"Gedenkdienst ist ein unentbehrliches Gut für junge, engagierte Menschen"
LINZ/MELBOURNE. Zivildienst im Ausland: Linzer arbeitet im Jewish Holocaust Centre in Melbourne.
Von Linz ans andere Ende der Welt: Mit diesem Gedanken mögen viele Menschen seines Alters spielen. Julius Sevcik hat ihn umgesetzt. Der 21-jährige Linzer ist für den Österreichischen Auslandsdienst in Australien, um seinen Zivildienst am Jewish Holocaust Centre in Melbourne zu leisten.
OÖNachrichten: Was hat Sie zum Gedenkdienst bewogen?
Julius Sevcik: Der Gedenkdienst ist das wichtigste Instrument Österreichs für aktives Gedenken. Gedenkdienst bedeutet nicht nur, seinen Zivildienst im Ausland leisten zu dürfen, er bedeutet vor allem die grenzübergreifende Repräsentation der österreichischen Jugend. Für mich ist der Gedenkdienst das wichtigste Element der aktiven Geschichtsaufarbeitung und ein unentbehrliches Gut für junge, engagierte Menschen.
Was sprach für Melbourne?
Australien hat nach Israel die höchste Pro-Kopf Anzahl an Holocaust-Überlebenden weltweit. Australien wurde vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg eine Zufluchtsstätte für all jene, die einen möglichst großen Abstand zu den Geschehnissen in Europa haben wollten. Dennoch weiß kaum ein Australier mehr vom Holocaust, als dass es ihn gegeben hat.
Deswegen gibt es das Jewish Holocaust Centre in Melbourne?
Jedes Jahr kommen hunderte Schulklassen aus ganz Australien in unser Museum und haben die Möglichkeit, mehr über diese Zeit zu lernen, aber vor allem auch persönlich mit einem Holocaust-Überlebenden zu reden, von denen es derzeit noch 20 gibt. Das macht das Centre für mich auch so besonders, weil es eine aktive Zusammenarbeit mit Menschen gibt, die diese schreckliche Zeit in Ghettos und Konzentrationslagern überlebt haben. Eines ist sicher: Ich gehöre jener letzten Generation an, die solchen Menschen gegenübersitzen und ihnen beim Erzählen zuhören kann.
Was sind Ihre Aufgaben?
Als ausgebildeter Veranstaltungstechniker kann ich meine Fähigkeiten bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen einbringen. Zudem helfe ich im Archiv bei der Übersetzung diverser Dokumente von Deutsch auf Englisch mit, bin bei Schulführungen dabei und kümmere mich um administrative Angelegenheiten.
Würden Sie sagen, dass mit dieser Informationsarbeit die Menschen erreicht werden, damit so etwas heute und in Zukunft nicht mehr passieren kann?
Ja. Nur durch aktive, grenzübergreifende Gedenkkultur kann der Einfluss nationalistischer Strömungen innerhalb unserer Gesellschaft eingedämmt werden.
Gibt es Parallelen zwischen Österreich und Australien?
Parallelen lassen sich hier im knapp 15.000 Kilometer zu Österreich entfernten Melbourne nur wenige finden. Allerdings gibt es hier etwa ein österreichisches Restaurant, in dem österreichisches Bier ausgeschenkt wird. Vor allem Melbourne wirkt auf mich durch seinen hohen internationalen Anteil an Studenten und Reisenden oft sehr europäisch. Größter Unterschied ist natürlich das Klima, das in Melbourne sehr launisch sein kann. Und ich habe hier Meer und Strand vor der Haustüre.
Fehlen Ihnen Österreich, die Freunde, die Familie?
Anfangs kaum, was an den vielen neuen Eindrücken und Bekanntschaften lag. Mittlerweile freue ich mich jedoch sehr darauf, alle Freunde und Verwandte wieder zu sehen. Aber nach meinem Gedenkdienst werde ich noch einige Monate durch Australien reisen.
Haben Sie schon eine Idee, was Sie mit den Erfahrungen in Australien danach tun werden?
Ich kann sagen, dass ich durch meine Arbeit hier Erfahrungen von unerschöpflichem Wert gesammelt habe, die mir in einem späteren Bildung- und Berufsleben von großem Nutzen sein werden. Nach meiner Rückkehr werde ich meine Matura über den zweiten Bildungsweg nachholen, aber alles weitere halte ich mir offen.
Gedenkdienst-Vereine kämpfen mit Problemen
Wer sich für einen zehnmonatigen Gedenkdienst im Ausland interessiert, hatte bis vor kurzem drei Trägerorganisationen zur Auswahl. Der Verein „Niemals vergessen“ hat vergangenes Jahr die Entsendungen eingestellt und acht Bewerber ablehnen müssen. Nun könnte sich der „Verein Gedenkdienst“ anschließen und erstmals seit seiner Gründung 1992 keine Gedenkdiener mehr entsenden. Verantwortlich dafür sind die mangelnde Finanzierung und formelle Vorgaben des zuständigen Sozialministeriums. Es fordert vom Verein Gedenkdienst die Offen-legung der 450 Mitglieder zwecks Prüfung ihrer „wirtschaftlichen Kompetenz“.
Nicht betroffen ist der Verein „Österreichischer Auslandsdienst“. Er möchte die Entsendungen von Gedenkdienern ausweiten, „obwohl es für uns finanziell natürlich auch sehr schwer ist“.
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Jeder noch so windige Verein wird heutzutage gefördert. Es muss endlich mal Schluss sein mit dieser ewig gestrigen Heulerei und Schuldbekundung die aus Steuermitteln finanziert wird. Anscheinend leben da einige Personen ganz gut davon. Zuschüsse und Förderungen streichen und all jene die weiter jammern wollen in eine Ausbildung im Priesterseminar stecken!
Bezahltes Trauern im Ausland.
Wenn es das zu meiner Zeit schon geheben hätte, wär' ich auch zum Trauern nach Australien gefahren und hätte dem Gastgeber zu Ehren ein paar Tränen zerdrückt.
Wozu soll man heutzutage noch in den Gatsch hupfen und sich anpflaumen lassen, wenn man auch eine ruhige Kugel schieben kann?