Immer mehr Friseure stylen beim Hausbesuch
LINZ. Schon fast die Hälfte der Wirtschaftskammer-Mitglieder bei den Coiffeuren sind Ein-Personen-Unternehmen.
Alle zwei Jahre trifft sich die heimische Friseurszene zum Stylistenkongress. 900 Branchenvertreter tauschen sich in St. Wolfgang zwei Tage über Trends aus. Ab Sonntag ist es wieder soweit. Vorab ist klar: Über ein rückläufiges Geschäft brauche sich die Branche nicht zu beklagen. "Uns geht es nicht schlecht", sagt Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder.
Im Jahr 2016 gab es ein Umsatzplus von 3,4 Prozent auf 901 Millionen Euro. Allerdings wächst der Umsatz bei weitem nicht so stark wie die Zahl der Friseure. Das liegt an der Zunahme der mobilen Friseure. Allein in Oberösterreich ist die Zahl der Mitglieder in der Wirtschaftskammer seit 2010 um fast 30 Prozent auf 1400 Betriebe gestiegen. Österreichweit ist die Zahl im gleichen Zeitraum von 7000 auf 8300 Friseure gestiegen.
Mehr teilen sich das Geschäft
Eder sieht die Strukturverschiebung kritisch: Nur noch 54 Prozent sind Salons mit zumeist wenigen Angestellten, 46 Prozent der Friseure sind inzwischen Ein-Personen-Unternehmen, also überwiegend Friseurinnen, die im Auto unterwegs sind und die Kunden zuhause stylen. "Unsere Branchenzahlen zeigen, dass bei diesen Selbstständigen am Ende der Arbeitszeit nicht viel Einkommen übrig bleibt", sagt der Salzburger Coiffeur, der selbst zwei Standorte mit 20 Mitarbeiterinnen betreibt.
Denn obwohl die mobilen Friseurinnen schon fast die Hälfte der Wirtschaftskammer-Mitglieder stellen, stagniert ihr Geschäft bei drei Prozent des Branchenvolumens. Eder räumt zwar ein, dass das Geschäft der mobilen Friseurinnen für die Finanz schwer kontrollierbar ist. Wenig offizielles Einkommen heißt aber auch niedrige Sozialversicherungsbeiträge. "Da kommt eine Fülle an Mindestpensionistinnen mit Ausgleichszulage", prognostiziert Eder. Der Friseursprecher plädiert dafür, die Kleinunternehmer-Grenze von 30.000 Euro Umsatz auf 16.000 Euro zu senken, dies würde die Steuerwahrheit verbessern.
Die Erreichung eines Mindestlohns von 1500 Euro brutto bis 2020 hat die Friseurbranche in einem Vier-Jahres-Kollektivvertragsabschluss vereinbart. 50 bis 60 Prozent der Kosten eines Salons entfallen auf Personalkosten. Die niedrigen Löhne relativiert Eder: Der Großteil zahle über KV. Gleichzeitig beklagt er, dass die Dienstleistung einer Fachkraft in der Werkstätte von der Gesellschaft anders wertgeschätzt werde als im Friseurgeschäft. Entsprechend groß sei der Kostendruck. Helfen würde eine Halbierung der Umsatzsteuer, wie es sie in anderen Bereichen mit persönlicher Dienstleistung gäbe, sagt Eder.
Die Kurve mit sinkenden Lehrlingszahlen (minus 25 Prozent seit 2010) hätte sich verflacht, Nachwuchs sei zu bekommen, sagt Eder. Gut acht Prozent der Lehrlinge starten eine Friseurlehre.
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Das gegenseitige Einverständnis der Bürger im Land ist nicht gegen den überteuerten, monopolistischen Staatsapparat gerichtet sondern gegen die Unternehmer, die untereinander im Konkurremzkampf kalkulieren müssen.
Der Schmäh mit dem Sozialstaat ist ungeheuer wirksam.
Der "Schmäh" kostet uns Unsummen! Solange wir uns den ausufernden Sozialstaat leisten, zocken uns die Berufspfuscher durch Ausgleichszulage und Mindestsicherung das ganze Leben lang ab.