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Bildungskarenz: Sie wirkt, aber kann verbessert werden

Von Ulrike Rubasch, 26. März 2024, 11:16 Uhr
Von Kanada bis Kaunertal – Politiker-Urlaube 2023
Martin Kocher (ÖVP) hofft mit den Grünen eine Reform der Bildungskarenz zu schaffen Bild: VOLKER WEIHBOLD

WIEN. Das Wirtschaftsforschungsinstitut hat sich in einer Studie angesehen, wie die Bildungskarenz in Hinblick auf die Beschäftigung und das Einkommen der Teilnehmer wirkt. Die Koalititonspartner leiten daraus gegensätzliche Dinge ab. Die ÖVP will den Zugang verschärfen, die Grünen lehnen das ab.

"Die Wirkung der Bildungskarenz ist moderat", fasst das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) in einer neuen Langzeitstudie zur Inan­spruchnahme und Wirkung der Bildungskarenz zusammen. Allerdings umfasst der Untersuchungszeitraum nicht mehr die Corona-Jahre, in denen die Zahl der Bildungskarenzler sprunghaft angestiegen ist. 

Die wichtigsten Ergebnisse: Von jenen, die aus einer Beschäftigung in die Bildungskarenz gehen, sind nach zwölf Jahren etwas weniger in einem Job als vorher.  Bei den Teilnehmern nach Elternkarenz  - einer der Hauptkritikpunkte der ÖVP - erhöhte sich jedoch die Beschäftigungsquote von 89,1 auf 92,2 Prozent. 

Für beide Gruppen führte die Bildungskarenz zu höheren Monatslöhnen.  Frauen konnten nach der Elternkarenz von einem hö­heren kumulierten Einkommen profitieren, da sie vermehrt erwerbstätig waren und von höhe­ren Monatslöhnen profitierten. Die Befragung ergab eine durchwegs positive Beurteilung der Bildungskarenz als Möglichkeit zur Qualifizierung, persönlichen Weiterentwicklung, Verein­barkeit mit Betreuungsaufgaben und gesundheitlichen Stabilisierung, so die Wirtschaftsforscher.  84 Prozent  der Befragten ga­ben an, dass die Bildungskarenz für ihr berufliches Fortkommen relevant war.

ÖVP-Vorschläge von Grünen weitgehend abgelehnt

Dennoch fordert Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) in einem Papier, das den OÖNachrichten vorliegt, dass eine Bildungskarenz im Regelfall nicht mehr im Anschluss an Elternkarenz stattfinden dürfe. Weiters soll die notwendige ECTS-Punktezahl von 8 pro Jahr auf 16 pro Semester erhöht werden und Prüfungen müssten zumindest angetreten werden. Ansonsten müsse das Weiterbildungsgeld zurückgezahlt werden. Dafür schlägt Kocher vor, soll der Tagsatz von derzeit 14,53€ pro Tag auf 32,18€ (entspricht in etwa der AMS-Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhalts) verdoppelt werden soll, damit vor allem Personen mit geringe  Einkommen und niedrigen Bildungsabschlüssen gefördert werden. Derzeit ist die Bildungskarenz eher "eine Auszeit für das Bildungsbürgertum", sagte der Ökonom Martin Halla kürzlich in einer OÖN-Kolumne. 

Lesen Sie mehr: Auszeit für das Bildungsbürgertum

Die Grünen lehnen diese Kernpunkte Kochers Vorschläge ab. "Dafür müssen Sie sich einen anderen Partner suchen", sagte Markus Koza, Arbeitsmarkt-Sprecher der Grünen im Klub, zu den OÖNachrichten.  Zustimmend reagierte er jedoch auf den Vorschlag, für die Bildungskarenz eine verpflichtende Bildungsberatung, eine Qualitätsprüfung einzuführen und den Tagsatz zu erhöhen. Die geplante Verschärfung der ÖVP hätte zur Folge, dass "zwischen 40 und 50 Prozent der Bildungskarenzteilnehmer wegfallen würde". Das würde mehr Frauen aus dem Arbeitsmarkt verdrängen und für das AMS die gleichen Kosten ergeben, weil viele dann eben in die Arbeitslosigkeit rutschen würden.

Kocher möchte weiters "bessere Kontrollmöglichkeiten der Anwesenheiten durch verpflichtende Vorlage der Teilnahmebestätigungen für Kurse und Seminare" und Selbstlernzeiten nur noch ergänzend zu Webinar- oder Seminarformaten.

Eine halbe Milliarde Euro Kosten

Zuletzt beliefen sich die Kosten der Bildungskarenz in Österreich auf eine halbe Milliarde Euro pro Jahr. Für alle anderen Weiterbildungsangebote steht dem AMS eine Milliarde zur Verfügung. Ein Rechnungshofbericht befasste sich kürzlich sehr kritisch mit diesem arbeitsmarktpolitischen Instrument. 

