andrea getauft, weil es "die Dunkle" bedeutet. Die Namen werden gewählt, weil sie schön klingen und gut zum Rufen sind. Was ich skurril finde, dass Sarah so populär ist. Der Name war lange verpönt, weil unter Hitler alle jüdischen Frauen als Zweitnamen Sarah führen mussten. Das war Gesetz.

Was sollten Eltern bei der Namensgebung beachten?
Dass der Name des Kindes in möglichst vielen Ländern der Welt aussprechbar ist. Man weiß ja nicht, wo es das Kind hin- verschlägt wo es später hinmöchte.

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1  Kommentar
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tacitus (4.799 Kommentare)
am 17.05.2014 13:41

und heißt die Tapfere: die meisten Namen werden gewählt -dieser Hinweis fehlt im Artikel - nach dem Vokalreichtum Michael, Magdalena, Roswitha
; ausserdem fehlt der Hinweis, dass auf dem land die Zahl der Vornamen bescchränkt war und nach dem Heiligenkalender gewählt wurde: Josef, Maria, Elisabeth, Franz (zur Unterscheidung Xaver), Ignaz, Leopold, Alois, Theresia, Barbara. Ausserdem wurde meist der nächste Heilige nach dem Geburtstag gewählt, zB Johann im Juli geboren hiess Johannes Enthauptung.Bei den Habsburgern u.sonstigen Adel gab es nur bestimmte Namen;Franz Joseph, Karl, Franz, Ferdinand,Rudolf, Ludwig,...

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