10:22 Uhr im Kanzleramt: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne"
BAD ISCHL/WIEN. Freudentränen und heftige Umarmungen: Am Dienstag prägte dieses am Ballhausplatz selten erlebte Phänomen die Szenerie.
Der Kongresssaal im Bundeskanzleramt am Wiener Ballhausplatz, in dem Regierungschefs wöchentlich den Medien über die Beschlüsse im Ministerrat berichten, ist üblicherweise kein Ort für Euphorie. Am Dienstagvormittag brandete umso lauterer Jubel durch den Saal, Freudentränen flossen, begleitet von heftigen Umarmungen unter den rund 15 Mitgereisten aus Bad Ischl, die fast den Anschein hatten, als wolle man einander aus einem Traum wachrütteln, der zu schön ist, um wahr zu sein. Mittendrin Bürgermeister Hannes Heide, der später von einem "hochemotionalen Moment" sprechen sollte.
Auslöserin des Freudentaumels war Cristina Farinha. Die Portugiesin hatte Sekunden davor als Sprecherin einer zwölfköpfigen Jury die Kaiserstadt zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 ausgerufen – und mit ihr grenzüberschreitend 20 oberösterreichische und steirische Gemeinden im Salzkammergut. Dass die Freude der Ischler im Kanzleramt und zu Hause derart groß war, lag auch an der schwierigen Ausgangslage mit den Konkurrenten Dornbirn und St. Pölten. Die niederösterreichische Landeshauptstadt galt alleine wegen der im "Wahlkampf" eingesetzten Ressourcen als Favoritin. Für Bad Ischl erschwerend kam hinzu, dass nach Graz 2003 mit Linz 2009 schon einmal Oberösterreich den Zuschlag erhalten hat. All das wurde am Stehbuffet in die Analysen zum erwarteten Ausgang eingebaut.
Doch den Ausschlag haben am Ende ganz andere Dinge gegeben. So habe das Bewerberteam von Bad Ischl auch kritische Fragen, die sich "vielen Städten in Europa stellen", wie den ausufernden Hypertourismus aufgeworfen, verwies Farinha auf einen Lokalaugenschein in Hallstatt. Bad Ischl suche Antworten für einen Tourismus, der die Menschen in der Region hält.
Für die Umsetzung geht es jetzt um viel Geld. 30 Millionen Euro will Ischl einsammeln, ein Drittel davon beim Bund. Aber das sei Verhandlungssache mit der nächsten Regierung, wie Kulturminister Alexander Schallenberg festhielt. Doch derlei konnte die Siegerlaune nicht trüben. Oder wie es Martin Selmayr, neuer Vertreter der EU-Kommission in Österreich, mit einem Hermann-Hesse-Zitat umschrieb: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne."
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