5999 Anträge in Oberösterreich

Im Vorjahr wurden allein in Oberösterreich fast 20 Prozent mehr Anträge auf Bildungskarenz gestellt.  Das waren  5999 Anträge nach 5030 im Jahr 2022.

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Autorin
Ulrike Rubasch
Redakteurin Wirtschaft
Ulrike Rubasch
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11  Kommentare
11  Kommentare
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Rittberger65 (23 Kommentare)
am 26.03.2024 16:34

Viel sinnvoller wäre es, wenn die werdenden Mütter ab dem Zeitpunkt der Schwangerschaft in den Mutterschutz gehen dürfe. Diese Frauen sind (zu Recht) derartigem Schutz ausgesetzt, dass bei sehr vielen Berufen eine sinnvolle Beschäftigung defakto nicht möglich ist. Die frühzeitige Karenz ist sehr eingeschränkt möglich - Fazit - die Frauen gehen in den Krankenstand, fehlen am Arbeitplatz. Ersatz kann noch keiner aufgenommen werden, weil sich das meistens finanziell nicht ausgeht.

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maggie71 (296 Kommentare)
am 26.03.2024 13:49

Wer kann, verlängert sich die Karenzzeit auf Kosten der Allgemeinheit. Geben die Mütter auch unter der Hand durchaus zu. Solange es nicht unterbunden wird, wäre im Grunde jede dumm, die es nicht nutzt. Also bitte - Zugang und Durchführung verschärfen. Ungerechtigkeit in der Karenzzeit gibt es sowieso immer, ich bekam heiße 400 Euro während ich in jeweils ein Jahr in Karenz war, hätte ich meine Kinder nur ein paar Jahre später bekommen, hätte ich 80% meines Letztgehalts bekommen und es mir richtig gutgehen lassen können - so funktioniert die Gerechtigkeit bei unseren Politikern.

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Klettermaxe (10.696 Kommentare)
am 26.03.2024 15:55

Soziale Gießkanne, und dann wundert man sich, dass trotz hoher Kosten bei den Ärmsten nichts ankommt.

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angleitner3 (306 Kommentare)
am 26.03.2024 13:03

Wieso wird die Verschärfung nicht kommen.
Aus mehreren Gründen:
1) Koalitionspartner will nicht
2) das ist wahrscheinlich das wichtigste Thema, es gibt viele, die mit kursangeboten Geld verdienen. Das ist potentiell VP zugeneigtes Klientel. Diese werden dies zu verhindern wissen
Übrigens glaube ich, dass Herr Kocher, wie immer ein Ankündigungsminister ist. Sie wollen nur den "Schwarzen Peter" den Grünen zuschieben.

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laskpedro (3.411 Kommentare)
am 26.03.2024 12:57

eine bodenlose frechheit .. bezahlter urlaub mit irgendwelchen alibikursen auf kosten der steuerzahler im höchststeuerland österreich .. schleichts euch endlich

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Klettermaxe (10.696 Kommentare)
am 26.03.2024 12:26

"Die ÖVP will den Zugang verschärfen, die Grünen lehnen das ab."

Ich kenne so viele Fälle, wo die Baby-Karenzzeit ganz einfach mit unnötigen Kursen in die Länge gezogen wird. Kostet viel bringt gar nichts!

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (26.429 Kommentare)
am 26.03.2024 11:50

Eine quasi-Vervierfachung der ETCS und "Anwesenheitspflicht" statt Selbststudium sind aber diametral und kontraproduktiv, diese Bildungskarenz nach der Babykarenz machen zu können.

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Klettermaxe (10.696 Kommentare)
am 26.03.2024 12:26

Die Verlängerung der Baby-Pause ist nicht der eigentliche Sinn dieser Bildungs-Karenz.

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prugger (243 Kommentare)
am 26.03.2024 11:38

Ja sie wirkt-aber in die völlig falsche Richtung ! Völlig richtig, dass BM Kocher hier etwas verändern will ….

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Uther (2.310 Kommentare)
am 26.03.2024 11:35

La Famiglia und Sparen wie immer bei den Schwächsten!
Die Haxelbeisser Partie per Excellence!
Wie wäre es bei den Privatstiftungen, Bilanzen bei Unternehmen, oder Steuerschulden bei Betrieben einmal Nägel mit Köpfen zu machen?!
Oder Steuerpauschalierungen abschaffen!
Oder einmal die Einheitswerte in der Landwirtschaft anzupassen???
Aja geht Ja nicht wenn Du die Hure der Reichen bist?

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Klettermaxe (10.696 Kommentare)
am 26.03.2024 12:28

Natürlich muss man überall sparen.

Und ich bezweifle, dass jene, die zu den großen und dreisten Ausnutzern der Bildungskarenz zählen, zu den Schwächsten gehören.

Die Schwächsten können sich das gar nicht leisten oder wollen oft keine Kurse machen.

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