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Ein patschertes Leben

Von Von Klaus Buttinger, 30. Mai 2009, 00:04 Uhr
Ein patschertes Leben
Einbrecherkönig Ernst Stummer blickt zurück – ohne Zorn. Bild: Verlag

Die Autobiografie des legendären Wiener Einbrecherkönigs Ernst Stummer (71) liest sich teilweise wie ein Schelmenroman und basiert doch auf einem traurigen Leben. Ein einzigartiger Bericht.

Aufgewachsen unter schwierigen Verhältnissen im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit erlebt der schüchterne Ernstl die Grenze zwischen Mein und Dein als eine fließende. Die Armut in Wien zwingt zum „Organisieren“. Paradox ist dann aber, dass sich der teilweise in Erziehungsheimen groß gewordene Bursche die erste Vorstrafe durch einen Fahrraddiebstahl einfängt, der keiner war. Die zweite stempelt ihn – ebenfalls zu Unrecht – als Sexualstraftäter. Polizei und Justiz fackelten nicht lange mit Underdogs in der „guten alten Zeit“.

Stummer verzockt seinen ersten Monatslohn als Bäcker und rutscht endgültig in das Wien der Billig-Strizzis ab. Bald bringt er es im Einbrechen zu wahrer Meisterschaft. Wobei er selektiv vorgeht. Immer achtet er darauf, Bedürftigen nichts wegzunehmen. Ein akademischer Titel an der Wohnungstür bedeutete für ihn eine Einladung. „Sie konnten es sich im Berufsleben richten und waren Mitglieder eines Gesellschaftssystems, das sich auf Kosten der Arbeiter und der Armen etablierte“, schreibt er über Akademiker. „Ihr Studium war gratis und wurde aus dem Volksvermögen finanziert. Ich leistete also einen Beitrag zur Umverteilung.“

Als Robin Hood sieht sich Stummer nicht. Die Gründung der „Österreichischen Gefangenengewerkschaft“ Ende der 1960er-Jahre zeugt allerdings von vorhandenem Solidaritätsgefühl.

Stummer versuchte in Tagen flächendeckender Prüderie eine Partnervermittlung und einen Hostessenservice hochzuziehen, zog sich damit den Unmut der Sexmafia zu und ein paar weitere Verurteilungen. Immer wieder enden seine Versuche legale Geschäfte abzuwickeln mit der Finanzierung derselben mittels Einbrüchen. Schließlich wird Stummer über die Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ gesucht. Sechs Jahre scharf in Garsten waren die Folge.

Stummers Biografie – destilliert aus einem 1000-seitigen Manuskript – ist Lebensbeschreibung, Schelmenroman, Krimi und ein Stück Zeitgeschichte: spannend, heiter, Mitleid erregend, auch abstoßend. So einzigartig wie das Leben.

Das Buch

„Der Einbrecherkönig“, Ernst Stummer, Co-Autor Reinhard M. Czar, Stocker Verlag, 216 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Zeitungsausschnitte, 19,90 Euro

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