Land stellt Tourismus neu auf: 20 statt 104 Verbände, Experten statt Politiker
LINZ. Neue Strategie: Märkte in Osteuropa und Asien sollen stärker bearbeitet werden
Oberösterreichs Tourismus und seine Organisationen müssen schlagkräftiger und professioneller werden: Das ist ein wesentlicher Punkt der neuen Tourismus-Strategie des Landes, die bis 2017 fertig und beschlossen sein soll, wie Wirtschaftslandesrat Michael Strugl gestern, Montag, ankündigte.
Die Zahl der Tourismusverbände soll von derzeit 104 auf rund 20 sinken. Verbände könnten sich freiwillig zusammenschließen, sagte Strugl: "Wenn es notwendig ist, können wir es aber auch per Verordnung herbeiführen." Oberösterreich sei bundesweit Schlusslicht bei der Nächtigungsintensität pro Verband. Bis spätestens 2021 soll die straffere Struktur stehen. Das Vorhaben ist Teil der Tourismusgesetz-Novelle, die bis Ende Oktober in Begutachtung ist.
Angst vor "Zentralisierung"
Ein weiteres Vorhaben: Der politisch besetzte Landestourismusrat wird abgeschafft und durch ein Expertengremium ("Strategie Board") ersetzt. Fachleute sollen Trends erkennen und die Förderwürdigkeit von Projekten beurteilen. "Es geht um eine Entpolitisierung und die Beseitigung von Doppelgleisigkeiten", sagte Ratsvorsitzender und Tourismus-Spartenobmann Robert Seeber. Auch die regionalen Tourismuskonferenzen werden aufgelöst. Außerdem wird die Landestourismusorganisation OÖ Tourismus von einer Körperschaft öffentlichen Rechts in eine GmbH umgewandelt.
Insgesamt fließen derzeit jährlich 26 Millionen Euro nur in das System der Tourismusorganisationen. Entweder müsse künftig die Effizienz erhöht werden, oder es gebe weniger Geld, so Strugl.
Natürlich gebe es viel Diskussionsbedarf und auch Widerstand. Was eine befürchtete "Zentralisierung" angeht, betont der Landesrat aber, dass es um eine Bündelung der Kräfte gehe. In das Expertengremium etwa sollen auch Vertreter der Regionen einziehen.
Gleichzeitig wird derzeit am Feinschliff für die künftigen vier Themen-Schwerpunkte im Tourismus gearbeitet: Digitalisierung, Internationalisierung, Produktentwicklung, Synergien mit der Wirtschaft. Laut OÖ-Tourismus-Geschäftsführer Andreas Winkelhofer hat etwa der schon starke Radtourismus noch viel Potenzial.
Was die Herkunftsländer betrifft, sollen neben Österreich, Deutschland und Tschechien auch die Slowakei und Polen Kernmärkte sein. Als Potenzialmärkte werden Ungarn, China und Südkorea bearbeitet.
Zitiert und analysiert
- 104 Tourismusverbände gibt es derzeit in Oberösterreich. 86 davon sind kein Zusammenschluss mehrerer Gemeinden, sondern bestehen nur aus einer Kommune. Landesrat Strugl will die Gesamtzahl auf rund 20 drücken.
- 2,7 Millionen Ankünfte verzeichnete Oberösterreich im Vorjahr. 2013 waren es 2,5 Millionen. In zehn Jahren betrug das Plus 29 Prozent.
- 7,18 Millionen Nächtigungen gab es 2015 in Oberösterreich. Zwei Jahre zuvor waren es 7,08 Millionen. Im Zehn-Jahres-Vergleich gab es ein Plus von zehn Prozent. Die Aufenthaltsdauer der Gäste sinkt kontinuierlich.
16 Monate vom Auftrag bis zum Geld: Rosenbauer muss schneller werden
Was das Mühlviertel erfolgreich macht: Tourismus, IT und auch Bier
Karl Purkarthofer neuer Vorstandschef von Primetals
6 Prozent: Anstieg der Arbeitslosigkeit in Oberösterreich am höchsten
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.
Find die Idee ja eigentlich sehr gut, daduch werden sicher auch Gelder gespart, welche besser verwendet werden könnnen. Werden wir ja sehen ob das alles so hinhaut wie die das sagen! Auf jeden Fall merke ich als Oberösterreicher schon, dass sich in den letzten Jahren toursimusmäßig sehr viel getan hat. Vor allem die Stadt Linz wird immer mehr zum Tourismusmagnet finde ich. Kulturangebot ist ja top!! all die ganzen Museen und Ausstellungen und Events... Außerdem sieht man, wie im Artikel als neue Zielgruppe beschrieben, auch immer mehr Asiaten in Linz finde ich..
Bei ~ 440 Gemeinden gibts 104 Verbände... selbst 20 Verbände sind noch zu viel.
na, dann frisch ans werk!
in einem jahr werden wir euch beurteilen, wieweit es gelungen ist.
-----
solche maßnahmen wären aber auch in anderen sparten wünschenswert....
Da bin ich aber gespannt, wie lange die "Entpolitisierung" anhält bevor die ersten Parteifunktionäre wieder in ein Amt rücken (wollen). Endlich mal ein vernünftiger Ansatz, die Poltik aus dem Wirtschaftsleben zumindest etwas rauszuhalten.
Ich bin da etwas skeptischer. Auf solche Ankündigungen folgt meist das Gegenteil. Es dürfte wohl auch um ein Umfärben gehen; ich vermute, dass die ÖVP wieder mehr Einfluss auf den Tourismusverbände gewinnen will.
Und seit wann sind Experten unabhängig. Da werden Parteien Ihre gefälligen Experten berufen und die handeln dann - im eigenen Interesse - auf Zuruf "ihrer" Partei.
Ob dadurch mehr Touristen ins Land kommen? Klingt alles sehr bürokratisch.
Und Strugels: "Bist Du nicht willig, brauch ich Gewalt" Haltung finde ich mehr als problematisch
Da werden sich aber viele wehren wollen wenn Pöstchen verloren gehen und Bürgermeister und Parteisekretariate ihren Einfluss verlieren.
Hoffen wir das beste - und dass es Strugl ernst meint.