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"Wir müssen das Kleine, Feine schützen!"

Von Von Josef Lehner, 03. Juni 2017, 00:04 Uhr
Bild 1 von 24
Bildergalerie Zu Besuch am Mauracherhof
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Der Mühlviertler Josef Eder ist eben erst 57 Jahre alt geworden, zählt aber zum Urgestein der Biobewegung. Er hat sein Bauernbrot, als Mauracherbrot zur Marke gemacht, begehrt von Wien bis Bayern.

Hohe Qualitätsansprüche, gepaart mit Perfektionismus und unternehmerischem Tatendrang. Das hat aus dem bäuerlichen Brotbacken auf dem Mauracherhof binnen 30 Jahren einen handwerklichen Betrieb mit knapp 80 Mitarbeitern gemacht. Die Basis bilden biologisch erzeugte, möglichst aus der Region stammende Rohstoffe. Es dominiert nicht, wie in den meisten Backstuben, Weizen; der wird nur für Kleingebäck verwendet. Bevorzugt werden Dinkel, Roggen und Einkorn, die schon drohten, in Vergessenheit zu geraten. Heute sind sie wertvolle Lebensmittel für Menschen, die von Allergien und Unverträglichkeiten geplagt sind. "Wir müssen verträgliche Lebensmittel erzeugen und beschäftigen uns daher mit Ernährungswissenschaft. Als Verarbeiter haben wir eine riesige Verantwortung", sagt Josef Eder.

Bildergalerie: OÖN-Fotograf Volker Weihbold nimmt Sie mit auf einen Besuch in den Mauracherhof- Klicken Sie auf den rechten Bildschirmrand um zum nächsten Foto zu gelangen. 

 

Von der Mühle in die Teigschüssel

Wie sorgfältig auf dem Mauracherhof produziert wird, zeigt ein Beispiel: Es werden keine Auszugsmehle verwendet. Es bleibt also das ganze Korn erhalten, mit allen wertvollen Inhaltsstoffen. Gleich nach dem Vermahlen in der hofeigenen Mühle wird das Mehl verarbeitet, ohne Zwischenlagerung. Das bringe gesunde, geschmackvolle und lange haltbare Brote, sagt Eder: "Wir erhalten so das Leben im Lebensmittel."

Was soll aber nachhaltig sein an Brot, das bis in die bayerische und österreichische Hauptstadt geliefert wird? "Die Wirtschaftsuniversität Wien hat eine Studie gemacht, die belegt, dass es ökologischer ist, wenn die Menschen hier in der Region ihre Arbeit haben, statt nach Linz oder Passau pendeln zu müssen." Die Wirtschaftskraft im Oberen Mühlviertel wird gestärkt.

Verkauft wird Mauracherbrot Tag für Tag in mehr als 400 Verkaufsstellen, vor allem in Biofachgeschäften. Auch viele Lebensmittelkaufleute seien heute in Qualitätsnischen erfolgreich und führen sein Brot, sagt Eder.

Für kaufkräftige Städter

Wien ist mit einem Drittel Umsatzanteil der wichtigste Markt. Speziallogistiker liefern die Ware an sechs Tagen pro Woche aus. Ursprünglich fuhr eine eigene Mauracher-Flotte; das sei mit den Arbeitszeitregeln nicht mehr machbar gewesen. "Wir hätten heute 100 Mitarbeiter, wenn wir die Logistik nicht ausgelagert hätten", so der Firmenchef.

Vorerst wollen oder können sich das Mauracherbrot überwiegend Menschen in den kaufkräftigen städtischen Räumen leisten. Für die Masse dominiert beim Essen nicht Klasse, für viele aus Einkommensgründen. "Wenn wir auf das Ganze schauen, müssen wir uns schämen für das, womit wir unseren Stoffwechsel in Betrieb halten", schimpft der Mühlviertler auf Konsumgewohnheiten. Niemand brauche sich einzubilden, dass er etwas billig kaufe: "Du bekommst bei allem genau das, was du bezahlst. Wenn es wieder normal ist, dass Lebensmittel wertgeschätzt werden, dann haben wir auch wieder den Preis. Ohne einen gewissen Preis gibt es keine Qualität, keine Frische. Das System handelt heute Preise statt Ware."

