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Wie ein schmächtiger Außenseiter zum Diktator und Massenmörder wurde

Von Peter Grubmüller, 16. April 2021, 00:04 Uhr
Wie ein schmächtiger Außenseiter zum Diktator und Massenmörder wurde
Adolf Hitler (letzte Reihe Mitte) in der 4. Klasse Volksschule in Leonding (1899/1900) Bild: ÖNB

"Der junge Hitler": Die Ausstellung im Linzer Stadtmuseum Nordico zeigt Kindheit und Jugend Adolf Hitlers im politischen und gesellschaftlichen Zusammenhang.

Heute würde man solche Typen Freaks nennen: Jugendliche, die ob ihrer Sonderling-Rolle keine Freunde finden, aber von sich derart überzeugt sind, dass es ihnen egal ist. So einer will aus der Heldensage "Wieland der Schmied" eine Oper im Stile Wagners komponieren, ohne Noten schreiben zu können. Und seinem für alles Germanische schwärmenden Geschichtslehrer Leopold Pötsch holt er in der Linzer Realschule die Landkarten aus dem Lehrmittel-Kammerl, weil er die Prüfungsfragen nicht beantworten kann.

Wer wie Adolf Hitler als Stümper gilt, der versteigt sich ebenso gerne zu simplen Feindbildern. Und die schwirrten von der Rassenhygiene bis zum Deutschnationalismus in hoher Dichte durch die Luft des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

24 prägende Jahre

Die hervorragende Ausstellung "Der junge Hitler – Prägende Jahre eines Diktators 1889–1914" im Linzer Stadtmuseum Nordico weist nach, dass Adolf Hitler die katastrophalen Überzeugungen nicht erst in München geimpft wurden. Sondern im Innviertel, in Linz und in Wien, wo Hitler seine ersten 24 Lebensjahre verbrachte.

Die Historiker Hannes Leidinger und Christian Rapp hatten diese Schau für das Haus der Geschichte in St. Pölten zusammengetragen, für Linz wurde sie ergänzt. Unter anderem mit den erstmals öffentlich gezeigten 31 Briefen des Vaters, Alois Hitler, die der Historiker Roman Sandgruber in dem Buch "Hitlers Vater" verarbeitete. Außerdem eine Auswahl der jüngst entdeckten Landschaftszeichnungen von Hans Posse, Sonderbeauftragter Hitlers für den Aufbau der Sammlung Linz ("Führermuseum"). Und das Manuskript zur ersten Jugend-Biografie Hitlers (1956) von seinem einzigen Jugendfreund August Kubizek.

Die Spurensuche, wie sich der sich selbst erhöhende Rotzlöffel zum Mörder von 60 Millionen Menschen verwandelt hat, setzt im Jahr 1945 und beim Ausmaß von Völkervernichtung und Krieg an. Im nächsten Moment rollt sie die politische, soziale, kulturelle Chronologie ab 1889 (Hilters Geburtsjahr) auf.

Durch die Raumdiagonalen zieht sich auf dunklen Blöcken Hitlers Biografie-Achse. An den Wänden offenbart sich der Kontext einer sich an Militarismus, Germanentum und Rassismus ergötzenden Gesellschaft. Mit dem Ergebnis: In seiner Gesinnung war Hitler kein Sonderling. Seine Überzeugungen waren Mainstream. Dieses Faktum wurde noch nie so überzeugend belegt wie in dieser Ausstellung, die zur Pflichtveranstaltung aller oberösterreichischen Schulen werden sollte. Digitale Angebote stehen zur Verfügung, bei einem physischen Besuch sind aktuell 30 Personen gleichzeitig im Nordico erlaubt.

Im Buchladen des Linzer "Germanenbündlers" Sepp Steurer ließ sich Hitler von deutschnationalen Schriften zum Arierwahn inspirieren. Im Linzer Landestheater fieberte der Schulabbrecher lustvoll bei Richard Wagners Opern "Lohengrin" und "Rienzi" mit.

"Es ist Tatsache, dass es in Linz ein besonders antisemitisches, deutschnationales, radikales, moralisch verkommenes Kleinbürgertum gegeben hat", sagte der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) bei der gestrigen Eröffnung. Vielleicht falle Menschen, die auch heute für Ausgrenzung und Sündenbock-Theorien anfällig sind, die Einsicht durch diese Ausstellung leichter. Luger: "Partiell sind die Prozesse in der Gegenwart sehr ähnlich. Nämlich Menschen, Gruppen, Religionen zu stigmatisieren und sie für Fehlentwicklungen verantwortlich zu machen."

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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16  Kommentare
16  Kommentare
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sol3 (13.727 Kommentare)
am 16.04.2021 21:17

Mao, Lenin, Stalin,......

