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Eine steile Sache

Von Martin Duschek, 30. Juli 2016, 00:04 Uhr
Eine steile Sache
Ein Spaziergang im Schatten uralter Bäume an der Garonne in Toulouse. Bild: Duschek

Urlaub in Frankreich? Warum nicht in den Pyrenäen? Die gebirgige Südgrenze der Grande Nation wartet mit zauberhaften Städtchen und romantischen Hochgebirgslandschaften auf.

"Two to Toulouse!" – die Reise in jene Region, wo Frankreich an die Iberische Halbinsel grenzt, beginnt mit einem alten Spruch aus dem Geographieunterricht. Toulouse, die Hauptstadt der Region Midi-Pyrenäen, empfängt ihre Besucher im typisch milden Abendlicht. Sie wird ob ihrer Backsteinbauten auch die rosa Stadt genannt. Mangels Steinbrüchen in der Ebene des Garonne-Flusses wurden selbst das Capitolium, der mächtige Palast der Stadtverwaltung, und die Basilika Saint-Sernin, die größte romanische Kirche Frankreichs, zur Gänze aus gebrannten Ziegeln errichtet, wie der ganze mittelalterliche Stadtkern. Nur die Portale der schönsten Häuser – dazu zählen vor allem die Paläste ehemals reicher Händler – entstanden aus teuer herangekarrtem Kalkstein.

Toulouse verdankte seinen Wohlstand der blauen Farbe, die aus der (frz.) Pastel- oder (dt.) Indigo-Pflanze gewonnen wurde. Alle historischen Sehenswürdigkeiten der viertgrößten Stadt Frankreichs erreicht man im Altstadtkern bequem zu Fuß. Die Besichtigung der engen Gassen ist kurzweilig. An jedem Eck lockt ein anderes Café oder Bistro, tönt Musik aus Lautsprechern oder live gespielten Instrumenten.

"Das Semester geht zu Ende", klärt unser Guide auf, "die Studenten feiern, und von den 450.000 Bewohnern der Innenstadt ist fast jeder vierte Hörer an einer der drei Hauptuniversitäten der Stadt."

Ortswechsel: Das Tragen der Koffer über die enge Stahltreppe wird zur echten Herausforderung. Das Herz rast und die Lunge pumpt, was geht. "Slowly", lacht Philippe, seines Zeichens astronomischer Animateur der Sternwarte am Pic du Midi. "Wir sind hier fast auf 3000 Meter Seehöhe – da wird der Sauerstoffmangel für jeden spürbar!"

Von der Ebene der Garonne auf 2870 Meter

Die Fahrt von Toulouse nach La Mongie dauerte knapp vier Stunden. Von einem der größten Skigebiete der Region führt eine Seilbahn hinauf auf den Pic du Midi auf 2870 Meter. Der freistehende Gipfel bietet bei Tag ein atemberaubendes Panorama über die Dreitausender-Kette der Pyrenäen, die sich vom Mittelmeer bis zum Atlantik dehnt. Bei Nacht eröffnet sich dank klarer Luft und fehlender Lichtverschmutzung die Welt der Sterne.

Bereits im 19. Jahrhundert entstand hier eine Wetterstation, die im Laufe der Jahrzehnte zu einer der bedeutendsten Sternwarten der Welt ausgebaut wurde. Die Amerikaner kartographierten vom Pic du Midi aus den Mond, bevor Neil Armstrong den Trabanten als erster Mensch betrat. Heute dient nur mehr ein Zwei-Meter-Spiegelteleskop der offiziellen Forschung. Die zahlreichen anderen Gerätschaften zur Himmelsbeobachtung werden von ehrenamtlichen Hobby-Astronomen genützt.

Um die Einrichtung mit ihren kilometerlangen unterirdischen Gängen, unzähligen Labors, Kuppeln, Computerräumen und Quartieren zu erhalten, können seit einigen Jahren Touristen in dem mächtigen Gebäudekomplex übernachten. Nach Sonnenuntergang und hervorragendem französischen Abendessen zählen wir Jupitermonde, staunen über Saturnringe und bewundern Mondkrater in unglaublicher Nähe und Schärfe.

Ein Kolosseum der Natur

Der Weg von La Mongie nach Gavarnie führt über den Col du Tourmalet, mit 2115 Metern Höhe einer der forderndsten Pässe, der bei der Tour de France bewältigt werden will. Entsprechend viele Hobbyradler eifern hier ihren Stars nach und schwitzen sich unzählige Kehren und Kurven empor. Das abseits gelegene Gebirgsdorf Gavarnie zählt nur 130 Einwohner. Es ist der Ausgangspunkt für Wanderungen im Cirque de Gavarnie, einen spektakulären Talabschluss, der von der 1700 Meter hohen und zwei Kilometer durchmessenden Felswand des Mont-Perdu-Massivs gebildet wird. So nebenbei braust mit 424 Metern Fallhöhe der höchste Wasserfall Europas in den Talkessel. Victor Hugo beschrieb den Cirque als "unglaubliches und außergewöhnliches Objekt, als ein Kolosseum der Natur", die UNESCO verlieh den Titel "Welterbe".

