Ein abenteuerlich wilder Hund
Er war (fast) auf dem Everest, in der Eigernordwand, mit einem R4 in Afghanistan, mit dem Kajak auf dem Colorado River, und all das ohne GPS und Internet, weil es diese Hilfsmittel in den 60er Jahren noch nicht gab. Von seinen Abenteuern erzählt Otto Huber (78) beim Kalkalpen Diafestival in Steyr.
Heute würde man Otto Huber ganz sicher einen Adrenalinjunkie nennen, so mancher würde auch einfach sagen, er sei ein wüda Hund. Der 78-Jährige aber sieht sich als Abenteurer. Er sei nie ein Sportler gewesen, sagt der Bayer, der Traunstein seine Heimat nennt, "aber weil ich auf die Eigernordwand wollte, habe ich halt klettern gelernt. Ich wollte den Colorado River hinunter, also habe ich Kajak fahren gelernt." Stets war "das Erlebnis an sich" sein Antrieb, das ihn in die Ferne und meist auch in luftige Höhen zog. Und so sind seine Erstbesteigungen ungezählt, denn oft war bereits der Weg dorthin spektakulärer als der Weg hinauf.
Zu einer Kletterexpedition in die Sahara brach er etwa mit einem 26 PS starken Unimog und einem VW Käfer auf. "Geklettert sind wir bei 38 Grad im Schatten. Total verrückt", sagt er heute. Am Ende waren es immerhin 35 Erstbesteigungen. "Ich bin sicher, da ist niemals ein Zweiter hinauf."
Flitterwochen in Afghanistan
Auch Hubers Afghanistan-Expeditionen hatten nicht zuletzt wegen der fahrbaren Untersätze Abenteuercharakter. Bereits die Anreise bei der ersten Fahrt 1961 mit einem VW-Bus dauerte 28 Tage. "Wir sind Tag und Nacht gefahren. Hinter Belgrad war die Straße aus, es gab nur noch Sand- und Wellblechbuckelpisten", erzählt Huber.
Für die zweite Reise in das Land am Hindukusch, die er gemeinsam mit fünf Bergsteigern und zwei Wissenschaftern unternahm, wurde ein ausrangierter Postbus umgebaut. Der erwies sich zwar als unverwüstlich, aber sein Gewicht brachte so manche brenzlige Situation mit sich. "Einmal kamen wir an eine Brücke, deren Tragkraft mit einer Tonne angegeben war. Wir hatten aber fünf. Ich bin gefahren. Die anderen standen drüben und hatten ihre Fotoapparate gezückt. Das wäre der bestdokumentierte Absturz geworden", feixt der Bayer.
Unvergessen ist für den heute 78-Jährigen auch seine Hochzeitsreise. Die führte nämlich ebenfalls nach Afghanistan ("Man muss einer jungen Frau schließlich etwas bieten") – in einem R4. "Das war der SUV der damaligen Zeit." Vier Monate und 24.000 Kilometer war das Paar unterwegs – mit 23 PS.
Manager und Abenteurer
Dann und wann geriet der Bayer auch in stürmische Gewässer. 1400 Kubikmeter Wasser pro Sekunde tosten den Colorado River hinunter, just, als Huber dort mit dem Kajak unterwegs war. Was er nicht wusste: Das Wasser eines Staudamms wurde abgelassen. Braune Schlammflut und sechs Meter hohe Wellen – eine Katastrophe? Nicht für den Huber, der von einem "Glücksfall" spricht, "sonst wäre es weit nicht so spektakulär gewesen."
Man kann sich schwer vorstellen, dass ein Abenteurer wie er auch ein anderes, ein bürgerliches Leben führte. Seine Kletter- und Bergsteigerleidenschaft begann früh, doch mit 13 Jahren begann er zunächst eine Schriftsetzerlehre, allerdings immer mit einer jährlichen Unterbrechung von mehreren Monaten für Kletterexpeditionen, wie er sagt: "1964 hat mich mein Chef endlich rausgeschmissen, als ich mich statt nach drei erst nach fünfeinhalb Monaten zurückmeldete – Gott sei Dank." Huber absolvierte ein Abendstudium und verbrachte 44 Jahre bei einem der größten Zeitschriftenverlage Europas. Auf abenteuerliche Reisen ging er trotzdem. "Ich habe das immer sauber getrennt – mein bürgerliches Leben und dann ein- bis zweimal im Jahr total ausflippen."
Wetterpech auf dem Everest
Mit Österreich verbindet der 78-Jährige ebenfalls ein großes Abenteuer. Das führte ihn 1999 auf den Mount Everest, gemeinsam mit dem Salzburger Alpinisten Marcus Schmuck, der die Expedition leitete. Im alpinen Stil ohne Sauerstoff und Träger sollte der höchste Berg der Welt bezwungen werden. "Um das Ganze zu finanzieren, haben sie einige Oldies wie mich mitgenommen", erzählt Huber.
Ein Schlechtwettereinbruch verhinderte jedoch einen Aufstieg bis zum Gipfel, 300 Meter unterhalb war Schluss. Eine Niederlage? "Um Gottes willen, nein", so der 78-Jährige, "entscheidend ist nicht der Gipfel, sondern der Berg. Das Erlebnis zählt und dass du rechtzeitig weißt, wann Schluss ist. "
Zur Person
Name: Otto Huber, 78 Jahre, aus Traunstein
Beruf: Langjähriger Verlagsleiter bei Gruner & Jahr
Vortrag: Unter dem Titel „60 Jahre Reisen“ steht der Vortrag Otto Hubers beim Kalkalpen Diafestival am Sonntag, 11. November um 15 Uhr im Stadttheater Steyr
Kalkalpen Diafestival
Weitere Vortragende im Stadttheater Steyr sind:
Martin Engelmann: „Zu Fuß nach Rom auf dem Franziskusweg“, 10. Nov., 16.30 Uhr
Anita Buchholzer & Andreas Hübl: „Rocky Mountains – Durchs wilde Herz Nordamerikas“, 10. Nov., 19.30 Uhr
Sabine Hoppe & Thomas Rahn: „Unbekanntes Zentralamerika. Im Oldtimer von den USA bis Kolumbien“, 11. Nov., 18 Uhr
Karten im Vorverkauf (zwölf Euro): Intersport Winninger, Foto Grünwald, Thalia Steyr, VKB Steyr Stadtplatz, Nationalpark-Zentrum Molln und kalkalpendiafestival.at
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