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Gugelbua (31.937 Kommentare)
am 16.04.2021 12:04

„unseren täglichen Hitler gib uns heute-amen“

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adhoc (4.106 Kommentare)
am 16.04.2021 11:21

Frage an die Redaktion: Warum liest man in letzter Zeit so viel über Hitler, seinen Vater, etc ???? Warum kann man dieses Thema (die Vergangenheit)nicht einfach ruhen lassen, oder will man das nicht. Andererseits ist man heutzutage schon so humorlos geworden, dass man jemanden wegen Fotos von H´s Leibspeise klagt - gut, in diesem Fall traf´s einen Verherrlicher.
Aber schön wäre es trotzdem, nichts mehr darüber zu lesen, es könnten sich ja wieder Neue daran ergötzen.

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Orlando2312 (22.321 Kommentare)
am 16.04.2021 12:18

NEIN, diese Zeit darf man keineswegs ruhen lassen.

Die Geister dieser Weltanschauung sind heute wieder sehr lebendig. Wachsamkeit ist angesagt.

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GunterKoeberl-Marthyn (17.956 Kommentare)
am 16.04.2021 11:00

Am Bild ist er schon die Spitze der Pyramide, steht über der Klasse und dem Lehrer, der im Haufen wie ein Schüler untergeht. Die Bildersprache ist eine Art Karikatur, wo man viel erkennen kann, von Außenseiter keine Spur, er ist am Klassenbild als kleiner Junge doch der Größte! Die ganze Schuld soll man nicht auf Hitler schieben, denn alle die im zugejubelt haben, seine krankhaften Entscheidungen dadurch bestätigten, tragen ebenso die Schuld, die die krankhaften Emporkömmlinge, die plötzlich eine Karriere machten, die nur unter diesen schizophrenen Umständen möglich war. Mein Vater war nach dem Krieg entsetzt, denn es war seine Meinung, dass man mit den tüchtigen und intelligenten Juden den Krieg gewonnen hätte, dieser auch nicht so lange gedauert hätte, denn dieser "Völkermord" war eine wütende Krebszelle im eigenen Land war! Zu Franz Lèhàr, dieser musste seine Frau schützen, er hatte keinen Freiraum mehr um helfen zu können, man muss zuerst in den Schuhen des Meisters stehen.

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Rozbua (550 Kommentare)
am 16.04.2021 13:13

Wie bitte? Mit den "intellgenten Juden" hätte man den Krieg (u.a. gegen die Juden???) gewonnen? Wie darf man das verstehen?

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( Kommentare)
am 16.04.2021 10:49

Etwas ernüchternd ist, dass heute sehr schnell Menschen mit dieser widerlichen Person in Verbindung gebracht werden, wenn sie nicht die eigene Meinung vertreten.

Parallel legitimieren wir durch unser System korrupte, nicht dem Staatswohl und nicht der Bürgerschaft verbundene Typen aus Parteien, die immer noch Allmachtsphantasien haben, zu tun was sie wollen.

Es scheint, als ob da nichts daraus gelernt wurde!

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Rozbua (550 Kommentare)
am 16.04.2021 10:16

Eine "Karriere" wie diese wäre heute gottlob nicht mehr so möglich, da der Widerstand viel stärker wäre.
Aber jeder einsame, ausgegrenzte, zurückgewiesene junge Mann, ist eine nicht entschärfte Bombe.

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adhoc (4.106 Kommentare)
am 16.04.2021 11:23

siehe "diegedankensindfrei"

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diegedankensindfrei (1.700 Kommentare)
am 16.04.2021 08:55

Ich habe gerade nur die Überschrift gelesen und im ersten Moment an den heiligen Sebastian gedacht. Weiß auch nicht, warum?

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supercat (5.328 Kommentare)
am 16.04.2021 10:25

ich habe gleich an den blauen Reitergiftzwerg gedacht, dieser hält ja bereits professionell Propagandareden.

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il-capone (10.384 Kommentare)
am 16.04.2021 11:10

Aber erst durch die zuhauf wählenden Anhänger rüpeln sie in der Öffentlichkeit jahraus, jahrein herum.
Der 'Soft-Rassenwahn' ist noch immer präsent.
Auch in diesem Forum oft genug rauslesbar 🤨

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 16.04.2021 13:31

@diegedanken....
Sie sind wohl ein recht dummer Mensch, wenn sie so etwas behaupten. Aber ihr nick spricht ohnehin Bände.

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silkro (1.257 Kommentare)
am 16.04.2021 06:29

"Wer wie Adolf Hitler als Stümper gilt, der versteigt sich ebenso gerne zu simplen Feindbildern"

Das ist heutzutage mehr denn je.

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hipo23 (940 Kommentare)
am 16.04.2021 06:35

Ja ja, so ist es heute auch. Das Volk wie es heisst sucht einfache Lösungen, wobei nicht bekannt ist wer das Volk als Person ist.
Der gordische Knoten wurde mit brachiale Gewalt gelöst das wird heute noch praktiziert und gefeiert.

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 16.04.2021 06:02

Narzissmus und Religionshass.

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