Auch uns bergverwöhnten Österreichern stockt angesichts des Felsmassivs der Atem. Auf der Straße aus dem Tal liegt die Therme Luzéa (www.luz.org).

Das Heilbad aus dem 19. Jahrhundert konserviert den Charme der Belle Époque. Wie schon Eugénie de Montijo, Frau Napoleons III. und letzte Monarchin Frankreichs, genießen wir das warme und heilsame Wasser. Vor allem Kinder mit Hals-Nasen-Ohren-Problemen, Asthmakranke und Menschen mit gynäkologischen, venösen und rheumatischen Beschwerden finden hier seit 160 Jahren Linderung und Heilung.

Eine andere Form der Heilung erhoffen sich die rund sechs Millionen Pilger, die das 15.000-Einwohner-Städtchen Lourdes im nördlichen Vorgebirge der Pyrenäen jährlich besuchen. Wir lassen den Rummel des meistbesuchten französischen Wallfahrtsorts rasch hinter uns und tauchen lieber in die Ruhe der Nachbardépartements ein.

Der Kurort Luchon z. B. ist Sommer wie Winter Ausgangspunkt für Bergaktivitäten aller Art. Kurhaus, Therme und Casino sind zwar bereits ein bisschen in die Jahre gekommen, dafür finden sich hier charmante Unterkünfte und günstige Bed & Breakfast-Anbieter in alten Villen mit lauschigen Gärten, wie der Pavillon Sévigné (www.pavillonsevigne31.com).

Windschiefe Fachwerkhäuschen

Wir besuchen das mittelalterliche Städtchen Mirepoix mit seinen einmaligen windschiefen Fachwerkhäusern, die sich um den Marktplatz und die Cathédrale Saint-Maurice reihen. Der Bau der spätgotischen Kathedrale begann im 14. Jahrhundert. Seit ihrer Fertigstellung 1506 verfügt sie bis heute über Frankreichs breitestes Kirchenschiff, überspannt von einem eindrucksvollen Kreuzrippengewölbe.

Von Mirepoix ins 38 Kilometer entfernte Lavelanet führte einst eine Eisenbahn. Die Trasse dient heute als Radweg, der zum besonderen Erlebnis mit Retro-E-Bikes befahren werden kann. Wir lernen die elektrische Unterstützung vor allem bei der kuriosen rampenartigen Auffahrt zur Burgruine von Lagarde zu schätzen. Entlang der Route verzaubern verträumte, mittelalterliche Städtchen: Die Abtei von Camon (Ariège) offenbart sich dem Fotografen von einer romanischen Steinbrücke aus.

Das 130-Seelen-Dorf zählt stolz zu den "Plus beaux villages de France", zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Ein Ort, der in diese Liste aufgenommen werden will, darf nicht mehr als 2000 Einwohner haben und muss über denkmalgeschützte Bauwerke verfügen. Allein 41 solcher Dörfer liegen in den Regionen Languedoc-Roussillon-Midi-Pyrénées, in ganz Frankreich sind es lediglich 157.

 

Eine steile Sache
Bild: M. Hirsch

 

Informationen

Die Region Midi-Pyrénées liegt im Südwesten Frankreichs, jedoch ohne Zugang zu Mittelmeer oder Atlantik. Sie umfasst mit rund 45.000 km2 eine Fläche etwas größer als die Hälfte Österreichs. Von den drei Millionen Einwohnern leben ca. 1,3 Millionen im Großraum der Hauptstadt Toulouse. Landschaftlich besonders reizvoll ist das Hochgebirge der Pyrenäen sowie deren Ausläufer.
Aufgrund seiner Lage nördlich des Hauptkamms der Pyrenäen bietet der Gipfel des Pic du Midi ein außergewöhnliches Panorama. Im Süden überblickt man die gesamte, 300 Kilometer lange Kette der Pyrenäen mit mehr als 25 Dreitausendern. Auf dem Gipfel befindet sich ein bedeutendes Observatorium, abends werden dort
astronomische Beobachtungen für Touristen angeboten.

Weitere Informationen im Internet:
tourismus-midi-pyrenees.de
toulouse-tourismus.de
ariegepyrenees.com
tourisme.haute-garonne.fr
tourisme-hautes-pyrenees.com

Atout France, info.at@france.fr Tel. 01/503 28 92, www.france.fr

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2  Kommentare
2  Kommentare
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pepone (60.622 Kommentare)
am 31.07.2016 09:29

und in den Pyrenäen ist man nie alleine da immer ein paar Schafe herumgrasen .. grinsen grinsen

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Zaungast_17 (26.401 Kommentare)
am 31.07.2016 09:32

und Gänsegeier zwinkern

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