Die große Kunst der meisterlichen Interpretation
Die Improvisation war einmal eine allgemein gängige Praxis, bei den Organisten ist sie bis heute ein zentrales schöpferisches Betätigungsfeld.
Dieses "Phantasieren" ermöglicht vor allem auf die Liturgie bezogen rasches Reagieren auf Zeitabläufe. Es ist aber auch die große Kunst, Musik verschiedenster Epochen und Charaktere treffend und scheinbar aus dem Stegreif zu erfinden.
Johannes Ebenbauer, der am Sonntag die erste "Orgelmusik zur Teatime" im Brucknerhaus bestritt, ging bei seinem Konzert nicht ohne zu wissen, was er in der nächsten Stunde tun wird, auf die Bühne. Vielmehr hat er seine beiden großen Improvisationen auf das Programm harmonisch abgestimmt und geplant. Nach dem großen e-Moll-Präludium von Nicolaus Bruhns tobte sich der Wiener Meisterorganist und Leiter des Instituts für Orgel, Orgelforschungen und Kirchenmusik in den weiten Gefilden der Barockmusik aus. Er eröffnete seine "Suite" mit einer brillanten Ouvertüre im französischen Stil und pflegte diverse typische Satztechniken bis hin zur fein erfundenen Polyphonie.
Esoterisch bis fulminant
Auch die zweite freie und im Stil sehr persönlich gehaltene Improvisation spannte den Bogen vom fast esoterisch reduzierten Klang zarter Registerkombinationen bis hin zur fulminant virtuosen Toccata, die die Möglichkeiten des Instruments weidlich ausnutzte. Das tat auch die beeindruckend gespielte "Phantasie und Fuge", das letzte Orgelwerk Max Regers.
Fazit: Ein gelungener Balanceakt zwischen trefflicher Interpretation und gekonnt freier Phantasie.
Brucknerhaus: Orgelmusik zur Teatime, 9. Jänner