"Lust auf Musik, das ist das Ziel"
Die Italo-Amerikanerin Elena Pierini ist die neue Chorchefin am Linzer Landestheater.
Nach der Trennung von Georg Leopold, der den Chor und den Extrachor des Linzer Landestheaters 20 Jahre geleitet hatte, war diese Position mehr als eine Saison lang vakant. Jetzt fand man in der Italo-Amerikanerin Elena Pierini eine Nachfolgerin. Die polyglotte Dirigentin hat eine bemerkenswerte musikalische Vita und kam vom Klavier über das Schlagzeug zur Chormusik.
OÖNachrichten: Signora Pierini, Sie sind in Florenz aufgewachsen, haben in Miami und New York und zuletzt in Deutschland gelebt und gearbeitet – sind Sie in Linz schon angekommen?
Pierini: Meine Wohnung ist ein bisschen chaotisch, aber hey – da braucht man ein bisschen Zeit. Ich bin ja erst seit Anfang September da. Natürlich vermisse ich Italien ein bisschen. Linz ist ruhig, aber man fühlt sich nicht wie in einem Dorf. Der Hauptplatz ist unglaublich schön – und dann die Donau!
Eine Schlagzeugerin wird Leiterin des Chores am Linzer Landestheater – wie geht das?
Ei, die Mama, sie ist Chordirigentin. Da habe ich immer mitgesungen, schon mit vier Jahren. Später habe ich Klavier studiert. Bis ich gemerkt habe, dass es für eine Concertista nicht reicht. Suchen wir also noch ein Instrument!
Das Schlagzeug!
Die Mama wollte Geige, aber das war mir zu langweilig. Eines Tages sang ich mit einem Chor bei einem Opernprojekt, und da stand der Chor direkt hinter den Schlagzeugen. Da habe ich gemerkt, aha, das macht Spaß. Ich habe es studiert und dann zwölf Jahre im Orchester Schlagzeug gespielt.
Wie sind Sie beim Chor gelandet?
Meine Mutter ist Amerikanerin, und ich habe in Miami mein Diplom als Chordirigentin gemacht. Chor war immer bei mir. Schlagzeug wurde irgendwann zur Arbeit. Wenn man mit mehreren Menschen arbeitet, kann man viel effektiver in der Musik sein.
Durch die Musik haben Sie viele Dirigenten kennengelernt. Mit welchen haben Sie gearbeitet?
Quasi mit allen. Seiji Ozawa, Giuseppe Sinopoli. Mein erster Dirigent war Zubin Mehta, da war ich elf. So habe ich mich immer weiter hinaufgearbeitet. Kinderchor, Jugendchor, Assistentin und dann meine eigenen Gruppen. Chorsingen ist meine alte Liebe, wenn man als Kind damit anfängt, ist das eine Sache des Herzens.
Warum haben Sie sich für Linz beworben?
Ich suche immer eine neue Herausforderung, dazu gehört auch ein größeres Haus als zuletzt in Aachen. Beim zweiten Mal hat es geklappt. Als ich dieses Haus gesehen habe, war ich schockiert. So eine kleine Stadt und so ein unglaublich schönes Theater. Meine Güte! Bravi!
Was haben Sie mit dem Chor und mit dem Extra-Chor des Landestheaters vorgefunden?
Der Chor? Bravi! Ich bin sehr, sehr, sehr zufrieden. Ich freue mich sehr über die Leute im Haus, alle sind sehr freundlich. Die Einstellung ist großartig und vom Gefühl her mit Italien vergleichbar. Wunderschön! Wenn die Atmosphäre nicht gut ist, dann spürt man das sofort, und es ist schwer, die Arbeit fertigzubringen.
Wo werden Sie anpacken?
Es gibt ein paar Änderungen, weil manche Sänger in Pension gehen. Es gibt neue Gesichter, und neue Luft ist immer gut für einen Chor. Vorbereitet und majestätisch sollen sie auf die Bühne kommen und sagen: Ha, da bin ich! Das muss von mir kommen. Lust auf die Musik, das ist das Ziel.
Wie arbeiten Sie?
Ich lege viel Wert auf Spaß. Dann sehen die Sängerinnen und Sänger auch nicht mehr auf die Uhr, wenn es bei Proben später geworden ist. Das ist mein Trick.
Wenn das Publikum am 2. November bei der Premiere von "La clemenza di Tito" den "neuen" Chor des Landestheaters hört – wird es da aufhorchen?
Ich denke ja. Das Stück ist ruhig, viele Arien und die wunderschöne, elegante Musik, und dann plötzlich kommt dieser Chor: Pfumm!