voestalpine 2022/23: Rekorde bei absoluten Zahlen, aber nicht in den Gewinnmargen
WIEN/LINZ. Der Linzer Stahlkonzern voestalpine hat im Geschäftsjahr 2022/23 viel investiert, Schulden abgebaut und unter dem Strich spürbar weniger Gewinn erzielt. Nach Steuern blieb ein Überschuss von 1,2 Milliarden Euro, das waren um 11,4 Prozent weniger als im Jahr davor, wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab.
Der Vergleichswert des Vorjahres von 1,3 Milliarden Euro habe ein positives Bewertungsergebnis aus dem Verkauf des HBI-Werks in Texas in Höhe von 257 Millionen Euro enthalten. Der Gewinn je Aktie (EPS) sank den Angaben zufolge um 17,4 Prozent von 7,38 auf 6,01 Euro. Die Dividende soll aber laut Vorschlag des Managements an die Hauptversammlung am 5. Juli von 1,2 auf 1,5 Euro je Anteilsschein angehoben werden.
Der Ausblick auf das gesamte laufende Geschäftsjahr (per Ende März 2024) ist verhalten: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll von 2,5 Milliarden auf 1,7 bis 1,9 Milliarden Euro massiv zurückgehen - "unter der Prämisse keiner massiven wirtschaftlichen Verwerfung, ausgelöst von der Zinspolitik der Zentralbanken, sowie der Annahme keiner weiteren Eskalationsszenarien aus dem Ukraine-Krieg oder zusätzlicher geopolitischer Spannungen", so das Management.
Operativ war die Voest 2022/23 noch schwungvoll unterwegs: Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg das Ergebnis (EBITDA) gegenüber dem Jahr davor von 2,3 auf 2,5 Milliarden Euro (plus 11,1 Prozent). Die EBITDA-Marge gab allerdings von 15,4 auf 14 Prozent nach. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erhöhte sich von 1,5 auf 1,6 Milliarden Euro, die Marge sank hier von 9,7 auf 8,9 Prozent.
Das neue Edelstahlwerk am steirischen voestalpine-Standort Kapfenberg wird deutlich teurer als ursprünglich gedacht. Es komme zu einer möglichen Kostenüberschreitung von "bis zu 30 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Investitionsplan von 350 Millionen Euro". Um einen schnellstmöglichen Hochlauf der Produktion nach den bereits berichteten Verzögerungen sicherstellen zu können, hätten unter anderem die Eigenleistungen des Unternehmens voestalpine Böhler Edelstahl massiv erhöht werden müssen.
Vier Jahre nach dem Spatenstich habe die Bauphase im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 erfolgreich abgeschlossen werden und der Testbetrieb in Form der Heißinbetriebnahme gegen Ende hin gestartet werden können. Die Vollinbetriebnahme des "größten Investitionsvorhabens des Konzerns in den letzten Jahren" erfolge schrittweise im laufenden Geschäftsjahr 2023/24. Im Vollbetrieb werde das Werk jährlich rund 205.000 Tonnen Spezialstähle für die internationale Luftfahrt-, Öl- und Gas-, Automobil- und Werkzeugbauindustrie herstellen.
Insgesamt investierte der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr den Angaben zufolge 922 Millionen Euro und damit um 30 Prozent mehr als im Jahr davor (708 Millionen Euro). Der Fokus lag auf der "technischen Optimierung der bestehenden Anlagen und Ersatzinvestitionen".
Mit der Genehmigung der Investition von 1,5 Milliarden Euro für greentec steel durch den Aufsichtsrat heuer im März sei "ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft des Konzerns" gesetzt worden. Geplant sei, dass die Entscheidung für Anlagen und Lieferanten noch 2023 getroffen werde, der Bau 2024 starte und die Inbetriebnahme der beiden Aggregate 2027 erfolge. Im Konzern könnten damit ab 2027 "bis zu 30 Prozent" der CO2-Emissionen eingespart werden - "das sind fast 5 Prozent der CO2-Emissionen Österreichs". Wichtige Voraussetzung dieser nächsten großen Etappe sei die Klärung noch offener Förderfragen.
Ab 2030 plant die voestalpine eine weitere Ablöse von je einem Hochofen in Linz und Donawitz (Steiermark). Um das Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen, forsche der Konzern bereits an mehreren neuen Verfahren und investiere in "Pilotprojekte, die neue Wege in der Stahlerzeugung ermöglichen werden".
Parallel zu den Großinvestitionen fuhr die Voest die Verschuldung von 2,3 auf 1,7 Milliarden Euro massiv nach unten. Das Gearing (Nettoverschuldung in Relation zum Eigenkapital) verbesserte sich von 32,4 auf 21,4 Prozent. Das Eigenkapital des Konzerns markiert mit 7,8 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert. Die voestalpine beschäftigt weltweit 51.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (2021/22: 50.225).
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