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"Linz beschert mir schlaflose Nächte"

Von Peter Grubmüller, 14. Juli 2021, 00:04 Uhr
Robert Dornhelm
Robert Dornhelm verwandelt den Lebensfluss Donau in Poesie. Bild: APA

Am 11. September inszeniert der renommierte Film- und Opernregisseur Robert Dornhelm die Linzer Klangwolke.

Für seine Doku "The Children of Theatre Street" wurde er für den Oscar nominiert, für den TV-Zweiteiler "Anne Frank" für den Emmy: Robert Dornhelm ist einer der renommiertesten Film- und Opernregisseure Österreichs, am 11. September (20.30 Uhr) inszeniert er im Donaupark die Linzer Klangwolke. Zu Heraklits Begriff "Panta rhei" ("alles fließt") entwickelt der 73-Jährige auf der Donau ein "Fluss des Lebens"-Spektakel.

OÖN: Wie unterscheidet sich die Konzeption eines Films von jener der Klangwolke?

Robert Dornhelm: Es ist verblüffend ähnlich. In beiden Fällen geht es um exakte Planung. Ich hab’ auch bei der Produktion des TV-Vierteilers "Maria Theresia" Schiffe gebraucht – und hier geht’s unter anderem ja auch um Schiffe. Das ist eine der schwierigsten Fragen, weil die Donau eine mächtige Geschwindigkeit hat. Ich weiß das aus Erfahrung…

…inwiefern?

Als ich jung war, hab’ ich mir ein Boot gekauft und wollte bei der noch stehenden Reichsbrücke (Einsturz: 1976, Anm.) durchfahren. Meine Freundin hätte mich dort abholen sollen. Ich war also in diesem Boot mit einem 4,9-PS-Motor unterwegs und konnte wegen der Strömung nicht anhalten.

Sie haben Ihre Freundin verpasst?

(lacht) Sie hat mich verpasst. Die Polizei ist gekommen und wollte mich retten. Weit hinter Wien haben sie ein Lasso geworfen und angezogen. Mich hat’s überschlagen, alles war weg, irgendwann haben sie mich aus den eiskalten Fluten – es war April – gezogen. Von einer Anzeige wurde Abstand genommen, weil ich meine Lektion im 12 Grad kalten Wasser gelernt hatte.

Sie hätten Ihre Klangwolken-Bilder lieber auf Rauch projiziert – warum nun auf einer Wasserwand?

Weil in Linz viel Wind geht, es hätte den Rauch vertragen. Rauch hätte noch mehr poetischen Touch gehabt, weil ich ja keine Fußball-Übertragung zeigen will. Bilder und Träume sollen sichtbar werden.

Panta Rhei ? Klangwolke 21

Kein geringerer als Star-Regisseur Robert Dornhelm trägt die Gesamtverantwortung für die Klangwolke 21. Er wird die Geschichte der Donau mit Film und Musik zeichnen und für viele überraschende Effekte sorgen.

Erzählen Sie einen Plot, eine Geschichte – oder reduzieren Sie sich auf die poetische Atmosphäre?

Wir machen alles andere als einen Plot, weil sämtliche Plot-Versuche, die es hier gegeben hat, gescheitert sind. Es werden assoziative Bilder über unzählige Aspekte der Donau. Und ich hoffe, dass daraus Magie entsteht. Je mehr man sich auf einen Plot konzentriert, desto banaler wird es.

Im August 2020 wurden Sie im Umfeld des Grafenegg Festivals positiv auf Corona getestet…

…jaja, das war bei der niederösterreichischen Landeshauptfrau Mikl-Leitner. Und es wurde so transportiert, als hätte ich Corona gebracht, was für eine Sauerei. Dabei hab’ ich mich dort angesteckt. Es kam ein unbeschreibliches Unwetter. Alle waren bis auf die Haut nass und rannten in ein Gasthaus, rund 100 Leute. Dann ist der Alkohol geflossen, und drei Tage später war ich positiv. Symptome hatte ich keine, vielleicht war es ja ein Test-Irrtum.

Sie wurden schon vor 20 Jahren gefragt, die Klangwolke zu inszenieren – warum hat es so lange gedauert?

Es ist sich nie ausgegangen, aber die Idee, etwas zu tun, was ich noch nie gemacht habe, gefällt mir. Noch ein Film, noch eine Oper – irgendwann sind es nur Wiederholungen. Das ist was Neues, inklusive der Angst, zu versagen.

Spüren Sie jetzt Versagensangst?

Und wie, ich hab’ jede Nacht Albträume – kein Witz. Aktuell stelle ich vier Filme fertig, die machen mir keine Probleme. Wie läuft das mit den Schiffen, wie funktionieren die Projektionen, wie passt das zur Musik – Linz beschert mir schlaflose Nächte. Es werden ja manche scheußlich finden, sofern sie von den Schattenspielen, die ich mir mühselig überlegt habe, nichts sehen. In der Vergangenheit hab’ ich mich ein wenig übernommen, deshalb gibt’s mit Christoph Engel einen Ko-Regisseur, mit dem ich schon oft gearbeitet habe. Und toll ist, dass wir mit Roman Kariolou (der einst als Geigen-Wunderkind bekannte Musiker studierte an der Linzer Bruckneruni, Anm.) einen so tollen Komponisten im Team haben.

Sie sind in Rumänien geboren, ab Ihrem 13.Lebensjahr in Österreich aufgewachsen und leben seit Jahrzehnten in Kalifornien. In welcher Sprache denken oder träumen Sie?

Ich fluche auf Ungarisch oder Rumänisch, ich zähle auf Deutsch – dennoch ist Englisch zu meiner ersten Sprache geworden.

In Kalifornien toben erneut Waldbrände, ist Ihr Haus in Gefahr?

Ich hab’ mein aktuelles Haus gerade an Leute vermietet, deren Haus abgebrannt ist. Mein erstes Haus ist ja auch den Flammen zum Opfer gefallen. Feuer, Erdrutsche, Stürme – es ist verheerend. Aber mir sind Naturkatastrophen immer noch lieber als von Menschen verursachte Gewalt, wobei der Mensch auch bei diesen Katastrophen seine Hände im Spiel hat. Sehen Sie nur den Rassismus, der jetzt nach der Europameisterschaft in England ans Licht kommt – wegen eines Scheiß-Fußballspiels. Das ist zum Kotzen.

Haben Sie das Finale gesehen?

Ja, sicher.

Hat für Sie das richtige Team gewonnen?

Eindeutig, obwohl ich England anfangs etwas besser fand. Aber die Engländer sind aus der EU ausgetreten, also sollten sie künftig bei Europameisterschaften boykottiert werden (lacht).

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller

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