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"Musik lebt von den Pausen"

Von Karin Schütze, 14. Februar 2020, 00:04 Uhr
"Musik lebt von den Pausen"
Ein britischer Sir, nicht nur am Klavier, auch im Gespräch. Bild: K. Hill, M. McCartney

Sein Boogie-Woogie-Spiel ist so legendär wie seine BBC-Musiksendung "Later with Jools Holland". Am 10. und 12. März macht der britische Pianist auf seiner "Clubtour 2020" in Linz und Bad Ischl Station. Warum er das österreichische Publikum liebt, hat er Karin Schütze verraten.

Wie es ihm mit Talent-Shows im Fernsehen geht, was gute Musik für ihn bedeutet und warum bei ihm zu Hause alte österreichische Möbel stehen, erzählt Jools Holland im Gespräch.

OÖNachrichten: Wie haben Sie sich am 31. Jänner gefühlt?

Jools Holland: Der Brexit betrifft mich eher wenig, weil ich sehr viel auf Tour bin. Aber ich finde die ganze Angelegenheit traurig. Das Ganze ist nicht gut.

Hat der Brexit für Sie als Musiker Konsequenzen?

Wir wissen nicht, was die Zukunft bringen wird. Das ist das Problem.

Ihre Musik-Show auf BBC "Later with Jools Holland" ist seit 28 Jahren legendär. Wie geht es Ihnen mit den vielen neuen Casting- und Talent-Shows im Fernsehen?

Einerseits kann es nicht genug Möglichkeiten geben für großartige Leute, sich zu präsentieren. Jede Show mit Musik ist gut. Aber in diesen Talent-Shows geht es nur bedingt um Musik, sondern mehr darum, dass Menschen in Tränen ausbrechen, weil Angehörige gewonnen oder verloren haben. Ich finde sie nicht grundsätzlich schlecht, weil sie Menschen eine Chance geben. Musik ist für mich kein Wettbewerb, nichts für Gladiatoren. Aber die Zeiten haben sich geändert. Als ich damals gesagt habe: "Ich möchte Musiker werden", hat es geheißen: "Dann gehst du zur Militärmusik." Heute ist das ganz anders. Es gibt unzählige Colleges und Hochschulen. Viele wollen Musiker werden, aber es ist nicht genug Platz auf dem Markt für jeden. Dadurch wird es immer härter und härter. Trotzdem soll jeder die Chance bekommen, es zumindest versuchen zu können.

Worin liegt das Geheimnis guter Musik für Sie persönlich?

Für mich definiert sich gute Musik darüber, ob ich sie wieder hören möchte. Welche Musik wir als gut empfinden, ist sehr subjektiv und hängt von vielen Dingen ab. Wo immer ich spiele oder Musik höre, geht es mir darum, wie sehr man in die Musik eintauchen, sie entdecken und sich in ihr wiederfinden kann. Das Unglaublichste für mich ist, wenn ich auf der Bühne – hoffentlich – meine Gefühle kommunizieren kann, ohne Worte. Wenn es gelingt, dass sich nur im Spielen auf dem Klavier meine Gefühle offenbaren – das ist ein wundervolles Geschenk.

Wie wichtig ist Stille für Sie?

Stille ist sehr wichtig, weil es ohne Stille keine Pausen geben würde. Die Musik lebt von den Pausen. Im Gemälde einer Landschaft gibt es Berge und Hügel, aber dazwischen ist der große, leere Himmel. Die Stille ist wie Ein- und Ausatmen, wie Yin und Yang. Auch wenn es in meinen Shows nicht sehr still ist (lacht). Bei meinen Konzerten in Linz ist mir das österreichische Publikum aufgefallen, nirgends auf der Welt findet man so ein wunderbares und aufmerksames Publikum: Ich habe eine Stück gespielt. Als es aus war, war es mucksmäuschenstill im Saal, und ich habe mich gefragt, was los ist. Bis ich bemerkt habe, dass ich meinen Fuß noch nicht vom Pedal genommen hatte, sodass der letzte Akkord noch weiterklang. Sie haben wirklich zugehört. Linz ist in dieser Hinsicht wirklich beeindruckend.

Wie geht es Ihnen mit musikalischer Berieselung, in Einkaufszentren, Restaurants?

Das mag ich überhaupt nicht, das nervt mich. Es macht mir gar nichts aus, wenn in einem Pub oder Restaurant jemand einfach Klavier spielt. Das mag ich, es verleiht einem Raum eine angenehme Atmosphäre. Einmal war ich in einem großen, alten Hotel, aus dem 16. Jahrhundert. Und sie spielten eine Musik, die für mich überhaupt nicht zu dieser Atmosphäre gepasst hat. Musik ist etwas sehr Spezielles, sehr Kraftvolles, sie kann helfen, Menschen zu heilen. Sie beliebig in Einkaufszentren zu spielen, entwertet Musik. Kurz: Ich bin dagegen.

Sie touren mit der schottischen Singer-Songwriterin KT Tunstall. Wie haben Sie zueinandergefunden?

KTs Geschichte ist großartig. Vor zehn Jahren ist sie jemand in einem Club in London aufgefallen. Sie ist dann in einer meiner Shows aufgetreten. Jemand hatte ganz kurzfristig abgesagt, und sie ist spontan eingesprungen. Der Auftritt hat ihre Karriere und ihr Leben verändert. Heute spielt sie in der ganzen Welt, manchmal auch mit meiner Band (The Rhythm & Blues Orchestra, Anm.). Sie ist der perfekte Kontrast zu Ruby Turner (jamaikanische Sängerin, Anm.), sie hat eine wunderbare, aber ganz andere Stimme. Ich bin wirklich glücklich, beide auf der Tour dabeizuhaben.

Es gibt eine persönliche Verbindung zwischen Ihnen und Hugo von Hofmannsthal. Möchten Sie davon erzählen?

Der Großvater meiner Frau war sein Sohn, Raimund von Hofmannsthal (1906–1974, Anm.). Ich höre seit zehn Jahren viel mehr klassische Musik, die ich durch meine Frau (die Bildhauerin Christabel McEwen, Anm.) entdeckt und sehr lieben gelernt habe. Einmal waren wir in Linz in einem großartigen Museum. Überall sind Schnitzereien und alte bemalte Möbel herumgestanden, wie wir sie auch bei uns zu Hause haben. Meine Frau hat sie von ihrer Mutter geerbt. In den 60er-Jahren lebte ihr Großvater auf Schloss Prielau, das heute ein Hotel ist.

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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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