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China lässt Witwe von Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo ausreisen

10. Juli 2018, 08:03 Uhr
Nach acht Jahren Hausarrest darf Liu Xia ausreisen. Bild: Reuters

PEKING. China hat die seit acht Jahren unter Hausarrest stehende Witwe des chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo ausreisen lassen.

Die Dichterin Liu Xia, Witwe des chinesischen Friedensnobelpreis-Trägers Liu Xiaobo, hat China verlassen und befindet sich auf dem Weg nach Deutschland. "Liu Xia ist aus freien Stücken zur medizinischen Behandlung nach Deutschland gegangen", sagte eine chinesische Außenamtssprecherin am Dienstag. Die Freilassung der Künstlerin wurde als "lange überfällige humanitäre Geste" international begrüßt.

Ihr Bruder Liu Hui gab die Nachricht, dass seine Schwester "ein neues Leben beginnt", über das soziale Netzwerk WeChat bekannt. "Dank an alle, die sich über all die Jahre gekümmert und ihr geholfen haben", schrieb er. "Wir wünschen ihr Frieden und ein glückliches Leben in der Zukunft." Die Ausreise erfolgte nur drei Tage vor dem ersten Jahrestag des Todes von Liu Xiaobo, der am 13. Juli 2017 in Haft an Leberkrebs gestorben war. Als erstem Chinesen war dem Bürgerrechtler 2010 der Friedensnobelpreis für "seinen langen und gewaltlosen Kampf für fundamentale Menschenrechte in China" verliehen worden.

Berlin als Ziel der Reise

Liu habe am Dienstag gegen 11.00 Uhr (Ortszeit) ein Flugzeug der Linie Finnair in Richtung der finnischen Hauptstadt Helsinki bestiegen und damit Peking verlassen, sagte Ye Du, ein Freund der Familie. Laut der in Taiwan ansässigen Vereinigung für Menschenrechte in China ist Berlin das Ziel von Lius Reise. Der im Berliner Exil lebende chinesische Schriftsteller Liao Yiwu werde Liu in der deutschen Hauptstadt in Empfang nehmen.

Liu stand seit der Verleihung des Friedensnobelpreises an ihren Mann im Jahr 2010 unter Hausarrest. Die deutsche Botschaft hatte ihr im April Hilfe für eine Ausreise nach Deutschland angeboten. Am Montag hatte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel den chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang zu Gesprächen im Rahmen der Deutsch-Chinesischen Regierungskonsultationen in Berlin empfangen. Die chinesische Außenamtssprecherin Hua Chunying stellte in Abrede, dass die Freilassung im Zusammenhang mit Lis Berlin-Besuch stehe.

Schwere gesundheitliche Probleme

Merkel hatte sich wiederholt für die Freilassung und Ausreise von Liu Xia eingesetzt. "Entscheidend für die Freilassung war offensichtlich der letzte Besuch von Kanzlerin Merkel im Mai", sagte ein Freund, der engen Kontakt mit ihr hatte, der Deutschen Presse-Agentur. Bisher hatte Peking die Aufhebung des Arrests abgelehnt, obwohl Liu nie eines Vergehens angeklagt wurde. Die Dichterin war gesundheitlich angeschlagen und hatte 2014 nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation einen Herzanfall erlitten.

Die Künstlerin, Fotografin und Dichterin leidet unter schweren Depressionen, wie ihre Freunde berichteten. Nach Angaben ihres Freundes Liao Yiwu sind ihre Depressionen so schlimm, dass sie mitunter bewusstlos zusammenbricht oder unter Herzproblemen und anderen Symptomen leidet. Sie nehme starke Medikamente dagegen, die aber Halluzinationen auslösten. In einem Telefonat am 25. Mai sagte Liu Xia dem exilierten Dichter: "Wenn ich tot bin, falle ich niemandem mehr zu Last."

Im Fadenkreuz der Staatssicherheit

Indem ihr Bruder nicht mit ausreisen durfte, ist Liu Xia auch nach ihrer Ausreise aber nicht wirklich frei. Nach Angaben ihrer Freunde wird Liu Hui als "Geisel" zurückgehalten. Die Staatssicherheit wolle Liu Xia damit auch im Ausland zum Schweigen bringen, sagte der Bürgerrechtler Hu Jia. Die Botschaft laute: "Dein Bruder ist hier. Du bist wie ein Flugdrache an der Schnur. Die Grenzen deiner freien Meinungsäußerung sind in den Händen anderer", formuliert Hu Jia die Drohung dahinter.

Ob die Künstlerin tatsächlich politisch aktiv werden will, ist allerdings völlig offen - nicht nur wegen ihres Gesundheitszustandes, sondern auch, weil Liu Xia nie als Bürgerrechtlerin aktiv war. Durch ihre Heirat mit Liu Xiaobo geriet sie ins Fadenkreuz der Staatssicherheit. "Liu Xiaobo zu lieben, ist ein Verbrechen", hatte Liu Xia jüngst noch unter Tränen in einem Telefonat mit dem im Exil in Berlin lebenden Schriftsteller Liao Yiwu gesagt. Ihre Behandlung empfand die 57-Jährige als "lebenslange Haft".

Ihr Mann war 2009 wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er war 2008 Mitverfasser der "Charta 08", in der ein "freier, demokratischer und verfassungsmäßiger Staat" gefordert wird. Das Nobelkomitee verlieh Liu Xiaobo 2010 als erstem Chinesen den Friedensnobelpreis für "seinen langen und gewaltlosen Kampf für fundamentale Menschenrechte in China".

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