"Schillers Geist hat nichts mit dem Geschlecht zu tun"
Raphaela Möst spielt in der Uraufführung "SCHILLER. Aufruhr und Empörung" im Linzer Theater Phönix den großen Dichter.
"Es gab eine Spielzeit, in der hab ich drei Mal hintereinander Männer gespielt. Da hab ich mir gedacht: ,Mein Gott, das ist halt jetzt Mode, dieses Gender-Dings‘", sagt Raphaela Möst. In der morgigen Uraufführung "SCHILLER. Aufruhr und Empörung" im Linzer Theater Phönix ist sie wieder ein Mann, Schiller nämlich. Und diesmal "stimmt es, weil es nicht darum geht, eine Biografie des Dichters herzustellen, sondern um seinen Geist und die Themen, mit denen er sich beschäftigt hat. Und Schillers Geist hat nichts mit dem Geschlecht zu tun."
Es ist ein Glücksfall, dass Möst in Linz zu sehen sein wird. 1987 in München geboren, studierte sie in Berlin Schauspiel, ab 2012 spielte sie im Ensemble im Theater in der Josefstadt, 2014 wurde sie als beste Nachwuchsschauspielerin mit dem Nestroy ausgezeichnet. Von 2016 bis 2018 überschlugen sich die Kritiker mit Lob für ihre Arbeit am Schauspielhaus Bochum. Und auch dort wurde sie als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. Trotzdem flüchtete sie nach draußen, ins freie Schauspieler-Leben, weil sie die Unsicherheit als spannendste Verführung des Theaters bewertet – künstlerisch wie ökonomisch.
Zur Schauspielerei sei Möst zufällig gestolpert. Ursprünglich wollte sie Musik studieren, "aber irgendwann kam es mir blöd vor, acht Stunden am Tag Geige zu üben". Dann blickt sie an die Zimmerdecke, prüft den letzten Satz und fängt noch einmal an: "Nein, anders: Ich war zu faul für die Geige und ich dachte, Texte auswendig zu lernen, geht schneller – was ja erstmal auch stimmt", sagt sie und lächelt verschwörerisch.
Nach Linz wurde sie von "Schiller"-Regisseur Georg Schmiedleitner eingeladen. Mit ihm arbeitete sie zuletzt in Klagenfurt bei "Vor Sonnenaufgang" von Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmann zusammen. Auch diese Produktion war zuletzt für den Nestroy nominiert. Das kann als Versprechen für Linz gelesen werden.
Theater Phönix: "SCHILLER. Aufruhr und Empörung", Regie Georg Schmiedleitner, Uraufführung: 28. 11., Termine: bis 19. 1. 2020 Info/Karten: 0732/666 500, www.theater-phoenix.at
Der junge Schiller von einer Frau gespielt, gab es schon einmal vor vielen, vielen Jahren im Theaterkeller, der damals zum Landestheater gehörte. Mir blieb das "Ha noi" der "Schillerin" im Gedächtnis.
Nun also wieder.
Lustig ist, dass Schiller ein Hüne mit breiten Schultern und schulterlangem blonden lockigen Haar. Vermutlich 190 cm groß. In Mannheim stehen Goethe und Schiller in Bronze nebeneinander, Schiller ist einen Kopf größer.
Neueste Forschungen sagen, dass Schiller bipolar war und von Selbstzweifel gepeinigt wurde. Thomas Mann arbeitete dies in seiner Erzählung "Schwere Stunde" heraus. "Der Goethe hat's leicht, dem fließt alles aus der Feder" läßt Thomas Mann seinen Schiller sagen.
Wir dürfen gespannt sein. Georg Schmidleitner ist ein sehr guter Regisseur, ich erinnere mich an seine Inszenierung "Vor dem Ruhestand" von Thomas Bernhard in den Linzer Kammerspielen.