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Querschnittsgelähmter Venezolaner macht sich wegen Medikamenten auf nach Bogota

19. September 2018, 15:53 Uhr
Beschwerliche Reise Bild: (AFP)

CARACAS. Odyssee im Rollstuhl: An den Rädern seines Rollstuhles kommt schon der Draht durch. Aber der querschnittgelähmte Jose Agustin Lopez gibt die Hoffnung nicht auf, dass sein Rollstuhl die 500 Kilometer bis nach Bogota noch durchhält, wo er sich die Medikamente besorgen will, die er in seinem Heimatland Venezuela nicht bekommt.

Der 52-Jährige hat vor 13 Jahren nach einem Verkehrsunfall das Gefühl und die motorischen Fähigkeiten seiner beiden Beine verloren. Seinen Job als Kurier konnte er nicht mehr ausüben. Sein Leben in San Cristobal im Westen von Venezuela wurde infolge der schweren Wirtschaftskrise in seinem Heimatland immer unerträglicher.

Lange hielt er sich und seine Familie mit dem Verkauf von Lotterielosen über Wasser. Aber "jetzt gibt es dort nichts mehr, keiner hilft mehr dem anderen", sagt Agustin. Zu allem Überfluss hatte er sich durch das lange Sitzen im Rollstuhl wund gesessen, aber in Venezuela konnte er weder Antibiotika auftreiben noch Pflaster für seine Wunden. "Wenn ich dortgeblieben wäre, wäre ich gestorben", erzählt er unter Tränen.

Also beschloss er, wie tausende Venezolaner, sich nach Kolumbien zu gehen. Sein Sohn Jefferson Alexis schiebt ihn die steilen, kolumbianischen Berge hoch und hält den Rollstuhl fest, wenn es genauso steil bergab geht. Die beißende Kälte und die extreme Hitze, die sich je nach Landstrich abwechseln, sind ihre ständigen Begleiter. Seine Verletzung lässt sich Jose Agustin notdürftig mit Plastiksäcken aus dem Supermarkt und Tesafilm abdecken. Mitten auf der Straße.

Das Geld für ein Busticket bis Bogotá haben die beiden nicht, die sich vor einer Woche auf den Weg gemacht haben. "Sie haben mir gesagt, dass sie mir dort mit dem Rollstuhl helfen können, was für mich am dringlichsten ist", erzählt der 52-Jährige. Sie kommen nur langsam Richtung Pamplona voran, eine Stadt rund 75 Kilometer vom kolumbianischen Cucuta entfernt.

Nach Angaben der UNO haben 2,3 Millionen Venezolaner wegen der wirtschaftlichen und politischen Krise ihr Land seit 2014 verlassen müssen. Allein nach Kolumbien flohen mehr als eine Million Menschen. Viele ziehen von dort aus nach Ecuador, Peru, Chile oder Argentinien weiter.

"Man muss Opfer bringen, um eine Zukunft zu haben. Ich und mein Vater sind bereit, ganz Kolumbien zu durchqueren, falls nötig", sagt der 25-jährige Sohn, der für diese Odyssee sein Ingenieursstudium aufgegeben hat. "Das ist ein Liebesbeweis", sagt der Vater.

Unterwegs haben Leute ihnen etwas zu essen gegeben, auch Decken. "Ich bin völlig erschöpft. Mein Rollstuhl ist auch am Ende", sagt Jose Agustin. Die Gummireifen sind geplatzt, für seinen Sohn wird es immer schwerer, ihn zu schieben. Bogota zu erreichen, erscheint inzwischen utopisch. Aufgeben will er aber nicht, er will unbedingt weiter: "Wenn ich bis nach Pamplona komme, ist es schon ein Wunder."

Zwei Tage später ist das "Wunder" geschehen. Nach dem Gespräch auf der Straße ruft an: Ein Krankenwagen hat angehalten und Vater und Sohn mitgenommen.

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