Zu Besuch am Mauracherhof
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Feine, lebendige Gesellschaft

Mittlerweile machten sich mehr und mehr Menschen darüber Gedanken. Viele Reisegruppen, bis zu 8000 Menschen im Jahr, besichtigen den Mauracherhof: "Wir zeigen ihnen, was wir machen und warum wir es so machen", sagt Eder. "Es gibt so viele wunderbare Menschen, die die Zusammenhänge verstehen und sich auf die Natur wieder einlassen. Die sind viel weiter, als die Politik glaubt." Die rede weniger als in früheren Jahren vom Feinkostladen Österreich. Dabei sei unser Land mit seinem Anteil von zwei Prozent an der EU-Landwirtschaft prädestiniert für eine Qualitätsproduktion.

Dazu brauche es eine vielfältige Natur und eine reichhaltige Palette an Rohstoffen. "Wir könnten eine ganz feine, lebendige Gesellschaft sein. Wir müssen das Kleine, Feine schützen und bewahren", sagt der Biobauer. Dann fände auch die Landwirtschaft wieder in die richtige Spur, nachdem sie über zwei Generationen nur "hinunter geredet" worden sei.

Enkelgerechte Entscheidungen

Derzeit bestimmten noch die Chemie, die industriellen Nahrungsproduzenten und der Handel das Nahrungssystem. Der Preis des Bodens, der Luft, des Wassers und die Zerstörung der Arten würden nicht eingerechnet, sagt Eder. Er ist Purist und glaubt nicht an Zweisamkeit, hier konventionell, da bio. Eine Abkehr von der Intensivwirtschaft und die Rückkehr zu hochwertigen Lebensmitteln seien unerlässlich: "Hier müssen enkelgerechte Entscheidungen gefällt werden. Wenn wir das System nicht in Ordnung bringen, wird der Preis für die Enkelkinder zu hoch." 

Zu Besuch am Mauracherhof
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Josef Eder: Der 57-jährige Biolandwirt aus Sarleinsbach führt mit seiner Frau Elisabeth den Mauracherhof, der 1625 erstmals urkundlich erwähnt ist. Seit 1980 wird biologisch gewirtschaftet. Die hofeigene Getreidemühle und die Bauernhofbäckerei wurden in mehreren Stufen ausgebaut. Eder ist Mitgründer bäuerlicher Initiativen, etwa der Biomolkerei Lembach, des Bioverbandes "Erde und Saat", der Käserei St. Leonhard, der regionalen Saatgutaufbereitung. In Rohrbach wird das Bio-Café "Feinschmeckerei" geführt.

 

Zu Besuch am Mauracherhof
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Spitzenbrot: Der Mauracherhof im Oberen Mühlviertel entwickelte alte bäuerliche Backkunst zum Handwerksbetrieb für Biobrot. 1980 wurde der Verkauf in Linz gestartet. 1990 übernahm Elisabeth Eder die Rezepte von Schwiegermutter Leopoldine – und das Zepter in der Backstube. Seit 2000 ist die Biohofbäckerei Mauracher eine GesmbH. Der Vertrieb wurde nach Wien ausgedehnt, später nach München. Vertrieben wird vor allem über den Biofachhandel. Das Besondere an Mauracherbrot: Das Mehl wird noch am Tag der Vermahlung verbacken, Vollkornmehl ohne Lagerung direkt in die Teigschüssel.

 

 

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1  Kommentar
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despina15 (10.072 Kommentare)
am 03.06.2017 11:10

köstliches brot,
sehr gut im geschmack!!!!

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