Bruckner hätte seine Freude gehabt
Gedenkkonzert in St. Florian zum Todestag des großen Komponisten.
Der 123. Todestag eines Komponisten schreit eigentlich nicht nach einer feierlichen Staatsaktion. Dennoch war es eine schöne Idee, exakt am 11. Oktober, dem Sterbedatum von Anton Bruckner, ein Gedenkkonzert in St. Florian anzusetzen. Und wenn Chor und Orchester zur Elite gehören, ist ohnedies jeder Anlass willkommen. Die Musikzeitschrift Grammophon zählt den "RIAS Kammerchor Berlin" zu den zehn besten Chören der Welt und die "Akademie für Alte Musik Berlin" bereist alle wesentlichen Bühnen der Welt.
Unter der eindrucksvollen Leitung des polnischen Dirigenten Lukasz Borowicz beglückten Chor und Instrumentalisten mit einem Bruckner-Programm, das frühe Arbeiten des Komponisten in den Mittelpunkt rückte, im ersten Teil das berührende Magnifikat in B-Dur WAB 24 und die 1854 vollendete Missa solemnis in b-moll WAB 29. Als Solisten überzeugten Johanna Winkel (Sopran), Sophie Harmsen (Mezzosopran), Martin Mitterrutzner (Tenor) und Ludwig Mittelhammer (Bariton).
Bruckner: "Es is net schlecht"
Eingerahmt vom Aequale WAB 114 und vom Aequale WAB 149 für drei Posaunen erklang nach der Pause der "Nachruf" in c-moll WAB 81a. Aus literarischer Sicht handelt es sich um typische Kitsch-Poesie des 19. Jahrhunderts, aber die musikalische Qualität rechtfertigte die Aufführung. Bruckner komponierte den "Nachruf" 1877 zum Andenken an Josef Seiberl, seinen Nachfolger als Stiftsorganist in St. Florian. Am Schluss stand das Requiem in d-moll für Soli, vierstimmigen Chor, Orchester und Orgel WAB 39, ebenfalls ein Frühwerk aus den Vierzigern, dem der Meister attestierte: "Es ist net schlecht." Wie Solisten, Chor und Orchester das Requiem sangen und musizierten, war auch "net schlecht". Es war sogar großartig, wie ausdrucksvoll die emotionalen Nuancen der Totenmesse hörbar wurden. Bruckner hätte seine Freude gehabt.
Fazit: Eine berührende Begegnung mit frühen Werken Bruckners in höchster musikalischer Qualität.
Brucknerfest: RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, Dirigent: Lukasz Borowicz. Stiftsbasilika St. Florian, 11. 10.