Teamchef Heraf will Sieg gegen Brasilien
BARRANQUILLA. Einen Sieg in den letzten beiden Gruppenspielen benötigt Österreichs U20-Nationalteam um noch den Aufstieg zu schaffen. Geht es nach Teamchef Andreas Heraf, soll der schon gegen Brasilien gelingen.
In der zweiten Runde der U20-WM kommt es in der Nacht auf Dienstag in der Österreich-Gruppe E zum Duell zweier nicht optimal gestarteter Mannschaften. Während Österreich seine Überlegenheit gegen Panama nicht in einen Sieg ummünzen konnte, kam Titelfavorit Brasilien gegen Ägypten nicht über ein 1:1 hinaus.
Teamchef Andreas Heraf zeigt vor dem namhaften Gegner keinen übermäßigen Respekt. "Wir werden unser Spiel nicht anders anlegen, nur weil es gegen Brasilien geht. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir eines der letzten zwei Spiele gewinnen, und da wollen wir gleich die erste Möglichkeit nützen", kündigte der Wiener an. „Natürlich dürfen wir den Brasilianern nicht ins offene Messer laufen, denn dann kann es gegen ein Team dieser Qualität ganz bitter werden", weiß jedoch auch der Teamchef.
Missglückter Auftakt Brasiliens nicht optimal
Der Ex-Internationale hätte es bevorzugt, wenn die Brasilianer ihr erstes Spiel souverän gewonnen hätten. "Dieses 1:1 war für uns eher nicht optimal", vermutete Heraf, gab aber auch zu: "Unser 0:0 war nicht gut, das ist das eigentlich Entscheidende." Trotz des Punkteverlusts spekuliert der Nationaltrainer damit, dass seine Mannschaft vom vierfachen U20-Weltmeister unterschätzt werden könnte. "Die Brasilianer sind eine Fußball-Großmacht. Vielleicht wissen einige von ihnen nicht einmal, wo Österreich liegt oder glauben, das ist Australien. Man kann davon ausgehen, dass sie glauben, gegen uns zu gewinnen, auch wenn wir uns nicht darauf verlassen können."
Neymar und Lucas noch nicht zu ersetzen
Nicht auf die Überheblichkeit der Brasilianer hoffen darf Andreas Heraf wenn es nach Brasiliens Teamchef Ney Franco geht. „Wir werden Österreich sehr ernst nehmen", versprach der Coach der Nachwuchs-Selecao. Der 45-Jährige versuchte erst gar nicht, die Leistung gegen Ägypten schönzureden. "Unser Auftakt war nicht gut. Wir haben nicht so gespielt, wie wir wollten, und müssen uns steigern", forderte Franco, der mit seiner Mannschaft noch im Februar die südamerikanische U20-Meisterschaft souverän gewonnen hatte.
Im Unterschied zu damals muss Franco bei der Weltmeisterschaft auf seine Stars Neymar und Lucas verzichten, die bei der Copa America für die A-Mannschaft im Einsatz standen. Somit ruhen die Hoffnungen der Brasilianer vor allem auf Inter Mailand-Spieler Philippe Coutinho. Der konnte die ihm zugedachte Rolle im Auftaktspiel gegen Ägypten jedoch nicht zu voller Zufriedenheit ausfüllen. Dennoch geht von dem Offensivspieler wohl die meiste Gefahr für die Österreicher aus, wie auch ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner, Augenzeuge des 1:1 gegen Ägypten, vermutet.
Stabile Defensive als Schlüssel
Damit tatsächlich eine Sensation gelingt, bedarf es laut Heraf vor allem einer konzentrierten Leistung in der Defensive. "Wir dürfen hinten nichts zulassen. Die wenigen Räume, die wir Panama gelassen haben, würde Brasilien anders ausnutzen", warnte der 43-Jährige, der nach der Nullnummer gegen die Mittelamerikaner wegen eines Fieberschubs eine unruhige Nacht erlebt hatte.
Änderungen in Startelf möglich
Ob es im Vergleich zum ersten WM-Auftritt zu Änderungen kommt, ließ der Coach offen. "Der körperliche Aspekt wird wieder eine Rolle spielen", meinte Heraf und wollte selbst dem gegen Panama souveränen Goalie Samuel Radlinger keinen Freibrief ausstellen. "Der, der gegen Panama gespielt hat, hat gut gespielt. Aber es kann auch sein, dass ein anderer spielt."
Wer auch immer in die mit über 46.000 Zuschauern ausverkaufte Arena von Barranquilla einlaufen wird, darf sich auf ein einmaliges Erlebnis gefasst machen. "Gegen die Brasilianer zu spielen wird geil, allein schon, wenn man ihre Dressen sieht und die Atmosphäre im Stadion hernimmt." Als Hemmschuh für seine Kicker sieht Heraf das besondere Ambiente nicht. "Ich glaube nicht, dass ihnen die Nerven einen Streich spielen werden", beteuerte der Teamchef.
Auch bei Niederlage noch nichts verloren
Selbst wenn die allfällige Nervosität und die Qualität des Gegners eine Niederlage zur Folge haben sollten, wäre für die Österreicher noch nichts verloren: Die rot-weiß-rote Auswahl könnte auch in der Nacht auf Freitag mit einem Sieg in Cartagena gegen Ägypten das Achtelfinal-Ticket lösen, denn mit vier Punkten würde sie entweder als Zweiter oder ziemlich sicher als einer der vier besten Gruppen-Dritten aufsteigen. "Wir wollen unbedingt noch länger da bleiben und noch weitere Städte sehen", erklärte Heraf, nachdem der ÖFB-Tross bei der Ankunft in Barranquilla am Samstag einen rauschenden Empfang genossen hatte.
Gruppe E/2. Runde in der Nacht auf Dienstag:
Brasilien – Österreich
Barranquilla, Estadio Metropolitano Roberto Melendez, 3.00 Uhr MESZ/live ORF eins
Mögliche Aufstellung:
Österreich: Radlinger - Farkas, Schimpelsberger, Rath, Dilaver - Kainz, Offenbacher, Gucher - Klem, Weimann, Teigl
Ersatz: Petermann, Riegler - Windbichler, Rotpuller, Ziegl, Stöger, Meilinger, Schütz, Zulj, Mitrovic
Weiters: Ägypten - Panama (0.00 Uhr MESZ)