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Vom Hardliner zum Kämpfer für den Frieden

Von nachrichten.at/apa, 07. Oktober 2016, 13:51 Uhr
Juan Manuel Santos   Bild: (Reuters)

BOGOTA/OSLO. Der diesjährige Friedensnobelpreisträger, Juan Manuel Santos, riskiert im Kampf für den Frieden in Kolumbien viel.

Privat spielt Juan Manuel Santos gerne Poker, und auch als kolumbianischer Präsident hat er viel riskiert - wie viel, wurde einmal mehr klar, als seine Landsleute am vergangenen Wochenende das Friedensabkommen mit den FARC-Rebellen in einem Referendum ablehnten.

Doch trotz dieser schmerzhaften Niederlage erhielt Santos am Freitag den Friedensnobelpreis zuerkannt. Schon der hartnäckige Versuch, den über 50 Jahre alten Konflikt zu lösen, war dem Nobelpreiskomitee die Auszeichnung wert.

Ausdrücklich würdigte das Komitee in seiner Erklärung den Wunsch des 65-jährigen kolumbianischen Staatschefs, die Bevölkerung in den Prozess mit einzubeziehen, obwohl "er wusste, dass der Vertrag umstritten ist". Mit dem Nobelpreis will das Komitee Santos und alle anderen Parteien ermutigen, den Prozess fortzusetzen - denn mit dem Nein hätten die Kolumbianer nicht den Frieden abgelehnt, sondern "ein spezifisches Friedensabkommen".

Wie kaum ein anderer Politiker Kolumbiens hat Santos das Zeug dazu, doch noch zu dem erhofften Abkommen zu kommen. Dass sich der ehemalige Hardliner nach seiner Wahl zum Präsidenten im Jahr 2010 mit jeder Faser dem Friedensprozess verschreiben würde, hatte Freund wie Feind überrascht. Doch dahinter steckt nach Angaben seines Schwagers und Beraters Mauricio Rodriguez eine langfristige Strategie. Der Frieden sei schon "seit Beginn seiner Karriere" Santos' Ziel gewesen, sagt Rodriguez.

Der 65-Jährige stammt aus einer reichen und einflussreichen Familie Kolumbiens, sein Großonkel Eduardo Santos war von 1938 bis 1942 kolumbianischer Präsident. Der konservative Politiker studierte Wirtschaftswissenschaften an der US-Eliteuniversität und der London School of Economics. Später übernahm er mehrere Ministerposten. Als Verteidigungsminister führte er in den Jahren 2006 bis 2009 den militärischen Kampf gegen die FARC-Rebellen an.

International wurde Santos im Juli 2008 durch eine spektakuläre Geiselbefreiung bekannt. In einer abenteuerlichen Aktion befreite die kolumbianische Armee damals 15 Geiseln aus der Gewalt der FARC, unter ihnen die frühere Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt. Wenige Monate zuvor hatte Santos ein Rebellenlager im Nachbarland Ecuador bombardieren lassen.

Der Angriff, bei dem der damalige Vize-Kommandeur der FARC, Raul Reyes, getötet wurde, hatte eine Eiszeit zwischen Kolumbien und Ecuador zur Folge. Ecuadors Staatschef Rafael Correa brach für mehr als eineinhalb Jahre die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien ab. "Er hat Krieg geführt, um Frieden zu erreichen", sagt sein Schwager Rodriguez. "Er schwächte die FARC, um sie an den Verhandlungstisch zu zwingen."

Anders als sein Vorgänger Alvaro Uribe, der Verhandlungen mit den Rebellen kategorisch ablehnte, setzte sich Santos seit seinem Amtsantritt als Präsident im Jahr 2010 für Gespräche mit der Guerilla ein. Auch bei seiner Wiederwahl zum Staatschef 2014 war die friedliche Beilegung des Konflikts eines seiner zentralen Versprechen.

"Mein ganzes Leben lang (...) war ich ein unerbittlicher Gegner der FARC", sagte Santos kürzlich bei der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens mit FARC-Chef Timochenko. Nun werde er sich aber mit der gleichen Entschlossenheit für das Recht der Rebellen einsetzen, "ihren politischen Kampf mit legalen Mitteln fortzusetzen, auch wenn wir niemals einer Meinung sein werden".

Und noch am Sonntag verkündete der dreifache Vater nach seiner Niederlage beim Referendum, er werde "bis zur letzten Minute meines Mandats" um den Frieden kämpfen. Dies sei der einzige Weg, "unseren Kindern ein besseres Land zu hinterlassen".

Seine Gegner stellen Santos gern als "kalt und berechnend" dar. Darauf entgegnete der Bewunderer von Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Nelson Mandela einmal in einem AFP-Interview: "Ich will keinen Beifall, ich will nur das Richtige tun." Beifall bekam er trotzdem, diesmal aus Oslo.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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jago (57.723 Kommentare)
am 07.10.2016 23:17

Das sollte tunlichst nicht zur Regel werden!

Dass solche Typen zuerst abscheuliche Exekutive sein müssen, um für ihren positiven Werdegang hervorgehoben zu werden.

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tja (4.605 Kommentare)
am 08.10.2016 12:30

Darf man nicht dazulernen, zu neuen Einsichten kommen und diesen Einsichten entsprechend handeln?

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